Was Personalisten heuer anpacken wollen

(c) MP2 - stock.adobe.com (Photographer: Roman Maerzinger)
  • Drucken

Mitarbeiterbindung steht ganz oben auf der Liste, gefolgt vom Flexibilisieren der Arbeitszeiten und – erstmals – vom Fördern der Beschäftigungsfähigkeit. Andere große Themen gehen daneben unter.

Es ist nicht neu, dass das Halten guter Mitarbeiter ganz oben auf der Personalistenagenda steht. So war es in den vergangenen Jahren, wenn der Personaldienstleister Hays jeweils rund tausend deutschsprachige Führungskräfte für seinen „HR-Report“ befragte, so war es auch heuer. Neu ist, was auf den Folgeplätzen kommt. Um das Oberziel der Mitarbeiterbindung zu erreichen, rankten die Befragten erstmals die Flexibilisierung der Arbeitszeiten auf den zweiten Platz und die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern auf Platz drei.

So weit die Theorie. In der Praxis klafft jedoch eine Lücke zwischen den Instrumenten, die zum Oberziel Mitarbeiterbindung führen und ihrer tatsächlichen Nutzung. Wobei die Autoren betonen, dass sich die Diskrepanz im Vergleich zu früheren Jahren verringert habe.

► Ganz oben auf der Instrumentenskala steht ein gutes Betriebsklima.

62 Prozent schwören darauf, aber nur 51 Prozent können etwas dafür tun. Jene Befragte, die ihre Organisation als agil verstehen (definiert als die Fähigkeit, sich rasch auf Veränderungen einzustellen), nehmen das Klima positiver wahr als die anderen.

Gut die Hälfte meint zwar, dass Agilität zunehmend wichtiger wird – je höher die eigene Position, desto größer diese Überzeugung. Tatsächlich arbeiten aber erst wenige danach: 17 Prozent der IT-Abteilungen, 13 Prozent von HR bzw. Unternehmensleitung und zwölf Prozent der Einkaufsabteilungen. Allen anderen Bereichen werden weniger als zehn Prozent agiles Arbeiten attestiert.

Als beliebteste agile Methoden gelten Design Thinking, Innovationslabors und Lean-Start-ups (Scrum wird erst an sechster Stelle genannt). Die größten Hürden sind starre Prozesse, ungeklärte Verantwortlichkeiten, Silodenken und veränderungsunwillige Mitarbeiter.

► Zweitbestes Mitarbeiterbindungsinstrument sind flexible Arbeitszeiten. 54 Prozent glauben, aber nur 43 Prozent arbeiten daran.

► An dritter Stelle steht eine marktgerechte Entlohnung. Hier sind den Personalisten wohl die Hände gebunden: 51 Prozent wissen von deren Klebefunktion, aber nur 38 Prozent können sie nutzen.

► Auch mit Beschäftigungssicherheit lässt sich punkten. 42 Prozent sind davon überzeugt, nur 27 Prozent argumentieren damit.

Gute Karriereperspektiven würden 38 Prozent gern bieten, nur 28 Prozent können es.

► Diskrepanz: An sechster Stelle der Mitarbeiterbindungsinstrumente stehen interessante Aufgaben. Daran glauben 36 Prozent – allerdings meinen mehr als das, nämlich 41 Prozent, sie zu bieten.

► Relativ weit unten, erst an siebenter Stelle, finden sich Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. 36 Prozent halten sie für zielführend – 22 Prozent bieten sie an.

► Auf den Plätzen folgen betriebliche Zusatzleistungen, Personalentwicklung, Reputation des Arbeitgebers, Gesundheitsförderung und differenziertes Führungsverhalten je nach Mitarbeiter und Situation.

Detail am Rande: Bestehende Mitarbeiter zu halten steht so stark im Fokus, dass daneben das Rekrutieren neuer Mitarbeiter untergeht – obwohl das immerhin die Hälfte der Befragten plant. Für Österreich fällt auf, dass hier überwiegend (60 Prozent) regional gesucht wird. Die National-, EU- oder gar weltweite Suche nennen die Befragten kaum.

AUF EINEN BLICK

Der jährlich erscheinende „HR-Report“ des Personaldienstleisters Hays basiert auf der Onlinebefragung von 1036 Geschäftsführern und Personalisten im deutschsprachigen Raum. Zentrales Thema heuer wie in den vergangenen Jahren ist das Halten bestehender Mitarbeiter. Dabei spielt der Agilitätsgrad der Organisation eine wichtige Rolle, weil er das Betriebsklima positiv beeinflusst. Allerdings wenden erst wenige Firmenbereiche agile Methoden in der Praxis an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.