Michael Haneke räumt bei den "Europa-Oscars" ab

Haneke triumphiert Europaeischen Filmpreis
Haneke triumphiert Europaeischen Filmpreis
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Gleich vier Auszeichnungen gewann das Sterbedrama „Amour“ Samstagnacht in Malta. Pech für die Hauptdarstellerin aus Ulrich Seidls „Paradies: Liebe“: Margarethe Tiesel ging leer aus.

Ein Déjà-vu für Michael Haneke: Wie im Jahr 2009 (damals für „Das weiße Band") gewinnt er für sein jüngstes Werk „Amour" nach der Goldenen Palme in Cannes auch den Europäischen Filmpreis. Mit vier Auszeichnungen wurde der Film bei der Gala am Samstagabend in Malta geehrt: bester Film und beste Regie an Haneke und beste Hauptrolle an die Schauspieler Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant.

Der Österreicher Haneke ist damit der einzige europäische Filmemacher in der Geschichte des Filmpreises, der diese Auszeichnung dreimal gewann. Den ersten „Europa-Oscar" erhielt der 70-Jährige 2005 für das Drama um Frankreichs Aufarbeitung des Algerienkrieges „Cache"; der Film wurde damals mit fünf Preisen ausgezeichnet.

Vier Jahre später erhielt er drei Preise für „Das weiße Band". Und noch eine Ähnlichkeit gibt es zum Jahr 2009: Auch damals war Hanekes Film für den Auslands-Oscar nominiert, ging dann aber leer aus. Der einzige Unterschied heuer: Der Film „Amour" ist von Österreich für den Auslands-Oscar eingereicht worden - beim „Weißen Band" war Deutschland schneller gewesen und hatte die deutsch-österreichisch-französisch-italienische Koproduktion zuerst nominiert.

Österreich nominiert „Amour" für Oscar

„Amour" geht zwar für Österreich ins Rennen um den Auslands-Oscar, der Film ist aber wieder eine französisch-deutsch-österreichische Gemeinschaftsproduktion, bei der Frankreich den Löwenanteil der Kosten in Höhe von 70 Prozent übernommen hat. 20 Prozent steuerte Deutschland bei und nur zehn Prozent (ca. eine halbe Million Euro) kamen aus österreichischen Fördertöpfen. Hanekes Filme sind mittlerweile zu groß und teuer geworden, um von heimischen Förderstellen Unterstützung zu bekommen.

Weniger Glück als Haneke hatte am Samstagabend Margarethe Tiesel. Die Hauptdarstellerin aus Ulrich Seidls Sextourismusfilm „Paradies: Liebe" ging leer aus. Sie tröstete sich aber damit, dass sie nun auf dem gleichen Stand wie Kate Winslet sei, die für ihre Rolle in Roman Polanskis Film „Der Gott des Gemetzels" nominiert war und den Preis auch nicht bekommen hat. Ebenfalls leer ausgegangen ist der dritte österreichische Nominierte Albert Sackl, dessen 25-minütiges Werk „Im Freien" für den besten Kurzfilm nominiert war. Der Europäische Filmpreis wird seit 1988 vergeben und gern als „Europäischer Oscar" bezeichnet - obwohl er nach wie vor weit weniger bekannt ist als sein US-amerikanisches Vorbild.

Die Gewinner bei der großen Gala des Europäischen Filmpreis 2012:

  • Bester Film: "Amour" von Michael Haneke
  • Beste Regie: Michael Haneke ("Amour")
  • Beste Hauptdarstellerin: Emmanuelle Riva ("Amour")
  • Bester Hauptdarsteller: Jean-Louis Trintignant ("Amour")
  • Bestes Drehbuch: Tobias Lindholm und Thomas Vinterberg ("Die Jagd")
  • Beste Kamera: Sean Bobbitt ("Shame")
  • Bester Schnitt: Joe Walker ("Shame")
  • Bestes Filmmusik: Alberto Iglesias ("Dame König As Spion")
  • Beste Ausstattung: Maria Djurkovic ("Dame König As Spion")
  • Bester Dokumentarfilm: "Winternomaden" von Manuel von Stürler
  • Bester Animationsfilm: "Alois Nebel" von Tomas Lunak
  • Bester Debütfilm: "Kauboy" von Boudewijn Koole
  • Bester Kurzfilm: "Superman, Spiderman or Batman" (Regie: Tudor Giurgiu)
  • Publikumspreis: "Come as you are" von Geoffrey Enthoven

Bereits im Vorfeld standen fest:

  • EFA-Preis für das Lebenswerk Bernardo Bertolucci
  • EFA-Preis für den Beitrag zum Weltkino Helen Mirren
  • Koproduktionspreis Prix Eurimages Helena Danielsson

(awa)

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