Asiens Kinolegende und Milliardär: Run Run Shaw 1907–2013

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Die wichtigste Figur der asiatischen Entertainment-Industrie ist tot.

Von Textilhändlern zu Medienmilliardären: Die größte Erfolgsgeschichte der asiatischen Entertainment-Industrie verdankt sich der Hongkonger Familie Shaw – insbesondere dem jüngsten der sechs Söhne eines Stoffhändlers, Run Run Shaw, 1907 im chinesischen Ningbo geboren. Run Run Shaw wurde weltberühmt als Gründer der legendären Hongkong-Produktionsfirma Shaw Brothers, die neue Standards für Asiens Kinoproduktion setzte und während der Kung-Fu-Kinowelle mit Genre-Meisterwerken wie „Die 36 Kammern der Shaolin“ den internationalen Markt eroberten.

Schon 1927 hatte Run Run (mit dem älteren Bruder, Runme) eine Filmproduktionsfirma gegründet, aus der ein Familienimperium mit Kinos und Vergnügungsparks in ganz Asien wuchs. Der entscheidende Moment kam 1957, als Run Run nach Hongkong zog, um dort neben der pittoresken Clearwater Bay die Shaw Movie Town zu errichten: Asiens größtes Studio wurde rund um die Uhr betrieben (die Crews wechselten sich in drei Acht-Stunden-Schichten ab) und produzierte pro Jahr doppelt so viele Filme wie eines der großen Hollywoodstudios.

Er lenkte die Kinotrends Asiens

Die Shaws übertrafen ihre Konkurrenten im Aufwand, begründeten ihr eigenes Starsystem und lenkten die Kinotrends des Kontinents: Von Frauenfilmen wechselten man Mitte der 1960er zu männlicheren Genres. Nach dem Erfolg japanischer Schwertkampffilme importierte man Regisseure von der Insel für die eigene Martial-Arts-Produktion. Anfang der 1970er eroberte das Kung-Fu-Kino den internationalen Markt: Viele Superstars wie Bruce Lee gingen zwar zur Konkurrenz, weil es dort mehr Freiheiten gab als im rigiden Shaw-Studiosystem, aber auch die Shaw Bros. expandierten munter weiter – was fatal war, als der Trend endete. Auch internationale Koproduktionen wie „Blade Runner“ (1982) wurden Flops.

Doch Run Run hatte rechtzeitig umgesattelt und seine Ressourcen in die Hongkong-Fernsehfirma TVB, die er ebenfalls zum Medienimperium ausbaute, investiert. Indes hielt Run Run die Kultfilme seiner Shaw Bros. für Dekaden unter Verschluss, bis er sie 2002 in einem Milliardendeal verkaufte. Das war typisch für einen der schlauesten Businessmen Asiens: So stieg er etwa im idealen Moment beim berühmten US-Warenhausbetreiber Macy's als Großaktionär ein, seine karitativen Ausgaben waren ebenfalls legendär – so wurde Run Run Shaw 1977 für seine Verdienste um das Rote Kreuz zum britischen Ritter geschlagen. Am Dienstag ist der Mogul mit 106 Jahren in seinem Haus in Hongkong gestorben. (hub)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2014)

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