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Ein Brite prophezeit: Englisch stirbt in 100 Jahren aus

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Harmlos mit „tobacco“ fing es an, doch jetzt verspeise das Kind USA seine Mutter – warnt das Buch über „The American Conquest of English“.

Eroberung, Kolonialisierung, „Anschluss“: Geht's um Spracheinflüsse, reden die am kriegerischsten, die sich am meisten bedroht fühlen. Man kennt das aus der Debatte über „Piefke“-Sprache und österreichisches Deutsch. Gemeinsame Sache macht man nur gegen den großen gemeinsamen „Feind“: das Englische. Doch siehe da, auch die Eroberer müssen fürchten, erobert zu werden. Auch unter Engländern, von denen man meinen könnte, sie hätten die mächtigste Sprache der Welt, geht die Sorge um, sprachlich verschluckt zu werden. Der langjährige „Guardian“-Journalist Matthew Engel hat dazu ein Buch veröffentlicht: „That's the Way it Crumbles: The American Conquest of English“. Ein pikanter Titel, er suggeriert, dass die Sprache der Amerikaner gar nicht Englisch, dass nur das britische „echtes“ Englisch sei. Und doch, in hundert Jahren, glaubt Engel, werde es vom Amerikanischen vollständig verschluckt sein. „Das Kind wird seine Mutter verspeist haben, aber nur, weil die Mutter darauf bestand.“

Dabei begann dieser Eroberungszug ganz harmlos, mit im 16. Jahrhundert aus Amerika gekommenen Bezeichnungen für Tiere und Pflanzen, die es in England nicht gab. „Tobacco“ zum Beispiel oder „maize“. Engels Schilderung erinnert an die Unterscheidung von braven und gefährlichen Migranten: Im 19. Jahrhundert hätten sich amerikanische Wörter eingebürgert, weil sie „ausdrucksvoller, wohlklingender, schärfer und klüger waren als ihre britischen Entsprechungen“. Erst mit Amerikas Aufstieg zur Weltmacht sei das Englische von Amerikanismen überschwemmt worden. Und so gilt heute etwa „apartment“ als schicker als „flat“, ein „movie“ ist cooler als ein „film“.

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