"Emanuelle"-Darstellerin Sylvia Kristel ist tot

EmanuelleDarstellerin Sylvia Kristel
EmanuelleDarstellerin Sylvia Kristel(c) EPA (KIPPA)
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Als "Emanuelle" wurde die Niederländerin in den 1970er Jahren weltweit bekannt. Im Alter von 60 Jahren erlag Kristel ihrem langen Krebsleiden.

Die durch "Emmanuelle" bekannt gewordene Schauspielerin Sylvia Kristel ist tot. Die Niederländerin erlag ihrem Krebsleiden, teilte ihre Agentur am Donnerstag mit. Sie starb im Alter von 60 Jahren in Amsterdam. Vor zehn Jahren wurde bei Kristel Krebs diagnostiziert. Im Juni hatte sie außerdem einen Schlaganfall erlitten. "Sylvia starb im Schlaf", sagte Sprecherin Emma Onrust der Nachrichtenagentur dpa.

Star in "Emanuelle", nicht aber in Hollywood

Kristel wurde am 28. September 1952 im niederländischen Utrecht geboren. Mit 17 Jahren begann sie ihre Karriere als Model. 1973 gewann sie den Wettbewerb "Miss TV Europe". Im gleichen Jahr wurde der zierlichen dunkelhaarigen Niederländerin die Hauptrolle in dem französischen Film "Emmanuelle" angeboten, über die erotischen Abenteuer einer schönen jungen Frau mit ihrem älteren Ehemann in Thailand. 1974 kam er ins Kino.

Ehemann überredete sie zur Rolle

Ihr damaliger Mann, der 18 Jahre ältere belgische Schriftsteller Hugo Claus, hatte Kristel zu der Rolle überredet, sagte sie mal in einem Interview. "In Thailand waren wir noch nicht, sagte er, und außerdem kommt der Film doch nicht in die Niederlande, also wird deine Mutter ihn nicht sehen." Doch es kam anders. Weltweit gingen mehrere hundert Millionen Menschen ins Kino, auch viele Frauen, wie Kristel oft selber erzählte.

Der Streifen machte Softpornografie salonfähig, sagen Filmkenner und Sexualforscher. Und aus Kristel machte er die "bekannteste niederländische Schauspielerin im Ausland", wie die Agentur sagt. In vielen ihrer Filme zeigte sie nackte Haut, Kristel war auf der Leinwand etwa "Lady Chatterly" (1981) oder die niederländische Spionin "Mata Hari" (1985). Aber große Kassenschlager waren diese Werke eher nicht.

Sylvia Kristel als 'Emmanuelle' (1974)
Sylvia Kristel als 'Emmanuelle' (1974)(c) EPA/KIPPA HANDOUT EDITORIAL USE ONLY

Eine versuchte Karriere in Hollywood ("Airport '79" mit Alain Delon, "Das Geheimnis der eisernen Maske") verlief mäßig erfolgreich. Insgesamt drehte die Schauspielerin rund 50 Filme.

"Ohne 'Emmanuelle' wäre ich Sekretärin geworden"

2004 war die Schauspielerin beim Filmfestival Viennale in Wien zu Gast und präsentierte die Doku "Sylvia Kristel - Paris" von Manon de Boer. Darin erzählt Kristel, wie sie nach Paris gekommen ist, um Filmstar zu werden und gleich in der ersten Nacht verführt wurde. Sie berichtet darin auch von den Männern, die für ihr Leben und ihre Karriere wichtig waren, wie "Emmanuelle"-Regisseur Just Jaeckin, ihre Affären, unter anderem mit Jacques Charrier, Roger Vadim, Claude Chabrol (mit dem sie "Alice" drehte).

"Mein Leben damals in den 1970ern war wie eine Hochschaubahn - und ich habe einfach losgelassen. Ich bin wie auf einem Surfboard die Welle geritten und war verzückt", sagte sie damals im APA-Interview. Es sei zwar vieles in ihrem Leben nicht gut gelaufen, doch sie bereue nichts, vor allem nicht die "Emmanuelle"-Streifen: "Ohne 'Emmanuelle' wäre ich Sekretärin geworden."

Bestürzung in aller Welt

Die Nachricht von ihrem Tod löste Bestürzung aus. "Wir kriegen Berichte aus der ganzen Welt, sogar aus China", sagte Emma Onrust. Die Trauer sei groß. "Sie war eine liebe, intelligente und witzige Frau". Doch die Welt kannte Sylvia Kristel vor allem als Königin des Softpornos.

"Sie hatte kaum Talent", sagte der in den Niederlanden sehr bekannte Schauspieler Huub Stapel, "aber war ein Schatz". Sie sei eine labile Frau gewesen, die oft am Abgrund balancierte und von manchen Partnern finanziell ausgenutzt worden sei, erinnern sich auch andere Kollegen. "Mein Selbstvertrauen ist ein sehr dünnes Häutchen", gab Kristel selbst zu. In Hollywood geriet sie in den 80er-Jahren in den Strudel von Alkohol und Drogen.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte die Mutter eines Sohnes in Amsterdam. Sie begann zu malen. Das war für sie eine Art Therapie. Und sie trat auch in Theaterstücken auf. Doch für die Welt blieb sie "Emmanuelle".

(APA)

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