Filmfestival: Ulrich Seidl zeigt Doku in Venedig

(c) Die Presse
  • Drucken

„Im Keller“ läuft außerhalb des Wettbewerbs. Auch mit einem Horrorfilm ist Österreich vertreten.

Auf den Goldenen Löwen hat Österreich heuer zwar keine Chance. Abseits des Hauptwettbewerbs setzt das heimische Kino bei den 71.Filmfestspielen von Venedig allerdings starke Akzente. Die ausgewählten Arbeiten haben zudem das Potenzial, etwas Sand ins gut geölte Getriebe des Festivals zu bringen. Ulrich Seidls Dokumentation „Im Keller“, die ihre Weltpremiere außerhalb des Wettbewerbs feiert, dürfte jedenfalls für Aufregung am Lido sorgen. In knapp über achtzig Minuten entwirft der Ausnahmeregisseur ein Porträt von Österreichern und ihren Untergeschoßen: Im Keller landet das Aussortierte und nicht Gesellschaftsfähige. Ulrich Seidl rückt es ins Zentrum seines Films.

Auch „Ich seh / Ich seh“ mutet dem geneigten Publikum einiges zu. Das Spielfilmdebüt von Veronika Franz und Severin Fiala (erste Ko-Regie bei „Kern“), eingeladen in die Nebenschiene „Orizzonti“, ist ein finsteres Sommermärchen mit Albtraumpotenzial. Zwei neunjährige Zwillingsbuben freuen sich darauf, ihre Mutter wiederzusehen. Deren nach einer Schönheits-OP verbundenes Gesicht und ihre generelle emotionale Kälte ihnen gegenüber lassen in den Köpfen der fantasiebegabten Kinder bald den Verdacht aufkommen, dass es sich bei der Frau, die da mit ihnen im großzügigen Landhaus lebt, gar nicht um ihre Mutter handelt. Veronika Franz ist langjährige Kreativpartnerin und Lebensgefährtin von Ulrich Seidl, der dieses Horrordrama auch produziert hat. „Ich seh / Ich seh“ feiert in Venedig ebenfalls seine Weltpremiere.

Wenige große Namen am Lido

Die Filmfestspiele Venedig, heuer vom 27.August bis 6.September, setzen diesmal auf weniger Stars – dafür will man innovative Filme präsentieren, die die Evolution in der Filmwelt zeigen. Insgesamt 20 Filme gehen ins Rennen um den Goldenen Löwen, darunter Fatih Akins „The Cut“, Abel Ferraras „Pasolini“ mit Willem Dafoe in der Hauptrolle und David Gordon Greens „Manglehorn“ mit Al Pacino und Holly Hunter. Außerhalb des Wettbewerbs werden 18 Filme gezeigt.

Den Eröffnungsfilm zum Festival liefert der mexikanische Regisseur Alejandro Inarritus (bekannt für Dramen wie „Babel“, „21 Gramm“ und „Biutiful“) mit seiner Komödie „Birdman“, in der ein ehemaliger Superhelden-Darsteller (gespielt von Michael Keaton) sein Comeback am Broadway versucht. (mak/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.