Leopold Museum: Falsch restituiertes Klimt-Bild wurde aus Ausstellung zurückgezogen

Archivbild: Belvedere, lt. Kunstrückgabegesetz 2001 an die Rechtsnachfolger restituiert
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Aufregung um die Jubiläumsschau im Wiener Leopold Museum: Das Klimt-Gemälde "Apfelbaum II", eine Leihgabe der Pariser Foundation Louis Vuitton, ist nun doch nicht mehr zu sehen. Zuvor war es von der Republik Österreich an die falschen Erben restituiert worden.

Bei der Pressebesichtigung der Gustav-Klimt-Jubiläumsausstellung im Wiener Leopold Museum hatte am Donnerstag Museums-Direktor Hans-Peter Wipplinger das Gemälde "Apfelbaum II" als Leihgabe der Pariser Foundation Louis Vuitton präsentiert. Noch vor Ausstellungsbeginn wurde das Bild nun jedoch zurückgezogen.

Zum Zeitpunkt der Führung hatte man noch betont, dass es in der Causa um das Klimt-Gemälde keine neuen Entwicklungen gebe. Denn dem Bild geht eine bemerkenswerte Geschichte voraus: Lange Zeit galt es als verschollen, bevor Mitte Juli 2017 bekannt wurde, dass es 2001 fälschlicherweise an die Erben von Nora Stiasny restituiert worden war: Wie sich herausstellte, war das Gemälde mit einem anderen Klimt-Bild ("Rosen unter dem segengebeugten Apfelbaume") verwechselt worden. Dieses befindet sich heute im Besitz des Pariser Musée d'Orsay.

Rechtmäßige Erben warten seither auf Rückgabe

Seither gelten Serena und August Lederer als rechtmäßige Eigentümer von "Apfelbaum II". Der Liste Pilz-Abgeordnete und Anwalt Alfred Noll hatte die irrtümlichen Erben, Viktor Hofmann und weitere Mitglieder der Familie Müller-Hofmann, damals vertreten. In einer Haftungserklärung hatte sich Viktor Hofmann dazu verpflichtet, das Gemälde im Falle eines Irrtums an die Republik Österreich zurückzugeben. Als dann tatsächlich bekannt wurde, dass das Bild nicht den Stiasny-Erben gehörte, weigerte sich die Familie allerdings, das Bild zurückzugeben.

Lange Zeit geschah in der Causa nichts. Die Anwaltschaft der Republik - die Finanzprokoratur - sollte auf Anfrage des vorigen SPÖ-Kulturministers Thomas Drozda schließlich klären, ob es möglich sei, sich an den falschen Erben schadlos zu halten. Die Finanzprokuratur vertröstete, man wisse nicht, wo sich das Gemälde nun befinde, die Erben würden in Schweden leben und wären deshalb schwer zu erreichen. Wie Wipplinger selbst am Donnerstag erklärte, verkauften die Stiasny-Erben das von internationalen Auktionshäusern auf 20 Millionen Dollar geschätzte Bild an den französischen Milliardär Bernard Arnault, Eigentümer des Luxusgüterkonzerns LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton. In dessen Büro hing es bis zum Transport nach Wien.

Wer hat es nun zurückgezogen?

Dort ist es nun doch nicht mehr zu sehen. Auf wessen Anregung das geschah, ist eine andere Frage: Der Leihgeber hätte das Bild zurückgezogen, meldete der "Kurier" noch am Donnerstag - und zitierte das Kulturministerium: "Das Leopold Museum hat uns darüber informiert, dass die Arbeit aus der Ausstellung zurückgezogen wurde."

Auf eine Bestätigung des Vorfalls seitens des Leopold-Museums mussten Medien noch eine Weile warten. Am Freitag Nachmittag übermittelte das Museum dann eine Stellungnahme: "Da dieses Kunstwerk gegenwärtig Gegenstand eines Streites zwischen mehreren Personen und Institutionen ist, der noch nicht beigelegt werden konnte, hat sich das Leopold Museum entschlossen, das Bild nicht zu präsentieren."

Demnach habe das Museum die Entscheidung getroffen. "Zu dem Streit war es gekommen, weil das Kunstwerk vor etwa 18 Jahren von der Republik Österreich restituiert worden ist, sich aber jüngst herausgestellt hat, dass es bei der Entscheidung über diese Rückgabe zu einer Verwechslung gekommen ist", hieß es weiter in der Stellungnahme. Der gegenwärtige Streit hält freilich schon einige Zeit an, dass das Bild fehlrestituiert wurde, ist seit Mitte 2017 bekannt.

(juwe/kanu)

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