»The Walking Dead«: Zombies pflastern wieder ihren Weg

Walking Dead Zombies Andrew Lincoln
Walking Dead Zombies Andrew Lincoln(c) AMC
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Die AMC-Serie ist längst TV-Quotenhit und Franchise-Phänomen. Am 13. Oktober geht der postapokalyptische Albtraum weiter.

„Other arms reach out to me“, sang Ray Charles vor über 50 Jahren in seinem Klassiker „Georgia on My Mind“. Dabei dachte der Soulsänger ganz bestimmt nicht an Angriffe von Untoten – die bekanntermaßen das Korsett der AMC-Fernsehserie „The Walking Dead“ bilden. Schon die erste Episode der Verfilmung von Robert Kirkmans Comicreihe hinterließ einen bleibenden Eindruck: Protagonist Rick Grimes (verkörpert vom britischen Schauspieler Andrew Lincoln) erwacht – drei Monate, nachdem er von einer Kugel getroffen wurde – aus dem Koma. Schweißgebadet findet sich der Vorstadtpolizist in einem Krankenbett eines aufgelassenen Spitals im US-Bundesstaat Georgia wieder. Verzweifelt sucht er nach seiner Frau Lori und Sohn Carl. Vergeblich.

Untote dienen als Mittel zum Zweck

Dafür stößt er auf Untote, unzählige Untote. Ein schier nie enden wollender postapokalyptischer Albtraum beginnt für Grimes und die anderen Überlebenden. Dabei bringen mit Fortdauer der Fernsehserie die Zombies, die hier als „Biters“ oder „Walkers“ bezeichnet werden, zwar ein latentes, aber nicht das primäre Unheil über die Grimes-Gefolgschaft. Die größere Gefahr geht vom Menschen selbst aus, etwa in Person des perfiden Governor (David Morrissey, ebenfalls ein britischer Mime). Die zugegeben blutrünstigen und Furcht erregenden Untoten dienen als Mittel zum Zweck – für den rachsüchtig-diktatorisch agierenden Antagonisten, aber auch generell für die Serie. Im Vordergrund stehen die ganz und gar menschlichen Dramen.

Die Erstausstrahlung des Prologs liegt mittlerweile knapp drei Jahre zurück, der Start der vierten Staffel (am 13. Oktober in den USA auf AMC; am 18. Oktober auf Fox/Sky) steht unmittelbar bevor. Der Sender AMC reibt sich jetzt schon die Hände. Neben „Breaking Bad“, dessen finale Episode in den Vereinigten Staaten Ende September 10,28 Millionen Zuschauer in den Bann und vor die Bildschirme zog, ist „The Walking Dead“ das zweite, wenn nicht sogar stärkere Quotenpferd im Serienstall.

Mehr US-Seher als "Breaking Bad"

Warum dieser Zombie-Erfolg? Hatte die erste Staffel durchschnittlich noch 5,25 Millionen US-Zuschauer, stiegen die Quoten erst moderat auf 6,90 (Durchschnittswert der zweiten Staffel), dann signifikant auf 11,42 Millionen Seher (dritte Staffel). Das Season-Finale im März 2013 verfolgten 12,4 Millionen.

Weshalb ist "The Walking Dead" so erfolgreich?

Wie kann es sein, dass das Zombie-Genre auch anno 2013 noch dermaßen lebendig und erfolgreich ist? Erklärungsversuch Nummer eins: Vielfalt des Casts. Getreu dem Zeitgeist spielte der, vor allem in Nordamerika maßgebliche, Faktor der kulturellen (Zielgruppen-)Vielfalt auch bei „The Walking Dead“ eine zentrale Rolle: Der koreanischstämmige Teamplayer Glenn Rhee (gespielt von Steven Yeun) und die Machete schwingende, afroamerikanische Einzelgängerin Michonne (Danai Gurira) gehörten schon in den Graphic Novels zu den Hauptfiguren.

Keine gezeichnete Vorlage existiert hingegen von Daryl Dixon. Norman Reedus, der den wortkargen, ponchotragenden Eigenbrötler mit Armbrust spielt, genießt bei Fans Kultstatus und wird im Internet in diversen Bild-Wort-Spielen mit Chuck Norris verglichen. Seinen ambivalenten, aber ebenfalls beliebten Redneck-Bruder Merle Dixon (Michael Rooker) ließ man hingegen in Staffel drei sterben. Wie es das Drama so will, versetzt ihm, respektive seiner Zombiemutation, ausgerechnet Daryl den finalen Todesstoß.

TV-Analyse wie nach Fußball-Übertragungen

Apropos Anhängerschaft: Die Verbindung zu den Aficionados der Serie wird regelmäßig gepflegt. Ob bei den zahlreichen, interkontinentalen Comic-Con-Panels oder auf dem Set selbst – Untoten-Statisten werden jährlich gesucht. Der Apparat von „The Walking Dead“ funktioniert wie eine gut geölte Maschine: Nach jeder Episode werden auf AMC die Geschehnisse in der 30-minütigen Livesendung „The Talking Dead“ analysiert. Eine Vielzahl von Videospielen für Konsolen, Smartphones und Tablets versorgen Zombiehungrige zwischen den ausgestrahlten Staffeln. Und dass jedes Jahr neue Actionfiguren auf den Markt gebracht werden, versteht sich fast von selbst.

Die Saga geht weiter. Die Fernsehserie flankierend, wenn auch asynchron, wird auch Kirkmans – in Schwarz-Weiß gehaltener – Comic prolongiert. Im November erscheint der neunzehnte Band („March to War“) der lesenswerten Reihe. Die Zombiesaga geht weiter, auch weil AMC kürzlich die Pläne eines Spin-offs bekannt gab. 2015 wird die neue Serie auf AMC ausgestrahlt. Als neuen Titel wählte der Sender ausgerechnet den Namen einer Social-Media-Kampagne aus dem Jahr 2010: „Spread the Dead“. Denn auch Marketing ist nicht tot zu kriegen.

TV-Tipps

Free-TV: Der Privatsender RTL2 zeigt von 31. Oktober bis 3. November in einem nächtlichen TV-Marathon die komplette dritte Staffel von "The Walking Dead" als Free-TV-Premiere.

Pay-TV: Die neue (vierte) Staffel startet am 13. Oktober in den USA. Am 18. Oktober folgt der Staffelstart dann auch im deutschsprachigen Raum auf Fox.

Kino: Der Bezahlsender Sky veranstaltet am 24. Oktober im Wiener Filmcasino eine "Walking Dead"-Nacht. Es laufen die ersten zwei Episoden der vierten Staffel in der englischen Originalfassung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2013)

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