Alte Handschriften, Karten und Bücher, die seit
dem Mittelalter durch Kupfergrün koloriert
wurden, sind in Gefahr, von Kupferionen
zerfressen zu werden.
Im Laufe der Geschichte kam es immer wieder
vor, dass Länder einfach von der Landkarte verschwanden. Leider passiert es aber auch in Bibliotheken immer wieder, dass Länder aus
Landkarten verschwinden. Die Farbe Grün in
alten Karten und Büchern neigt dazu, sich durch
das Papier oder Pergament zu „fressen", braun und
brüchig zu werden (siehe Bild, Mitte 15. Jahrhundert: Die Farbe hat sich zur Papierrückseite „durchgefressen"). „Kupferfraß" ist ein großes Problem, mit dem Bibliothekare und Restauratoren bei vielen illuminierten Handschriften, Wiegedrucken
(Inkunabeln) oder frühen Druckschriften zu kämpfen
haben. „Das billigste Grünpigment war seit dem
Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert Kupferacetat",
erklärt Christa Hofmann vom Institut für Restaurierung der Österreichischen Nationalbibliothek. Es entsteht aus Kupfer, das mit Essigsäure und Sauerstoff reagiert, die Farbe wurde auch „Grünspan" genannt. In Zusammenarbeit mit dem Department für Chemie der Boku (Antje Potthast) läuft ab Herbst ein forMuse-Projekt (finanziert vom BMWF), in dem die molekularen Vorgänge des Kupferfraßes, seiner Entstehung, Prävention und auch „Heilmethoden" untersucht werden. „Bei der Alterung der Grünpigmente entstehen freie Kupferionen, die Zellulose abbauen", so Hofmann. Was auf biochemischer Basis im Detail abläuft, werden die Spezialisten der Boku mit modernsten Methoden entschlüsseln. Um nicht das
wertvolle Papier vergangener Zeiten in Experimenten
bei unterschiedlicher Temperatur, Luftfeuchte
und Lichteinfall zerfressen zu lassen, arbeiten die
Forscher mit Nachbildungen des Hadernpapiers,
wie man es bis ins 19. Jahrhundert verwendete. Mit
diesen künstlich erzeugten Kupferfraßproben werden
an der Österreichischen Nationalbibliothek
Konservierungsmethoden getestet. Die Ergebnisse
fließen direkt in die Erhaltung alter und wertvoller
Objekte ein - wie der Tabula Peutingeriana, einer
antiken Straßenkarte aus dem 12. Jahrhundert.
Österreichische Nationalbibliothek, Institut für Restaurierung, Josefsplatz 1, 1015 Wien.
Hier geht's zur Homepage.