Bilder des African Way of Life

„Fishers of Hope“ von Lara Foot
„Fishers of Hope“ von Lara Foot Wiener Festwochen
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„Fishers of Hope“ von Lara Foot ist ein authentisch besetztes, intimes Drama. Brent Meistres Installation „Analogue Eye“ versammelt visuell originelle Kurzfilme.

Strohhut, Hawaiihemd und ein guter Schmäh – Fremdenführer Njawu weiß, was Touristen wollen: alle halben Stunden eine Toilette und einfache Botschaften. Auch Njawu selbst beobachtet so einiges: Die Chinesen, sagt er, seien die neuen Europäer, die Amerikaner laut und großzügig, die Deutschen geizig. Die Touristen wollen exotische Landschaften, Tiere sehen – und keine Probleme. Aus Kapstadt kommt Lara Foot, Regisseurin, Dramatikerin und Leiterin des Baxter Theatre Centre, schon zum zweiten Mal nach Wien zu den Festwochen. Nach „Tshepang“, einem seiner Drastik wegen irritierenden Stück über Pädophilie, das 2006 im Wiener Schauspielhaus zu sehen war, wandert Foot diesmal auf Peter Brooks Spur.

Schöne, sanfte Bilder zieren „Fishers of Hope. Taweret“, seit Mittwochabend im MQ zu erleben. Die Geschichte ist allerdings grausam: Ausgangspunkt des mit 75 Minuten kurzen Dramas ist „Darwin's Nightmare“ (2004), die Dokumentation des österreichischen Regisseurs Hubert Sauper über den ostafrikanischen Viktoriasee. Dort richtete der Viktoriabarsch, der in den 1960er-Jahren ausgesetzt wurde, eine ökologische und wirtschaftliche Katastrophe an.

Brücke zwischen Dorf und Stadt zerfiel

„Fishers of Hope“ handelt vom Leben der Menschen im kleinen Ort Kisumu in Kenia – und ist eine Art angelsächsische Kurzgeschichte, voller überraschender Wendungen und mit vielen Informationen über den „African Way of Life“. Bei einem Bootsunfall wird John am Bein verletzt. Da keine Medikamente vorhanden sind, ist er bald dem Tod nahe. Aus der Stadt kommt sein Schwager Niara, angeblich, um Antibiotika zu bringen, in Wahrheit, um seinen Sohn Peter zu holen – und auch seine Schwester Ruth, Johns Frau. Fremdenführer Njawu, Vater von vier Kindern, sitzt in der Einöde wegen eines Batterieschadens an seinem Wagen fest und wird immer nervöser.

Einst liebte er Ruth, jetzt muss er zusehen, wie Niara mit politischen Reden und rücksichtslosen verbalen Attacken auf den siechen John und die brave Ruth das fragile Gleichgewicht der Kleinfamilie ins Wanken bringt. Die fünf Personen haben alle ihre Geheimnisse: Wurde John wirklich von einem magischen Nilpferd, das aus dem See aufgetaucht war, verletzt? Was macht Ruth, muss sie sich prostituieren, um John und ihren Pflegesohn, Peter, zu ernähren, oder hat sie es geschafft, sich als Fischerin zu etablieren? Woher stammt der stumme Tänzer Peter?

Das Ensemble ist exzellent und authentisch. Patrick Curtis baute eine Bühne mit Hütte, Wasser, einem Steg und dem nebligen See mit schattenhaften Figuren. Nceba Gongxeka verstärkt die dichte Atmosphäre mit Trommeln. „Fishers of Hope“ ist ein Krimi und eine Art griechische Tragödie: Aus einer Welt von Raubbau an Natur und Menschen einerseits, rigiden Traditionen andererseits gibt es keinen Ausweg – oder doch?

Wo Fantasyfiguren aus Müll spuken

Wie Lara Foot kommt auch Brent Meistre aus Südafrika mit seinem „Analogue Eye Theatre“, einer Mischung aus Drive-in-Kino und Installation, zu den Festwochen ins F23, die ehemalige städtische Sargfabrik in Liesing. „Die Presse“ sah – wegen Terminkollisionen – die Generalprobe am Dienstag. Obwohl „Analogue Eye“ nicht weniger melancholische Geschichten als „Fishers of Hope“ erzählt, wirkt diese Performance lichter, witziger und origineller als das mit ihr verbundene „U/Tropia“-Projekt im Künstlerhaus; Meistre, Fotograf, Filmemacher, Kurator, ist in beide Aufführungen involviert.

Die Kurzfilme aus Südafrika, Nigeria, Zimbabwe oder Mozambique sind nach Themen (Land, Leute, Historie) geordnet. Was ist zu sehen? Mit Fantasyfiguren aus Müll, Comics, Schnipseln alter Filme zeigt François Knoetze in „Cape Mongo“ eine bizarre Metawelt der realen; ein „Afronaut“ wird zum angestaunten „Alien“ in einem Supermarkt; „An Ocean between Us“ erinnert an aktuelle Flüchtlingsdramen, tatsächlich verabschiedet sich ein Liebespaar auf einem Schiff, das von Lissabon nach Angola fährt; in einem artifiziellen Waldparadies sitzen grellfarbige Vögel („The Kingdom“ spielt wohl auf Disney an). „Fishers of Hope“ und „Analogue Eye“ (beide bis 6.Juni zu sehen) zeichnen zeitgemäße Bilder von Afrika.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2015)

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