Die Hollywood-Schönheit und ihr "unethischer" Werbevertrag

(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Wegen ihrer Werbung für eine Ware aus dem Westjordanland kommt US-Schauspielerin Scarlett Johansson in die Kritik.

Jerusalem/London. Selbst mit einer Werbung für scheinbar harmloses Mineralwasser kann man sich im Nahen Osten schnell unbeliebt machen: Das erlebt derzeit die Hollywood-Schauspielerin Scarlett Johansson, die mit ihrem Werbevertrag für eine israelische Firma mitten in eine heftige Debatte um einen möglichen Boykott Israels katapultiert wurde.

Die 29-jährige Blondine, die 2003 in dem Film „Lost in Translation“ an der Seite Bill Murrays ihren internationalen Durchbruch geschafft hat, ist seit Kurzem das neue Gesicht der Firma Soda Stream. Stein des Anstoßes ist nicht, dass das israelische Unternehmen Automaten zur einfachen Herstellung von Sodawassser produziert, sondern der Ort, an dem diese hergestellt werden: nämlich im palästinensischen Westjordanland. Eine der Soda-Stream-Niederlassungen ist in der jüdischen Siedlung Maale Adumim im besetzten Westjordanland.

Für ihr Werbeengagement musste Johannson die Kritik eines ihrer weiteren Arbeitgeber einstecken: der Hilfsorganisation Oxfam, für die die Schauspielerin seit 2005 als Botschafterin tätig ist. Ihr Werbevertrag sei nicht mit den ethischen Grundsätzen der Organisation vereinbar. Die in Großbritannien ansässige, international tätige Gruppe Oxfam International hat zum Boykott von Produkten aus israelischer Fertigung mit Ursprung in den besetzten Palästinensergebieten aufgerufen.

Auch wenn die Organisation die politische Unabhängigkeit ihrer Repräsentanten respektiere, sei Werbung für Soda Stream problematisch. „Wir sind gegen jede Wirtschaftsbeziehung zu den israelischen Siedlungen, die nach internationalem Recht illegal sind“, erläuterte die Gruppe. Von ihrer Tätigkeit für Oxfam ist Johansson nun zurückgetreten. Die Schauspielerin hat für Oxfam mehrere Reisen nach Asien unternommen, um Hilfsgelder zu mobilisieren. Für den Besuch einer indischen Mädchenschule soll sie sogar 2005 die Oscar-Verleihung haben sausen lassen.

International werden die Rufe nach einem Boykott von Produkten aus israelischen Siedlungen immer lauter. Chefunterhändlerin Tzipi Livni hat in den vergangenen Monaten immer wieder gewarnt, Israel habe eine Isolation wie das frühere Apartheid-Regime in Südafrika zu befürchten, sollten die im Juli wiederaufgenommenen Verhandlungen mit den Palästinensern scheitern.

Auch der israelische Finanzminister Yair Lapid von der Zukunftspartei warnte am Mittwochabend, dass ein „europäischer Boykott“ verhängt werden könnte, sollten die Verhandlungen nicht von der Stelle kommen. Lapid erklärte auf einer Konferenz in Tel Aviv: „Wenn es kein Friedensabkommen gibt, steht die israelische Wirtschaft vor einem dramatischen Einbruch.“

Werbespot nicht beim Superbowl

Für Aufregung hat Johansson und ihr frisch abgedrehter Soda-Stream-Werbespot auch in den USA gesorgt: Der Clip hätte beim Superbowl am Sonntag zur besten Sendezeit gezeigt werden sollen. Die Ausstrahlung wurde von den Organisatoren des Sportgroßereignisses nun aber unterbunden. Der Grund liegt nicht in einer Boykott-Absicht oder im lasziven Auftritt Johanssons, er ist weit simpler: Dass am Ende des Clips Pepsi und Cola auf die Schaufel genommen werden, ging zu weit. Immerhin sind die beiden Konzerne wichtige Großsponsoren der Megaveranstaltung. (ag/zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.