Kloster Und: Generation Y ist am Wort

(c) APA
  • Drucken

Von Grundeinkommen bis In-vitro-Fleisch: Die Globart Academy bietet originelle Lösungsansätze.

Zwischen Krems und Stein liegt Und, ein ehemaliges Kloster. Das kommt zwar vom lateinischen Wort für Welle (unda), passt aber gut zur Globart Academy, die seit 2010 dort stattfindet: Ihre Themen verbinden Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, und zwar auf originelle Art.

Heuer ist das Motto „How far can we go? Alles ist möglich – Wie Generationen Grenzen verschieben“. Im Zentrum soll die Generation Y stehen, darunter versteht man Menschen, die um die Jahrtausendwende Teenager waren. Man kann das Y aber auch als „Why?“ lesen: „Menschen der Generation Y hinterfragen, was lange Zeit selbstverständlich war“, erklärt Globart-Generalsekretärin Heidemarie Dobner. „Sie sind einerseits Verweigerer, glauben nicht an Versprechungen der Politik. Andererseits suchen sie ganz eigene Lösungen. So entwickeln sie neue Ideen vom Teilen. Der typische Generation-Y-Mensch sieht etwa einfach keinen Sinn mehr darin, ein Auto privat zu besitzen.“

In diesem Sinn stellen diverse Gäste originelle Lösungen vor. Michael Bohmeyer etwa, Initiator von „Mein Grundeinkommen“. Er ist für ein bedingungsloses Grundeinkommen – und sammelt dafür: Immer, wenn er 12.000 Euro beisammenhat, bekommt ein Antragssteller ein Jahr lang 1000 Euro pro Monat. Er selbst war der erste Bewerber. Der jüngste war neun, er spendete das Geld seiner Mama, die dann mehr Zeit für ihn hatte . . .

„Flüchtlinge willkommen“

An eine nicht staatliche, aber doch gesellschaftliche Lösung eines derzeit akuten Problems glaubt Martina Buchinger von der Aktion „Flüchtlinge willkommen“, die Flüchtlinge in WGs unterbringt. Oder, näher an der Ökonomie, Lunzers Maßgreißlerei in der Wiener Leopoldstadt: Dort wird auf Verpackungen verzichtet, jeder muss Gefäße selbst mitbringen, dafür kann man auch z. B. nur einen Achtelliter Milch kaufen. Fleisch, für dessen Produktion keine Tiere sterben müssen, stellt der Physiologe Mark Post vor: Er arbeitet an der Uni Maastricht an In-vitro-Fleisch.

Eine Zeit lang in der Politik versucht hat es Marina Weisband, ein „Tschernobyl-Kind“, mit ihren Eltern nach dem Nuklearunfall aus der Ukraine ausgewandert: Sie war 2011 das Gesicht der deutschen Piratenpartei. Bei der Globart Academy trägt sie über die „Klugheit der Vielen“ vor. Theologe Philipp Harnoncourt spricht über Vertrauen als „Währung von morgen“, Polyartist André Heller über Scheitern und Neubeginn. Und wer kurz weder scheitern noch grübeln will, kann Yoga machen, Kremser Veltliner trinken oder das Kulturprogramm genießen: David Fray spielt Schubert, Thean Chie Khan führt durch seine Ausstellung „Mythen, Riten, Maskenspiele“. (tk)

18. Globart Academy: 24.-26. 9., Kloster Und.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.