Mit 84,8 Millionen Dollar Einspielergebnis legt das Mittelerde-Epos einen sensationellen Start an den US-Kinokassen hin. Die Konkurrenz trat erst gar nicht an.
Das Kinodebüt von "Der Hobbit" in den USA und Kanada ist erfolgreich verlaufen. Das Fantasy-Epos von Peter Jackson hat am ersten Wochenende 84,8 Millionen Dollar (umgerechnet 64 Millionen Euro) eingespielt und gleich zwei Rekorde gebrochen. Noch nie hat ein Kinofilm im Dezember am Auftaktwochenende mehr eingespielt - die bisherige Bestmarke hielt seit 2007 der Will-Smith-Streifen "I Am Legend" mit 77,2 Millionen Dollar, "Avatar" hatte am ersten Wochenende "nur" 77 Millionen Dollar erreicht.
Der neuseeländische Regisseur übertraf auch seinen eigenen Rekord: "Der Hobbit" hat zum Kinodebüt mehr eingebracht als sein erfolgreichster Film seiner "Herr der Ringe"-Trilogie "Die Rückkehr des Königs" (72,6 Millionen US-Dollar).
Weltweit spielte "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" rund 223 Millionen Dollar (rund 169 Millionen Euro) ein. Es kann davon ausgegangen werden, dass Teil eins von Peter Jacksons neuem Tolkien-Dreiteiler die Eine-Milliarde-Dollar-Marke knacken wird.
Konkurrenz weit abgeschlagen
Da die Jackson'sche Konkurrenz so übermächtig erschien, lief erst gar kein Film am selben Wochenende in Nordamerika an. Dementsprechend niedrig fallen die Einnahmen der bereits seit einigen Wochen laufenden Kinofilme aus: Der Animationsfilm "Rise of the Guardians" kam in seiner vierten Woche auf 7,4 Millionen Dollar, "Lincoln" von Steven Spielberg auf 7,2 Millionen Dollar (6. Woche), gefolgt vom Bond-Film "Skyfall" (7 Millionen Dollar; 6. Woche).
"The Hobbit: An Unexpected Journey" (auf deutsch: "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise") ist aus globaler Sicht neben "Avengers" wohl jener Film mit der größten Erwartungshaltung in diesem Jahr. Und das aus mehreren Gründen: Erstens hat Peter Jackson Anfang der 2000er Jahre mit seiner Tolkien'schen Trilogie "Herr der Ringe" eine State-Of-The-Art-Produktion hingelegt.Text: mtp (c) Warner Bros
Zweitens presst der neuseeländische Filmemacher gleich drei "Hobbit"-Filme aus nur einem Buch (die Literaturvorlage aus dem Jahr 1937 stammt ebenfalls von J. R. R. Tolkien) und drittens setzt Jackson erstmals auf 3D, kombiniert mit der neuen 48-fps-Technologie: statt 24 Bildern zeigt der Film 48 Bilder pro Sekunde. (c) REUTERS (ISSEI KATO)
Die große Frage: Enspricht der Film diesen hohen Erwartungen? Im Mittelpunkt des Mittelerde-Epos steht - wenig überraschend, wenn man die Romanvorlage gelesen hat, der Hobbit Bilbo Baggins (auf deutsch Bilbo Beutlin). Im Film wird er vom Briten Martin Freeman verkörpert, den man aus TV-Serien wie "Sherlock" oder "The Office" kennt. (c) Warner Bros
Dieser führt ein beschauliches Leben, ehe ihn der Zauberer Gandalf (Sir Ian McKellen) und dreizehn Zwerge heimsuchen: Thorin, Kili, Fili, Oin, Gloin, Dori, Nori, Ori, Balin, Dwalin, Bifur, Bofur und Bombur. (c) Warner Bros
Die Zwerge, die von Thorin Oakenshield (gespielt von Richard Armitage; Ähnlichkeiten zu Aragorn/Viggo Mortensen aus "Herr der Ringe" sind vielleicht gar nicht so weit hergeholt) angeführt werden, versuchen den Hobbit zu überreden, sie zu bei ihrer Mittelerde-Mission zu begleiten. Das Ziel: Ihren vom Drachen Smaug bewachten Schatz wieder zu erobern. (c) Mark Pokorny/Warner Bros
Wie man es bereits aus der "Herr der Ringe"-Trilogie kennt, haben der Hobbit und seine Gefährten einen langen Weg voller gefährlicher Geschöpfe vor sich, als da wären: Trolle (im Bild), Orks, Wargs (wolfartige Kreaturen) und den "Great Goblin" (Barry "Dame Edna" Humphries mimt den Jabba-The-Hut-artigen Bösewicht). (c) Warner Bros
Nicht fehlen, wie schon in der Romanvorlage, darf das mysteriöse Geschöpf, der Ringhüter Gollum, den Bilbo auf seiner abenteuerlichen Reise begegnet. Ohne zu viel zu verraten: Gollum hatte schon in "Herr der Ringe" keine Kurzauftritte. Was schon auf den ersten Kritikpunkt am "Hobbit" hinweist: Teil eins ist 166 Minuten lang. Peter Jackson streckt einen Romanband auf gleich drei Kinoepisoden, ursprünglich waren zwei angedacht. (c) AP (Uncredited)/Warner Bros
Weil das Buch nicht genügend Stoff für drei Kinofilme liefert, baut Jackson neue, "alte" Tolkien-Charaktere ein wie Frodo (Elijah Wood) oder als Anknüpfung zu "Herr der Ringe: Die Gefährten" den 111 Jahre alten Bilbo Baggins (Ian Holm). (c) Warner Bros
"Hobbit"-Nebenschauplätze versuchen die beiden Trilogien miteinander zu verweben, gleichzeitig geht der Fluss der ursprünglichen Romanvorlage etwas verloren. Zwar sind vor allem Gandalf aber auch der Halbelb Elrond (Hugo Weaving) in diese involviert, aber auch ... (c) Courtesy of Warner Bros. Picture
... Christopher Lee (als Saruman) und Cate Blanchett (als Galadriel). Man fühlt sich an Prequel-Trilogien wie "Star Wars" erinnert.Fazit: "Der Hobbit" bietet rasante Kamerafahrten, er ist humorvoller als erwartet (herausragend dabei: Martin Freeman) und für alle Altersgruppen empfehlenswert (auch wenn der eine oder andere rollende Kopf weniger wohl nicht geschadet hätte). (c) Warner Bros
Trotzdem ist der erste "Hobbit"-Streifen kein Meisterwerk: An die 3D-Effekte des inhaltlich mediokren "Avatar" kommt er nicht heran. Die neue, als revolutionär angedachte 48-fps-Technik ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Gerade in der Anfangssequenz wirkt es, als ob Jackson die Zwerge im Schnelldurchlauf durch das Bild huschen lassen würde. Das Bild ist gestochen scharf, erinnert aber fast schon wieder an Fernsehproduktionen. (c) REUTERS (HANDOUT)
Vor kurzem wurde das Fernsehen - angesichts der Vielzahl an famosen Serien - schon als das neue Kino bezeichnet. "Der Hobbit" ist ein weiterer Schritt der Angleichung zwischen TV und Kino - zumindest optisch. Dennoch darf man auf die beiden letzten "Hobbit"-Teile gespannt sein: Schließlich übertrumpften "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs" den ersten Teil ("Die Gefährten") bei Weitem in Sachen Dramatik und Epik. (c) Warner Bros
