Spät, später, Alexander Wrabetz

Alexander Wrabetz am 9. August, kurz bevor er zum dritten Mal zum ORF-Chef bestellt wurde.
Alexander Wrabetz am 9. August, kurz bevor er zum dritten Mal zum ORF-Chef bestellt wurde. APA/Georg Hochmuth
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Nun hat sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz also zur aktuellen Fehde mit der FPÖ zu Wort gemeldet. Spät, wie immer, aber doch.

Nicht nur seine mehr als 4000 Mitarbeiter haben längst darauf gewartet, dass ihr Chef öffentlich zu den nachvollziehbaren Vorwürfen und den nicht nachvollziehbaren Angriffen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Stellung nimmt. Eine Woche nach des Vizekanzlers Faschingsdienstags-Post sagte Wrabetz der APA zwar recht viel Erwartbares, formulierte aber auch ein paar überraschende Ansagen.

Zum Beispiel die, dass die "Zeit im Bild"-Redaktion Verkehrsminister Norbert Hofer schriftlich um ein Interview zum Transitgipfel gebeten hatte. Ein solches kam dann zwar aus terminlichen Gründen nicht zustande, dennoch lässt dieses Faktum Hofers Kritik an dem "ZiB"-Beitrag in ganz anderem Licht erscheinen. Weiters fordert Wrabetz von der Regierung ein Bekenntnis zu einem "starken ORF" - ohne genauer auszuführen, was er unter "stark" versteht. Die Gerüchte rund um seine mögliche Ablöse kommentiert er gelassen. Er gehe nicht davon aus, dass "man die Geschäftsführung unter irgendwelchen Vorwänden" absägen wolle. Auch die bald reale Zweidrittelmehrheit der türkis-blauen Regierung im ORF-Stiftungsrat (mit 24 von 35 Stimmen), die eine Abwahl des Generaldirektors möglich macht, schreckt ihn offenbar nicht.

Es wirkt, als habe Alexander Wrabetz die vergangenen Tage genutzt, um sämtliche Kommentare der Konkurrenz zu sichten - und zu beherzigen. Fast unisono wurde ihm da ausgerichtet, dass er zwar sicher nicht alles richtig und sogar viele (Führungs)Fehler gemacht habe, sich aber nicht durch die plumpen Angriffe der FPÖ einschüchtern lassen solle. 

Fest im Sattel, sagen wir bis Mai

Alexander Wrabetz sitzt fürs Erste, also sagen wir bis Mai, fester im Sattel denn je. Wenn er mutig ist, könnte er jetzt sehr rasch die anstehenden neuen Posten besetzen, nicht ohne davor noch einmal über die Sinnhaftigkeit der neuen verwirrenden Struktur in der Fernsehinformation nachzudenken. Und ganz frei von Einflüsterungen, nur nach fachlicher Qualifikation. Oder wie wär's mit einer paradoxen Intervention? Zum Beispiel den ein oder anderen Blauen in ein hohes, aber natürlich nichtjournalistisches Amt hieven. Wenn möglich einen fachlich qualifizierten. Weil sind wir ehrlich: unter früheren Regierungen sind solche Postenbesetzungen auch passiert. Sobald dann ein Freiheitlicher in der Führungsetage des ORF sitzt, ist der eben auch für Fehler im ORF verantwortlich. Und schon würde eines der stärksten Argumente blauer ORF-Gegner, ihr fehlender Einfluss, plötzlich verpuffen.

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