Cannes: Strauss-Kahn klagt gegen Film über Sex-Affären

Actor Gerard Depardieu signs autographs to cinema fans as he arrives for the screening of the film ´United Passions´ at the 67th Cannes Film Festival in Cannes
Actor Gerard Depardieu signs autographs to cinema fans as he arrives for the screening of the film ´United Passions´ at the 67th Cannes Film Festival in Cannes(c) REUTERS (BENOIT TESSIER)
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Gerard Depardieu spielt in "Welcome to New York" eine Sexbesessenen. Strauss-Kahns Anwalt nennt den Film "eine Scheiße", er sei auch teilweise antisemitisch.

Der einstige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, klagt wegen Rufschädigung gegen den Film "Welcome to New York". Der Film von US-Regisseur Abel Ferrara handelt, kaum verschleiert, von Strauss-Kahns Sexskandal in New York. Schauspieler Gerard Depardieu spielt darin die sexbesessene Hauptfigur. Am Samstagabend wurde der Film erstmals am Rande des Filmfestivals von Cannes gezeigt, er ist auch als On-Demand-Angebot downloadbar. Das Festival lehnte den Film ab, angeblich wegen direkten politischen Drucks. Strauss-Kahns Anwalt Jean Veil nannte den "eine Scheiße, eine Hundekacke", sagte er am Montag dem Sender Europe 1. Außerdem wirft er "Welcome to New York" vor, "zum Teil antisemitisch" zu sein.

Strauss-Kahn sei "angewidert und entsetzt über den Film" sagte Anwalt Veil. Er habe den Auftrag gegeben, Klage einzureichen wegen Rufschädigung aufgrund der "Vergewaltigungs-Anschuldigungen und der Anspielungen" den gesamten Film über. Der einstige IWF-Chef sei von der Justiz in New York klar von diesem Vorwurf entlastet worden. "Wie jeder hat er das Recht auf Vergessen."

Strauss-Kahn, einstige Hoffnungsträger der französischen Sozialisten, war im Mai 2011 in New York festgenommen worden, nachdem ein Zimmermädchen des Hotels Sofitel ihn der Vergewaltigung beschuldigt hatte. Strauss-Kahn musste als IWF-Chef zurücktreten, das Strafverfahren gegen ihn wurde später aber wegen mangelnder Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers eingestellt. Er räumte allerdings ein, dass er "einvernehmlichen Sex" mit dem Zimmermädchen hatte.

Später wurde ihm zudem vorgeworfen, an ausschweifenden Sex-Partys mit Prostituierten beteiligt gewesen zu sein. Seine Frau, die renommierte Journalistin Sinclair, die ihn in der Sofitel-Affäre stets unterstützt hatte, trennte sich daraufhin von ihm.

Originalschauplätze der Affäre um Strauss-Kahn

"Welcome to New York" ist zum Teil an den Originalschauplätzen der Affäre um Strauss-Kahn gedreht. Depardieu verkörpert darin einen Mann namens Devereaux, Direktor einer internationalen Organisation. Nach dem Vergewaltigungsvorwurf eines New Yorker Zimmermädchens verliert er seinen Job verliert und verspielt damit die Aussicht, zukünftiger Präsident von Frankreich zu werden. Seine Frau Simone, gespielt von der Britin Jacqueline Bisset, stammt aus einer reichen Familie und kauft ihn gegen eine Kaution von einer Million Dollar (700.000 Euro) frei. Der Strafprozess wird jedoch wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Frau eingestellt.

Depardieu, der im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2012 den konservativen Kandidaten Nicolas Sarkozy unterstützt hatte, versicherte nach der Premiere, er habe die Hauptfigur nicht "ins Recht oder Unrecht setzen" wollen. Er könne die "Regungen" einer solchen Figur "verstehen", bedaure aber "Menschen, die so sind".

Der Film ist als Video-on-Demand in Frankreich und einigen weiteren europäischen Territorien, darunter Deutschland, im Internet zu sehen. Allerdings nicht in Österreich.

Ex-Frau Anne Sinclair will nicht klagen

Strauss-Kahns Ex-Frau Anne Sinclair hatte am Wochenende ihren "Ekel" über den Film zum Ausdruck gebracht. Sie will aber nicht gegen den Film klagen. Die Produzenten hatten betont, dass der Streifen nach US-Recht zu beurteilen sei und sie sich zuvor rechtlich gegen Klagen abgesichert hätten.

(APA/AFP)

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