Ein unerwarteter Todesfall erschüttert die österreichische Filmbranche: Filmemacher Michael Glawogger ist tot. Der Regisseur ist in der Nacht auf Mittwoch, den 23. April, bei Dreharbeiten in Liberia an Malaria gestorben, bestätigte eine Sprecherin der produzierenden Lotus Film der APA. Er war 54 Jahre alt.Der Grazer wechselte zwischen Dokumentarfilmen Seine Filme (Auswahl):
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Nach mehreren Experimental- und Kurzfilmen und Kameraarbeiten feierte Glawogger seinen ersten internationalen Erfolg mit "Megacities". Er porträtierte darin Einwohner in vier Metropolen, in Mumbai, New York City, Moskau und Mexico City.
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In Österreich landete Glawogger mit der Komödie "Nacktschnecken" einen Hit: Eine Gruppe Bummelstudenten um Michael Ostrowski und Pia Hierzegger versuchen sich darin beim Dreh eines Pornofilms.
Mehrfach ausgezeichnet wurde der Dokumentarfilm "Workingman's Death", darunter mit dem Deutschen Filmpreis. Darin zeigte Glawogger extreme und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen weltweit.
Nach "Workingman's Death" wechselte er zurück zum Spielfilm: In ''Slumming'' wird aus Spaß Ernst. August Diehl und Michael Ostrowski ziehen darin durch Wiener Beisln und entführen einen Sandler (Paulus Manker). Die Tragikomödie lief bei der Berlinale in Wettbewerb.
Ernster war "Das Vaterspiel", die kühne und selektive Adaption des gleichnamigen Romans von Josef Haslinger über ein gefährliches Computerspiel und unaufgearbeitete NS-Vergangenheit.
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Deutlich leichter verdaulich war die surreale Drogenfantasie "Contact High", erneut mit Ostrowski in einer der Hauptrollen. In der Fortsetzung zu "Nacktschnecken" macht sich ein Duo (Raimund Wallisch, Ostrowski) auf die Suche nach einer mysteriösen Tasche.
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Ein Triptychon der Prostitution an drei höchst unterschiedliche Schauplätzen zeigte "Whore's Glory": Im "Fishtank“ im buddhistischen Thailand sitzen die Frauen hinter einer Glasscheibe wie im Aquarium, die Freier wählen nach Blickkontakt per Nummer aus. Die "Stadt der Freude" im islamischen Bangladesh ist ein riesiges Bordell-Matriarchat mit Hunderten von Prostituierten und ihren Kindern auf engstem Raum, geleitet vom "Rat der Mütter". Durch die "Zona" im katholischen Mexiko, nahe der texanischen Grenze, kreisen die Freier mit dem Auto.
Glawogger drehte auch einen Fernsehfilm, die ORF-Landkrimi-Folge "Die Frau mit einem Schuh" mit Edita Malovcic und Johannes Krisch, die im März 2014 bei der Diagonale seine Premiere feierte.
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Glawogger war zu Dreharbeiten in Afrika. Er wollte etwa ein Jahr lang um die Welt reisen und dabei spontan mitfilmen, ohne vorher ein Thema ("Untitled - Der Film ohne Namen") zu definieren. Zum Artikel: Regisseur Michael Glawogger ist tot
(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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