Trauer um Böhm: Äthiopier tragen Blumen zum Karl Square

Karlheinz Böhm mit seiner Tochter und seiner Frau.
Karlheinz Böhm mit seiner Tochter und seiner Frau.(c) APA/EPA/Herbert Knosowski
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"Er hat Äthiopien geholfen, als kein anderes Land bereit war zu helfen", sagte Kanzler Werner Faymann über den verstorbenen Karlheinz Böhm.

Trauer um Karlheinz Böhm: Vertreter aus Politik und Gesellschaft haben den Schauspieler und Gründer der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" gewürdigt. Böhm war am Donnerstagabend im Alter von 86 Jahren im Kreis seiner Familie in Grödig bei Salzburg gestorben.

Böhm erhält ein Ehrengrab der Stadt Salzburg. Das erklärte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) am Samstag. An welchem Friedhof und zu welchem Zeitpunkt der ehemalige Schauspieler bestattet wird, konnte Schaden nicht sagen. Böhms Familie hat die Stadt Salzburg kontaktiert und den Wunsch nach einem Ehrengrab geäußert. Die Vermutung, dass die Beerdigung am Salzburger Kommunalfriedhof stattfinden wird, wurde bisher nicht bestätigt.

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sammelten sich am Freitagabend nach Angaben der Stiftung Menschen am nach Böhm benannten Karl Square und legten Blumen nieder. In der Stadt Metu im Südwesten des Landes wurden Trauerzelte aufgebaut, zu denen die Menschen strömten.

"Er hat eindrucksvoll vorgelebt, dass es auf den Einsatz eines jeden einzelnen Menschen ankommt und jeder nach seinen Möglichkeiten einen Beitrag leisten kann", erklärte die Stiftung. Böhm war seit längerer Zeit krank. Seit 2011 trat er nicht mehr in der Öffentlichkeit auf.

Ein "unbestechlicher Humanitärer"

Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, nannte Böhm im Deutschlandradio Kultur einen "unbestechlichen Humanitären". Der äthiopische Schriftsteller und Wissenschafter Solomon Gomes würdigte Böhm als großen Humanisten. "Er hat Äthiopien mit seiner Organisation geholfen, als kein anderes Land bereit war zu helfen", sagte Gomes. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) nannte Böhm ein "Vorbild in Sachen Menschlichkeit, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein".

Bundespräsident Heinz Fischer sagte: "Mit Karlheinz Böhm verlieren Österreich, Europa und die Welt eine Persönlichkeit, die sich Jahrzehnte hindurch mit aller Kraft für den afrikanischen Kontinent und die Verbesserung der Lebensumstände seiner Menschen, insbesonders in Äthiopien, eingesetzt hat." Für den deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat Böhm gezeigt, dass jeder Einzelne etwas gegen das Elend in der Welt tun könne.

TV-Wette wird Großaktion

Der Schauspieler Böhm war vor allem als Kaiser Franz Joseph in den "Sissi"-Filmen an der Seite von Romy Schneider berühmt geworden. Eine Fernsehwette machte ihn vom Filmidol der Wirtschaftswunderjahre zum Kämpfer gegen die Armut. Aufgewühlt von Berichten über die Not in der Sahelzone wettete Böhm in Frank Elstners "Wetten, dass..?"-Sendung im Mai 1981, dass nicht jeder Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für die notleidenden Menschen spenden würde. Er behielt recht - dennoch kamen 1,2 Millionen Mark zusammen, der Grundstein für "Menschen für Menschen" im November 1981.

Seitdem hat "Menschen für Menschen" gemeinsam mit der Bevölkerung Gesundheitsstationen und Krankenhäuser, Schulen und Wasserstellen gebaut. Mikrokredite ermöglichen Frauen Selbstständigkeit. Das Programm von landwirtschaftlichen Schulungen bis zur Familienplanung setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe. Die Stiftung zieht sich zurück, wenn die Menschen bescheidene Existenzen aufgebaut haben. Schon zum 30-jährigen Bestehen der Organisation hatte sich Böhm aus der aktiven Arbeit zurückgezogen und die Leitung an seine Frau Almaz abgegeben.

(APA/dpa)

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