Bernadette Lafont ist gestorben

Bernadette Lafont gestorben
Bernadette Lafont gestorben(c) Reuters (VICTOR TONELLI)
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„Die Verlobte des Kinos“: Die Französin war das Gesicht der Nouvelle Vague. Zur nationalen Institution wurde sie als Darstellerin ruchloser Rebellinnen.

„Ein schönes Mädchen wie ich“ nannte François Truffaut seine schwarze Komödie von 1972, in der Bernadette Lafont eine ihrer Paraderollen spielte: eine Mörderin, die unschuldig tut und damit die Männer reihenweise zur Strecke bringt. Lafont war neben Anna Karina das weibliche Gesicht der Nouvelle Vague: Zumeist gab sie die ruchlose Rebellin, die mit anarchischem Vergnügen die bürgerliche Ordnung umwarf.

„Die Verlobte des Kinos“ nannte Lafont ihre Autobiografie: Die 1933 in Nîmes geborene Apothekerstochter wollte Tänzerin werden, verliebte sich aber mit 18 in Paris in Schauspieler Gérard Blain. Eine spontan geschlossene Ehe hielt nur zwei Jahre, aber Lafont traf so Truffaut und debütierte 1958 in dessen Kurzfilm „Die Unverschämten“. Unverschämt und unvergesslich waren ihre Auftritte u.a. als meist kriminelle Frau in sieben Filmen von Claude Chabrol oder als Rächerin an doppelmoralischen Dorfhonoratioren in Nelly Kaplans „Die Piratenbraut“ (1969). Mit Jean Eustaches „Die Mama und die Hure“ (1973) wurde Lafont zum Idol einer antibürgerlichen Jugend.

Weit über 100 Filme hat Lafont gedreht: für herausragende Regisseure von Louis Malle bis Claude Miller, dessen „Das schreckliche Mädchen“ ihr 1986 einen ersten César eintrug, und mit den großen Stars ihrer Nation von Jean-Paul Belmondo bis Catherine Deneuve. Selber wurde sie nie ein Superstar, aber in Frankreich galt sie als Institution. In Österreich kommt ihr vorletzter Film „Paulette“ nächste Woche ins Kino, darin spielt sie die Titelrolle: eine rabiate und rassistische Pensionistin, die sich als Hasch-Bäckerin saniert. Ein angemessen renitenter Abgang. Am Montag ist Lafont 74-jährig in Nîmes gestorben. hub [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2013)

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