Karriere trotz Karenz?

Echte Väter zeigen Mut zum Karriereknick.

Echte Männer gehen in Karenz: In der neuen Kampagne des Frauenministeriums wird die Väterkarenz bekanntlich mit einem waschechten Rocker beworben, der seine „Kollegen“ nicht vom Lenker einer Harley, sondern eines Kinderwagens grüßt. Sehr witzig. Und inhaltlich sehr richtig.

Unser Problem sind aber eigentlich nicht die Typen in den Lederjacken, sondern die Herren im Nadelstreif. Warum sollen sie – wie die Frauen – in Karenz gehen, wenn ihnen a) erhebliche Gehaltseinbußen, b) Karriererückschläge und c) massive Imageprobleme drohen, weil sich ein echter Karrieremacher eben mit beruflichen Lorbeeren und nicht mit Kinderbrei bekleckert?

Es ist Zeit, ein bisschen mehr Druck in Richtung Fairplay zu machen. Das einkommensabhängige Kindergeld war ein kluger Anreiz. Jetzt ist es Zeit, ernsthaft über den verpflichtenden Karenzurlaub für Männer zu diskutieren. Der wäre nicht nur ein aktiver Beitrag zum Abbau von Machotum, sondern würde auch die Karrieren von Frauen fördern. Denn warum soll das Damoklesschwert eines Karriereknicks durch die Karenzzeit nur über Frauen schweben? Es ist Zeit, diesbezüglich die Männer mit den Frauen gleichzustellen. Beide Geschlechter sollen sich künftig damit beschäftigen müssen, wie man Kind und Karriere unter einen Hut bringt.

Vielleicht brächte die verpflichtende Väterkarenz auch das Dogma ins Wanken, dass nur Frauen wegen „drohender“ Mutterschaften und Betreuungspflichten im Beruf ausfallen. Sollten sich künftig Personalchefs nicht auch den Kopf zerbrechen müssen, was das Unternehmen macht, wenn männliche High Potentials Kinderwünsche hegen?

Das ist heute noch Zukunftsmusik. Aber die Richtung stimmt. Echte Väter erkennt man vielleicht bald auch am Karriereknick. Na und?

E-Mails an: johanna.zugmann@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)


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