Russell Brand: Der Messias und die Männlichkeit

Der britische Mime Russell Brand gastierte mit einer derb-amüsanten Comedyshow im Gartenbaukino.

Der Depeche-Mode-Klassiker „Personal Jesus“ plärrt aus den Boxen des Gartenbaukinos, als Russell Brand (mit schwarzen Lederhosen und weißem Sakko!) den Saal betritt. Der britische Entertainer und Schauspieler (bekannt aus Filmen wie „Get him to the Greek“) gastierte mit seinem Comedy-Programm „Messiah Complex“ in Wien. Darin preist und dekonstruiert er seine Heroen: Che Guevara („er war homophob“), Gandhi („ließ seine Frau sterben“), Malcolm X („dealte mit Drogen“) und Jesus („sieht ein bisschen so aus wie ich“). Der 38-jährige Brand zeigt sich während der 90 Minuten nicht nur als Meister der Selbstinszenierung – er beherrscht auch das Spiel mit dem Publikum. Etwa, als er mit zwei minderjährigen Gästen konfrontiert wird. „Eure Eltern haben einen guten Job gemacht, wenn es um die englische Sprache geht. Ansonsten sind sie furchtbar“, gibt er den beiden Mädchen, elf und zwölf Jahre alt, mit auf den Weg zu ihren Plätzen. Denn jugendfrei ist seine wortgewaltige Abrechnung mit Ikonen, Medien und der Werbeindustrie wahrlich nicht. Der Komiker nimmt sich kein Blatt vor den Mund, flucht, stöhnt und greift nicht nur verbal schon einmal unter die Gürtellinie.

Gelächter bei Geschichtsstunde

Brand, der in seinen besten Momenten an seinen – ebenfalls schlaksigen - Landsmann John Cleese erinnert, zeigt in „Messiah Complex“ den Besuchern viele Fotos. In Wien auch eines von Bundeskanzler Werner Faymann („Stellt euch vor, Aliens landen hier und wollen zum Anführer gebracht werden. Er sieht nicht aus wie ein Leader, eher wie ein Viagra-Verkäufer“) und von einer oberösterreichischen Schulklasse: Auf dem Foto sind der junge Adolf Hitler und der junge Ludwig Wittgenstein zu sehen, die gemeinsam zur Schule gingen. Der Brite fühlt mit dem Lehrer der beiden mit. Gelächter. Auch als Russell Brand selbstironisch von seinem Striptease auf einer Demonstration erzählt, bei der es „sehr kalt“ war. Anders als bei deutschen Komikern à la Mario Barth wirkt sein Spiel mit der eigenen Männlichkeit aber nicht peinlich. Deshalb lassen wir auch Russell Brands weißes Sakko durchgehen. (mtp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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