Wiener Klassik auf höchstem Niveau

(c) Clemens Fabry
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András Schiff beschloss die Klavierrecitals der Festwochen mit einem klug programmierten Abend.

Bei den kommenden Salzburger Festspielen präsentiert András Schiff an drei Abenden die jeweils drei letzten Sonaten von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert: gewissermaßen die klavieristische Ernte der Meister der Wiener Klassik. Im Konzerthaus gastierte er nun mit der ersten dieser drei Zusammenstellungen: Haydns dreisätziger C-Dur-Sonate Hob. XVI/50, Mozarts als „Sonata facile“ bekannter, aber alles andere als einfacher, dafür umso populärerer C-Dur-Sonate KV 545, Beethovens E-Dur-Sonate Opus 109, die die Idee des Präludierens aufgreift und am Ende des finalen Variationensatzes wieder den thematischen Ausgangspunkt erreicht, Schuberts c-Moll-Sonate D 958, die dramatische Gestik und intime Kantabilität mit avancierter Harmonik aufregend verbindet.

Spielerische Leichtigkeit

Spannende Gelassenheit charakterisierte schon Schiffs Darstellung von Haydns später C-Dur-Sonate: Er hob nicht nur deren spezifischen Witz und pointierte Rhythmik hervor, sondern wies ebenso selbstverständlich auf die harmonische Kühnheit des mittleren Adagios hin. Spielerische Leichtigkeit dominierte seine Lesart von Mozarts C-Dur-Sonate. Bei deren Wiederholungen überraschte er mit Verzierungen, die von höchster Spielfreude zeugten. Souverän legte er bei Schubert – wiederum mit einer schier unglaublichen Anschlagskultur – die eigenwillige Architektur dieser zwischen zurückhaltendem Pathos, inniger Lyrik und erregtem tänzerischen Elan changierenden c-Moll-Sonate dar.

Vielleicht noch eindringlicher gelang András Schiff, der diesen Abend auf dem einst von Wilhelm Backhaus benutzten Bechstein-Flügel spielte, Beethovens E-Dur-Sonate. Hier gelang ihm das Kunststück, das Spezifische der einzelnen, zum Teil pausenlos ineinandergreifenden Abschnitte klar herauszustellen, sie aber gleichzeitig mit einer nie erlahmenden Spannung ganz natürlich zu einer zwingenden Einheit zusammenzuführen. Ein großer Abend, der sich auch bei den Zugaben fortsetzte: zwei Schubert-Impromptus und eine Beethoven-Bagatelle, bei der erneut Schiff mit seiner nuancierten Erzählkunst begeisterte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2015)

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