Mit der Kultur geht es zu Ende! Oder?

Smartphone-Sucht, knallbunte Tattoos und Jugendkult: Kulturpessimisten finden viel Anlass zur Klage. Aber haben sie recht mit ihrer pessimistischen Weltsicht?
Smartphone-Sucht, knallbunte Tattoos und Jugendkult: Kulturpessimisten finden viel Anlass zur Klage. Aber haben sie recht mit ihrer pessimistischen Weltsicht?REUTERS
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Der deutsche Publizist Alexander Grau plädiert für einen neuen Kulturpessimismus. Der französische Philosoph Michel Serres freut sich hingegen, dass heute alles besser ist als früher. Ein Vergleich zweier Antipoden.

Früher musste ein Zahn nach dem anderen raus, ganz ohne Betäubung. Ab einem gewissen Alter konnten alle nur noch Suppe löffeln. Auf den Äckern klaubten die Bauern Erdäpfel auf, jeder litt unter Rückenschmerzen. Die Nudeln waren voller Maden. Oft schlugen Viehseuchen zu, dann brannte die Schleimhaut, und das Schlucken wurde wochenlang zur Qual. Zumindest sechsmal im Jahr hatte die Familie Durchfall. Und dann der Hunger – im Krieg und noch lang danach.

Nein, Michel Serres gerät nicht ins Schwärmen, wenn er sich an seine Kindheit in Südwestfrankreich erinnert. Auch im Pariser Internat war es nicht leichter. Der Schweiß. Der Gestank. Der „ekelerregende Schrecken“ der Toiletten. Dabei waren sie der einzige Rückzugsort, auch, um sich sexuell zu erleichtern. Alles andere geschah in engster Gemeinschaft. Und doch fühlte er sich schrecklich einsam, vor dem Einschlafen, „inmitten der Schreie, des Schnarchens, des Jammerns“.

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