Schauspielerin Susanne Lothar 51-jährig verstorben

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Lothar spielte in drei Filmen von Michael Haneke, unter anderem "Das weiße Band". Über die Todesursache gibt es keine Angaben. Sie hinterlässt zwei Kinder.

Die Schauspielerin Susanne Lothar ist tot. Das teilte der Anwalt der Familie, Christian Schertz, am Mittwoch in Berlin mit. Die Witwe des Schauspielers Ulrich Mühe starb im Alter von 51 Jahren. Weitere Angaben zur Todesursache machte er mit Hinweis auf die Privatsphäre der Familie - zu der als Stieftochter von Lothar auch die Schauspielerin Anna-Maria Mühe gehört - nicht. "Meine Mandanten werden aus nachvollziehbaren Gründen keine weiteren Erklärungen zum Tod von Frau Lothar abgeben oder diesbezügliche Anfragen beantworten", heißt es in dem Schreiben des Anwalts. "Wir bitten aus Respekt vor der Privatsphäre aller Beteiligten daher auch von derartigen Anfragen Abstand zu nehmen."

Lothar spielte unter anderem in drei Filmen, in denen Michael Haneke Regie führte - "Funny Games" (1997), "Die Klavierspielerin" (2001) und das preisgekrönte Schwarz-Weiß-Drama "Das weiße Band" (2009). Für ihre Arbeit wurde Lothar mit der "Kainz Medaille" der Stadt Wien ausgezeichnet.

Vom Burgtheater bis zum "Tatort"

Susanne Lothar war wohl eine der besten und vielseitigsten Charakterdarstellerinnen Deutschlands. "Die Extremschauspielerin mit den sanften Mitteln", nannte sie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einmal. Lothar war mit dem Schauspieler Ulrich Mühe (Bild unten) verheiratet. Er starb im Juli 2007 an Krebs im Alter von 54 Jahren. "Ich habe ihn immer bei mir, ihn und die schöne gemeinsame Zeit", sagte die Schauspielerin 2008 in einem "Tagesspiegel"-Interview. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter, mit denen Lothar in Berlin lebte.

Ulrich Mühe & Susanne Lothar
Ulrich Mühe & Susanne LotharDapd (Stepan Schraps)

Filmdebüt und Kunstschule

Lothars Laufbahn führte die vielseitige Charakterdarstellerin und Wahl-Berlinerin vom Burgtheater bis zum "Tatort". Die einzige Tochter des Schauspieler-Paars Hanns Lothar und Ingrid Andree wuchs in Hamburg auf, wo sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst studierte. Ihr Filmdebüt in Tankred Dorsts "Eisenhans" (1983) brachte Lothar den deutschen Bundesfilmpreis. Fünfmal stand das Ausnahmetalent in Theaterarbeiten von Peter Zadek auf der Bühne. Gefeiert wurde sie 1989 in seiner Inszenierung von Wedekinds "Lulu" (Bild unten) am Hamburger Schauspielhaus.

Susanne Lothar in
Susanne Lothar in "Lulu", 1988dapd (Claus Eckert)

Mussolini und "Die Klavierspielerin"

Ihre Bühnenkarriere führte sie nach Köln, Wien, Zürich, Stuttgart, Salzburg und Berlin. 1988 wählte "Theater heute" sie zur "Schauspielerin des Jahres". Seit Beginn der 1990er Jahre hatte Lothar oft Rollen in Film und Fernsehen, so 1993 in der italienischen Produktion "Der junge Mussolini" und 2001 in Hanekes Jelinek-Verfilmung "Die Klavierspielerin".

Lothars letzte Werke

Die zerbrechlich wirkende Lothar war auch in jüngster Vergangenheit viel beschäftigt. So stand sie in Stephen Daldrys Bestsellerverfilmung als Mutter des "Vorlesers" vor der Kamera, auch in der Komödie "Fleisch ist mein Gemüse" war sie zu sehen. Mit Andres Veiel drehte sie "Wer wenn nicht wir"; Lothar spielt die Mutter der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.

Leid und Leidenschaft

Susanne Lothar spielte die gedemütigten, verletzten und verzweifelten Frauen. Susanne Lothar, die jetzt mit nur 51 Jahren gestorben ist, ging auf der Theaterbühne und vor der Filmkamera immer bis zum Äußersten. Sie erkundete das Seelenleben ihrer Figuren bis an die Grenzen der menschlichen Existenz. In ihrer Zartheit und Zerbrechlichkeit, aber auch ungeheuren Zähigkeit verschmolz sie vor den Augen der Zuschauer mit den geschundenen Charakteren, die sie darstellte. Leid und Leidenschaft lagen in Lothars Darstellung immer ganz nah beieinander.

(APA/dpa/Red.)

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