Techniker mit Leidenschaft gesucht

Personal I. Die Personalisten in Österreichs Industrieunternehmen arbeiten alle an ähnlichen Themen: Die richtigen Mitarbeiter suchen, die passenden finden und im Unternehmen halten.

Die Konjunkturprognose, die die EU-Kommission vor wenigen Tagen unter dem Titel „Durch die raue See navigieren“ veröffentlicht hat, ist grundsätzlich positiv: Heuer soll Europas Wirtschaft um 1,6 Prozent, im kommenden Jahr sogar um 1,8 Prozent wachsen. In Österreich soll das Wachstum bei steigender Arbeitslosigkeit in beiden Jahren bei 1,6 Prozent liegen.

Für die Personalabteilungen vieler Industriebetriebe heizt die Prognose eines an: die Suche nach den richtigen Mitarbeitern.
Beim Werkstoffspezialisten Plansee hat man kaum Probleme, Techniker und Sachbearbeiter zu finden. Anders ist die Lage bei den Hochqualifizierten. Da macht es die relativ exponierte Lage des Stammwerks im Tiroler Außerfern mit rund 2500 Mitarbeitern (weltweit sind es 10.000) nicht einfacher. Bergfexe seien begeistert, sagt Stefan Fesl, Leiter Human Resources. Letztlich aber sei es wichtig, ein Paket zu schnüren: aus hohem Verdienst, flexibler Arbeitszeit und flexiblem Arbeitsort. Mindestens ebenso wichtig sei eine interessante Arbeit: „Werkstoffwissenschaftler mit Spezialisierung auf Wolfram und Molybdän können ihrer Leidenschaft nachgehen.“

Gefordert sind Fesl und sein Team wie viele Personalabteilungen in anderen Unternehmen auch hinsichtlich Organisationsentwicklung: So hilfreich flache Hierarchien für den Unternehmensalltag sind, den Personalisten verlangt diese Organisation einige Kreativität ab: Weil Mitarbeiter zusätzlich überdurchschnittlich lang im Unternehmen bleiben, ist der Aufstieg nicht ohne Weiteres möglich. Daher setzt Plansee stark auf Projektarbeit und -organisation.

Techniker: Beste Bedingungen

Auf „gesundes Wachstum“ deuten die Zeichen auch beim Spritzgießmaschinen- und Automatisierungsspezialisten Engel mit Sitz in Schwertberg hin. Zusätzlich zu den weltweit bereits bestehenden 5800 Mitarbeitern (davon 3300 in Österreich) werden heuer rund 300 neue Stellen zu besetzen sein, die Mehrheit davon in Österreich, sagt Michael Grininger, Corporate HR Director. Gesucht sind qualifizierte Techniker. „Gesundes Wachstum“ bedeutet für Carina Grossalber, Leiterin des Recruitings und Personalmarketings, vor allem eine entlang der Strategie definierte und damit bedarfsorientierte Personalplanung. Recruiting gelinge dort besonders gut, wo Netzwerke, die Führungskräfte und HR mit (Hoch-)Schulen erarbeitet haben, genutzt werden. Danach, sagt Grossalber, ist es wichtig, neuen Mitarbeitern mit perfektem Onboarding den Einstieg zu erleichtern. Ebenso relevant sei die Weiterbildung, denn das Unternehmen hat ambitionierte Wachstumsziele, und dazu braucht es Mitarbeiter und Führungskräfte, die sehr gut qualifiziert und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.

Auch die Engel-Standorte liegen abseits der großen Städte, daher versuche man, Regionalität und Internationalität zu verbinden: „Techniker“, sagt Grininger, „finden bei uns alles vor, um ihre Ideen verwirklichen zu können.“

Ebenfalls auf rund 300 Recruitings pro Jahr kommt die Erber Group mit Sitz in Getzersdorf zwischen St. Pölten und Krems. Das auf Lebens- und Futtermittelsicherheit spezialisierte Unternehmen mit den Marken Biomin und Romer sucht Mitarbeiter, die nicht nur fachlich in Bereichen wie Tierernährung oder Biotechnologie einschlägig ausgebildet sind, sondern auch Vertriebs- und/oder Management-Kompetenzen mitbringen. Doch die Zahl der potenziellen Kandidaten in Österreich sei zu gering, sagt Personalvorstand Heinz Flatnitzer. Entsprechend rekrutiere sein Team laufend im Ausland.

Work smart statt work hard

Übereinstimmung herrscht auch darüber, wie die Personalisten die Bedürfnisse der Mitarbeiter einschätzen. Immer wichtiger werde demnach, dass die Mitarbeiter Möglichkeiten sehen mitzugestalten. Zudem würden sie auch selbst großen Wert auf Ergebnisorientierung legen: „Work smart statt work hard“ laute die Devise, sagt Flatnitzer. Das alles aber nur, wenn die Mitarbeiter den Sinn ihrer Tätigkeit sehen. Dann sei auch die räumliche Lage des Unternehmens nicht mehr so wichtig. Wichtig ist hingegen – gerade in einer Zeit der Unsicherheit und der volatilen Märkte – die Jobsicherheit. Auch für die jungen, noch relativ flexiblen Mitarbeiter: Die trauen sie eher familiengeführten Unternehmen zu, von denen sie eine längerfristige Planung erwarten.

Und was ebenfalls übereinstimmend auffällt: Unternehmen müssen Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten bieten. In dieser Hinsicht werden die Mitarbeiter durchaus fordernder – umgekehrt, räumen die Personalisten ein: Das Ausbildungsniveau der Kandidaten steigt stetig.

Allerdings: Weiterbildung hat in den Unternehmen nur zum Teil die Aufgabe, für höhere Positionen fit zu machen. Angesichts der Digitalisierung geht es vielfach schlicht darum, die Mitarbeiter auf der Höhe der Zeit zu halten. Das beginne bei den Mitarbeitern im Alter von 40+, sagt Fesl: Junge ITler hätten oft nach kurzer Zeit mehr drauf als die älteren Kollegen.

Entsprechend ist für alle Unternehmen die Weiterbildung der Führungskräfte ein Thema: egal ob stationär oder als E-Learning.

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