Schweden: Rassismus-Eklat um ''Hottentotten''-Kuchen

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Schweden RassismusEklat HottentottenKuchen(c) Makode Aj Linde
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Schwedens Kulturministerin Lena Adelsohn Liljeroth nahm an einer fragwürdigen Performance gegen Genitalverstümmelung teil. Nun forden Afroschweden ihren Rücktritt.

Eine Performance gegen Genitalverstümmelung im Museum für Moderne Kunst in Stockholm am vergangenen Sonntag sorgt für (medialen) Wirbel, insbesondere, weil Schwedens Kulturministerin Lena Adelsohn Liljeroth daran teilnahm. Die Ministerin hat eine Torte, die die Form des Oberkörpers einer schwarzen Frau hat, im Genitalbereich angeschnitten. Der Afro-Schwedische Verband fordert nun den Rücktritt der Politikerin, berichtet Deutschlandradio Kultur. Begründung: Die Torte zeigt eine rassistisch überproportional geformte Frau respektive eine rassistische Karikatur. Die Ministerin hätte beim Anschneiden der Torte "verächtlich" gelacht, kritisiert der Verband. Er spricht von einem "Rassismus-Spektakel", schreibt die Internetzeitung "The Local".

Museum: Bombendrohung am Dienstag

Am Dienstag wurde das Museum kurz nach dem Besuch von Königin Silvia und der finnischen Präsidentengattin Jenni Haukio für mehrere Stunden geräumt. Der Grund war eine Bombendrohung. Ein Anrufer hatte das Museum als rassistisch bezeichnet. Die Drohung erwies sich als falsch.

Performance auch auf YouTube zu sehen

Die Bilder der Performance machen inzwischen auf diversen Blogs die Runde, auf YouTube gib es ein Video davon: Darin sieht man, dass der Kopf des Kuchens zu einem echten Menschen gehört, nämlich zum Künstler Makode Aj Linde. Er wollte mit der Aktion auf die noch immer weit verbreitete Pracis der Genitalverstümmelung aufmerksam machen. Bevor Liljeroth ein Stück abgeschnitten hatte, habe sie ihm "Dein Leben wird bald besser sein" zugeflüstert, schreibt der Künstler auf seiner Facebook-Seite.

Als "Hottentotten-Venus" verspottet

Kritik gibt es auch daran, wer dargestellt wurde: Bei der Frau in Kuchenform handelt es sich nämlich um die gebürtige Südafrikanerin Sarah Baartman, die unfreiwillig zum Symbol für imperialistische Sexfantasien wurde. Sie war Anfang des 19. Jahrhundert als sogenannte "Hottentotten-Venus" in Europa eine Freak-Show-"Attraktion".

Als junge Frau war Baartman, auch Saartjee genannt, 1810 von weißen Siedlern zunächst nach England, später nach Frankreich gebracht worden, wo sie wegen ihres besonderen Körperbaus als sexuelles Schauobjekt durchs Land getragen wurde. 1815 starb sie in Paris an einer Lungenentzündung.

Körper wurde bis 1974 ausgestellt

Nach ihrem Tod wurde Baartmans Körper seziert, ihre Genitalien abgeschnitten und ihr Gehirn entnommen. Bis 1974 wurden ihre sterblichen Überreste in einem Pariser Museum ausgestellt.

Erst 186 Jahre nach ihrem Tod wurden Baartmans Überreste 2002, einige Jahre nach dem Ende der Apartheid, in Südafrika beigesetzt.

(Red./APA)

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