Michael Bully Herbig: „Verabscheue Leute mit mieser Laune!“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Michael Bully Herbig outet sich als Spießer. Er wollte nie vor der Kamera stehen – und tut es doch: Diesmal als Schutzengel in seinem neuen Film „Buddy“.

„Ich bin ein Spießer“, sagt Michael Bully Herbig mit heiterer Miene – und man weiß nicht, meint er es ernst oder selbstironisch? Mit Filmen wie der Western-Parodie „Der Schuh des Manitu“ oder der Raumschiff-Enterprise-Verjuxung „(T)Raumschiff Surprise“ lockte der 1968 geborene Münchner, der mit Polizeikabarett beim Radio begonnen hat, über 20 Millionen Besucher ins Kino.

Herbig ist Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler. „Ich habe den Weg vor die Kamera nie gesucht“, erzählt er: „Ich wollte Filme machen, seit ich zehn Jahre alt war. Da habe ich Hitchcocks ,Vögel‘ gesehen, der Film hat mich fasziniert. Später habe ich mich an der Filmhochschule beworben, bin aber nicht genommen worden. Das war eine schwere Enttäuschung. Ich habe dann nach einem anderen Weg gesucht, um Filme zu machen, und bin beim Radio gelandet. Dort konnte man sich wunderbar hinter Stimmen und Charakteren verstecken. Als das Angebot vom Fernsehen kam, habe ich gesagt, ich spiele aber nur, wenn ich selbst inszenieren und produzieren kann. Ich hatte Glück, dass es Leute gegeben hat, die mir vertraut haben. Aber diese Verkleidungsarien waren auch eine Art Versteck, ich hatte überhaupt kein Interesse daran, dass jemand diesen Bully in irgendeiner Form beurteilt.“

Frühe Idole: Otto, Jerry Lewis

Mit Filmen wie „Hotel Lux“ von Leander Haußmann oder „Zettl“ von Helmut Dietl trat dann der echte Michael Herbig vor die Kamera. „Hotel Lux“ über den Kabarettisten Hans Zeisig, der 1938 nach einer Hitler-Parodie in die Sowjetunion flüchten musste, war ungeachtet der prächtigen Satire, die Haußmann herstellte, finanziell nicht erfolgreich. „Mich hat das nicht überrascht“, sagt Herbig: „Für mich als Filmemacher war ,Hotel Lux‘ trotzdem extrem bereichernd. Ich war die letzten drei, vier Jahre sozusagen auf Fortbildung.“ Etwa auch bei der US-Produktion „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ über einen Zauberkünstler – mit Olivia Wilde, Steve Carell, Jim Carrey.

Will Herbig nun nach Hollywood wechseln? „Wenn jemand anruft für eine Rolle oder einen Film, würde ich das machen“, sagt er. Herbigs neuer Film „Buddy“ erinnert stark an eine Hollywood-Komödie: Ein wohlhabender Tunichtgut (Alexander Fehling), der von seinem Vater eine Energy-Drink-Firma geerbt hat, wird von seinem Schutzengel (Herbig) auf den richtigen Weg gebracht – wobei sich allerlei Pleiten, Pech und Pannen, kurz heitere Turbulenzen, ereignen.

Dass der deutsche Film Hollywood imitiert, da widerspricht Herbig gleich: „Oh nein, der deutsche Film hat eine viel größere stilistische Bandbreite!“ Auch in „Buddy“ sei vieles drin: „Action, Emotion, eine Spur Anarchie, ,Buddy‘ ist Kino, das glücklich macht, sagte ein Journalist.“ Glaubt er selbst an Schutzengel? Herbig: „Was es gibt, ist ein Bauchgefühl, eine innere Stimme, die ganz klar Signale aussendet. Das ist vielleicht der kleine Schutzengel, auf den man hören sollte.“

Komiker sind oft griesgrämige Leute. Herbig: „Ist das nicht ein Klischee? Ich kenne ein paar Komiker, die auch privat Spaßvögel sind.“ Freundliche Atmosphäre bei der Arbeit sei sehr wichtig für ihn, betont er: „Ich schätze Pünktlichkeit, Genauigkeit. Ich mag's, wenn Leute nett sind und eine positive Energie entsteht. Wenn gemosert wird und ich merke, die Leute sind gereizt, schlecht gelaunt, es gibt Häme und Missgunst, das verabscheue ich. Gott sei Dank findet das in meinem Umfeld so gut wie nicht statt, und das hat dann etwas mit Lebensfreude zu tun.“

Bully-Filme werden manchmal verrissen, man lacht unter seinem Niveau, heißt es. „Humor und Unterhaltung sind immer sehr subjektiv. Wenn wir beide uns einen Film anschauen, kann es sein, dass Sie sagen, das hat mich so bewegt, und ich empfinde nichts als Leere. Die perfekte Pointe gibt es nicht. Ich fühle mich gesegnet mit dem bisherigen Erfolg, für den ich in aller Demut dankbar bin. Ich bin ein Überzeugungstäter, ich möchte die Leute unterhalten.“ Hat er Träume, Zukunftsprojekte? Herbig: „Ich würde sehr gern einen Thriller drehen, das ist für mich ein tolles Genre. Aber jetzt mache ich erst mal eine Pause, nachdem ich eineinhalb Jahre mit ,Buddy‘ verbracht habe, dann kam auch noch die Sitcom. Ich habe meiner Familie, mein Sohn ist dreieinhalb, versprochen, dass ich mehr Zeit habe.“

Die Sitcom „Bully macht Buddy“ auf Pro7, diente die der Vermarktung des Films? Herbig: „Ja und nein. Es war ein Riesenspaß. Das Gute an der Sitcom ist, dass man sofort weiß, ob ein Gag zieht oder nicht. Beim Film präsentiert man das fertige Produkt und kann nur hoffen, dass es ankommt.“ War Bully, der seinen Spitznahmen von einem Trikot-Aufdruck bekam, schon als Kind ein Klassenclown? „Ich war Klassensprecher, was damit zusammenhängt, dass die größten Spaßvögel auch gewählt werden, vielleicht sogar in der Politik.“ Welche Komiker schätzt er? „Als Kind mochte ich Otto Waalkes, Jerry Lewis, Louis de Funès, später kam Loriot dazu. So was wie ein Urknall war für mich der Film ,Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug‘, der hat mein  Humorzentrum extremst getroffen!“

Zur Person

Michael Bully Herbig, der Spitzname kommt von einem Trikot des FC Bayern-München, das Herbig in der Schule trug, Magirus-Deutz, damals ein Sponsor des Fußballklubs, warb mit dem Slogan „Die Bullen kommen“. Die Lehrer nannten Herbig Bully, weil mehrere Buben in der Klasse Michael hießen. Herbig drehte Komödien-Kassenschlager („Der Schuh des Manitu“), Animationsfilme („Lissi und der wilde Kaiser“), Spielfilme („Hotel Lux“). Am 25. 12. kam sein Lustspiel „Buddy“ über einen Mann, den sein Schutzengel verfolgt, ins Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2013)

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