"Matilda": Zarenfilm löst Protestwelle in Russland aus

Reuters
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Das Porträt des letzten russischen Zaren Nikolaus II. ist umstritten. Bei der Filmpremiere nimmt die Polizei sieben Menschen fest. Schon der Trailer hat Anschläge ausgelöst.

Bei Protesten in Moskau anlässlich der Premiere des umstrittenen Films "Matilda" mit dem deutschen Schauspieler Lars Eidinger in der Hauptrolle sind sieben Menschen festgenommen worden. Bei den Festgenommenen handle es sich um orthodoxe Aktivisten, berichtete die Nachrichtenagentur Tass am Dienstagabend unter Berufung auf die Polizei. Der Vorwurf laute auf Störung der öffentlichen Ordnung.

Laut Tass sangen die Aktivisten bei der Protestaktion religiöse Lieder. Einer hielt demnach ein Banner in die Höhe, auf dem der Film über den letzten russischen Zaren der "Verleumdung" bezichtigt wurde. Rund ein Dutzend weitere Demonstranten wurden nicht verhaftet. Einige hielten Bilder von Zar Nikolaus II. in die Höhe. "Dieser Film beleidigt eine heilige Familie", sagte einer der Demonstranten der Nachrichtenagentur AFP.

Der Film von Regisseur Alexej Utschitel ist eine kontroverse Biografie des Zaren. Orthodoxe Gläubige kritisieren vor allem die Darstellung einer Affäre des Herrschers mit einer Ballerina in dem Film. Bereits der Trailer des Films hatte eine landesweite Reihe von Anschlägen ausgelöst, unter anderem wurden Utschitels Büros in Sankt Petersburg mit Molotowcocktails angegriffen. Die Verleiher erhalten nach eigenen Angaben weiterhin Drohungen.

Die Zarenfamilie war 1918 von den Bolschewiken in Jekaterinburg ermordet worden. Die orthodoxe Kirche in Russland sieht den Zar als Märtyrer an. Der russische Präsident Wladimir Putin rückte in den vergangenen Jahren traditionelle Werte wieder verstärkt in den Vordergrund, um sich die Unterstützung der mächtigen orthodoxen Kirche zu sichern. Kritiker werfen dem Kreml vor, mit seiner zunehmenden Fokussierung auf christliche Werte religiöse Fanatiker zu ermutigen.

(APA/AFP)

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