Will Ferrell bei Viennale: Wie parodiert man Bush?

Will Ferrell Viennale Anchorman 2
Will Ferrell Viennale Anchorman 2(c) Gemma LaMana (Photo Credit: Gemma LaMana)
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Der US-Komiker Will Ferrell kommt als Stargast zur Viennale. Im Exklusivinterview mit der „Presse" verrät er die Geheimnisse seines Humors.

Die Presse: Sie kommen Anfang November als Stargast zum Filmfestival Viennale. Waren Sie schon einmal in Wien?

Will Ferrell: Weder in Wien, noch in Österreich. Es ist auch das erste Mal, dass ich von einem Filmfestival so gewürdigt werde, das ist sehr schmeichelhaft. Und ich bin neugierig, wie man in Österreich reagieren wird: Man weiß sehr wenig über sein Publikum außerhalb des englischen Sprachraums.

Bei einer Gala werden Sie auch vorab Szenen Ihres nächsten Films „Anchorman 2" zeigen. Es ist der fünfte Film seit „Anchorman: The Legend of Ron Burgundy", den Sie mit Regisseur Adam McKay geschrieben haben. Es ist eine besondere, erstaunlich freie Zusammenarbeit: Sie pflegen eine spezielle Form von Surrealismus.

Adam und ich trafen uns in den 1990ern bei der TV-Arbeit an der Comedyshow „Saturday Night Live". Wir begannen, zusammen zu schreiben, und merkten schnell, dass wir einen ähnlichen Sinn für Humor haben. Wir haben unsere Produktionsfirma und die Clip-Webseite „Funny or Die" ins Leben gerufen, aber die gemeinsamen Filme machen am meisten Spaß: Sie sprechen eine andere Sprache als meine sonstigen Komödien und haben eine ganz eigene Vitalität. Schon das Schreiben mit Adam ist ein Endlosprozess: Wir spielen mit Ideen, es entstehen eigentlich mehrere Versionen des Films, die Improvisation am Set ist nur die letzte Revision. Auch da ist Adam einzigartig: Er ruft uns bei laufender Kamera Zeilen zu, dann fallen auch mir neue Pointen ein, das schaukelt sich hoch. Entscheidend ist die Frage: Was würde das Publikum jetzt sicher nicht erwarten? Das müssen wir tun!

Man hat die komischen Resultate öfters mit den legendären Marx Brothers verglichen. Zählen die zu Ihren Vorbildern?

Die habe ich erst später entdeckt. Ich liebe Peter Sellers, vor allem die Pink-Panther-Filme! Steve Martin war auch sehr wichtig für mich. Als ich aufwuchs, wurden durch „Saturday Night Live" Leute wie Chevy Chase, John Belushi, Bill Murray oder Eddie Murphy zu Stars. Und ich habe die Show immer angesehen und studiert: Ich komme eigentlich aus dieser Welt der Sketch-Comedy.

Ihr „Anchorman" Ron Burgundy ist ein überzogener 1970er-Schnauzbart-Macho - typisch für Ihre komischen Figuren: dreiste Männer, deren anmaßendes Auftreten eine tiefe Unsicherheit maskiert.

Die Idee des eingebildeten Amerikaners fasziniert mich. Prinzipiell muss es kein Amerikaner sein: Überall gibt es Kerle mit übertriebenem Selbstbewusstsein, die grundlos angeben - das ist einfach lustig. Doch meine Generation ist ja in einem Land aufgewachsen, wo die vorherrschende Ideologie war: „Die USA sind Nummer eins" - und zwar in allem! Diese Haltung muss man immer kritisieren, schon damit uns klar wird, dass wir nur ein Teil der ganzen Welt sind.

Haben Sie denn das Gefühl, dass sich diese Haltung in den USA langsam ändert?

Hoffentlich! Offen gesagt, derzeit scheinen wir mit der Erkenntnis zu ringen, dass wir nicht überall die Besten sind. Die Welt wird immer mehr zum globalen Dorf, das müssen wir akzeptieren, aber es fällt nicht leicht.

Apropos US-Selbstbild: Ihr berühmtester Comedy-Act ist die „Saturday Night Live"-Parodie von George W. Bush, die Sie zur Broadway-Show ausbauten. Sie sind ja politisch im gegnerischen Lager, trotzdem hieß es, Sie hätten Bush sympathischer gemacht, indem Sie ihn als inkompetenten Stümper spielten: Er habe plötzlich so hilflos und mitleiderregend gewirkt  ...

Will Ferrell Viennale parodiert
Will Ferrell Viennale parodiert(c) Gemma LaMana (Photo Credit: Gemma LaMana)

Ich habe sogar gehört, ich sei schuld daran, dass Bush wiedergewählt wurde! Das ist verrückt! Natürlich ist das Ganze eine Frage der Perspektive: Die einen finden meinen Bush zu gemein, die anderen bei Weitem nicht gemein genug! Mir ging es um den komödiantischen Standpunkt. Man sieht sich die Person an und fragt: Wie kann ich das imitieren? Das führt ganz organisch zum Ergebnis.

Sie halten dabei Distanz: Angebote, Bush persönlich zu treffen, haben Sie abgelehnt.

Um Objektivität zu bewahren. Sonst sagt man sich irgendwann: „Ich kenne den doch - wie kann ich ihn da parodieren?"

Was ist mit Ihren ernsten Rollen? In Filmen wie „Stranger than Fiction" spielen Sie Figuren, die offen unsicher sind.

Meine wenigen ernsthaften Filme zwischendurch sind zwar erfrischend - aber der Zugang ist derselbe. Das mag seltsam klingen, aber auch bei Komödien versuche ich möglichst, nicht lustig zu spielen, sondern einfach als die Figur zu reagieren. Witzig ist es, weil die Figur übertrieben ist. Ich versuche jedoch nur, aufrichtig zu sein. Auch wenn man in Unterhosen dasteht und wie ein Verrückter schreit - es geht darum, dass man in dem Moment daran glaubt, dass man etwas ganz Ernsthaftes tut. Dann wirkt es lustig.

Zur Person

Will Ferrell (* 1967, Irvine, Kalifornien) entdeckte in der Schulzeit sein komisches Talent, der Durchbruch folgte nach seinem Einstieg bei der TV-Show „Saturday Night Live“ 1995. 2003 kamen seine ersten Kinohits „Elf“ und „Old School“. 2004 begann mit „Anchorman: The Legend of Ron Burgundy“ seine bahnbrechende Serie surrealer Komödien mit Regisseur Adam McKay, es folgten u. a. „Talladega Nights“ und „Step Brothers“.
Gaststar der Viennale. Wiens Filmfest (24. Oktober bis 6. November) widmet Ferrell eine Hommage. Als Gaststar wird er gegen Ende des Festivals unter anderem einen „Anchorman“-Galaabend präsentieren..

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