George Clooneys Zorn über Hollywoods Apokalyptiker

George Clooneys Zorn ueber
George Clooneys Zorn ueber(c) REUTERS (� Mario Anzuoni / Reuters)
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Viele Blockbuster sind Flops, Hedgefonds-Manager mischen sich daher ins Filmgeschäft ein. Jetzt schlägt ein Superstar verbal zurück.

Ein verhängnisvoller Sommer erschüttert derzeit Hollywood: Buchstäblich als „Summer of doom“ wird dort das enttäuschende Einspielergebnis der meisten Blockbuster dieses Jahres diskutiert. Teure Großproduktionen wie „Lone Ranger“ mit Johnny Depp oder eben der Zombie-Polizistenfilm „R.I.P.D.“ haben am US-Box-Office bestenfalls ein Drittel ihrer exorbitanten Produktionskosten (zwischen 100 und 250 Millionen Dollar) eingespielt. Hat das Publikum genug? Die Blockbuster werden sich aufgrund bis ins Detail befolgter Drehbuchformeln immer ähnlicher, zugleich hat sich ihre Zahl in den letzten Jahren verdoppelt: In der Hauptsaison – von Mai bis August – kommt praktisch jede Woche ein neues Kino-Event. Und wer will sie wirklich alle sehen?

Der Markt ist übersättigt, aber Hollywoods Studios haben sich zunehmend von diesen Großproduktionen abhängig gemacht, weil der Erfolg steuerbar schien: lieber ein Film um 150 Millionen samt 50 weiteren für die Werbekampagne als vier kleinere um das gleiche Geld. Steven Spielberg und George Lucas gaben vor ein paar Monaten eine Pressekonferenz: Alles fließe in die überdimensionalen Filme, während selbst ein Spielberg seinen „Lincoln“ kaum finanzieren konnte. Risikobereitschaft gäbe es ohnehin nur mehr im Fernsehen: Steven Soderbergh ist schon dorthin abgewandert.

Vollends der Kragen geplatzt ist nun George Clooney. Denn letzte Woche meldete sich Hedgefonds-Manager Daniel S.Loeb zu Wort: Seine milliardenschweren Firma Third Point LLC kontrolliert sieben Prozent der Aktien von Sony. Loeb forderte den Medienriesen auf, die Entertainment-Abteilung auszugliedern – wegen seiner aktuellen Blockbuster-Flops, „After Earth“ mit Will Smith und „White House Down“ von Roland Emmerich.

Clooney hat für Sony gerade das Buch „The Monuments Men“ über die Rettung von Kunstschätzen im Zweiten Weltkrieg verfilmt, zu Drehschluss ärgerte er sich in einem Interview: Loeb „hat keine Ahnung von unserem Geschäft und will jetzt bei Sony die Köpfe rollen lassen, weil zwei Filme zu wenig eingespielt haben“? Bei seiner Rechnung habe Loeb mutwillig Sonys Erfolge kurz davor – der Bond-Film „Skyfall“ oder Quentin Tarantinos „Django Unchained“ – unterschlagen. Vom finanziellen Auf und Ab der Filmindustrie wisse Loeb nichts, er wolle nur profitabel die Aktien manipulieren: „Wie kann ein Hedgefonds-Typ von Verantwortung reden? Die kennen kein Gewissen: Wenn sie versagen, werden sie per Bail-out gerettet!“

Nichts sei jedenfalls unproduktiver als das „Klima der Angst“, das solche Investoren schüren: „Wenn die Aktionäre die Geschäftspraktiken vorschreiben, obwohl sie sich nicht auskennen, fügt das der Branche Schaden zu.“ So würden die Studios von ambitionierten Projekten abrücken und sich immer weiter in die Blockbuster-Falle zurückziehen. Immerhin: Sony hat Loebs Forderung zurückgewiesen.

E-Mails an: christoph.huber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2013)

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