Drachen und Wikinger in friedlicher Koexistenz

Drachenzaehmen leicht gemacht 2
Drachenzaehmen leicht gemacht 2(c) DreamWorks Animation L.L.C.
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„Drachenzähmen leicht gemacht 2“ hat vieles, wovon andere Animationsfilme nur träumen können: Starke Charaktere, knackige Dialoge und komplexe Themen im Unterboden. Aber auch die Schönheit der animierten Drachen erfreut.

Lange Jahre war es erschütternd still um das bekannteste, vermutlich auch beliebteste Geschöpf der Fantasy-Kultur: Man meinte, es sei für immer im Reich der Stop-Motion- und animatronischen Trickeffekte gefangen, es wäre rein technisch nicht möglich, diese Kreatur in ihrer ganzen Länge, Breite und Flügelspannweite auf einer Kino-Leinwand darzustellen. Insofern sind es wohl auch die Möglichkeiten der Digitalfilmwelt, denen wir die aktuelle Renaissance des Drachen in der Popkultur zu verdanken haben. Egal ob Smaug mit Hobbit Bilbo Beutlin diskutiert oder sich Daenerys Targaryen aus der Hit-Serie „Game of Thrones“ als „Mutter der Drachen“ bezeichnet: Die Feuer speienden Viecher sind überall und sehen dermaßen fotorealistisch aus, dass Drachentöter Siegfried das Nibelungenlied wohl frühzeitig abgebrochen hätte.

Durch „Drachenzähmen leicht gemacht 2“, die Fortsetzung des weltweit erfolgreichen ersten Films, fliegen gleich dermaßen viele verschiedene Drachen, dass man vor lauter Farben und Formen schnell den Überblick verliert. Hauptdrache ist natürlich Ohnezahn, der vom Wikingerburschen Hicks (im Original gesprochen von Jay Baruchel) vom Himmel geschossen und danach zu dessen bestem Freund und Seelenverwandten wurde. In der Fortsetzung segeln sie gemeinsam durch die Luft.

Auf Drachenbuckeln die Welt entdecken

Die Utopie, dass Mensch und Drache respektvoll miteinander leben können, ist in der kleinen Wikinger-Siedlung Realität. Die ehemals bodenständigen Dörfler erweitern ihren Horizont auf einem Drachenbuckel hockend von der Luft aus. Statt die Nachfolge seines Häuptling-Papas Haudrauf (Gerard Butler) anzutreten, segelt der Entdeckergeist Hicks aber lieber jenseits der Grenzen der bekannten Welt. Dort draußen findet er seine verschollen geglaubte Mutter Valka (Cate Blanchett) wieder, die der menschlichen Zivilisation den Rücken gekehrt hat. Im Unbekannten lauert aber auch Drachenjäger Drago (Djimon Hounsou). Als der erfährt, dass eine ganze Insel friedlich mit Drachen zusammen lebt, nimmt er Kurs auf Hicks Heimatdorf.

Die Animationsfilm-Schmiede Pixar („Findet Nemo“, „Toy Story“) galt lange als heiliger Gral der digitalen Familienunterhaltung. Mittlerweile hat auch die Konkurrenz von Dreamworks Animation verstanden, dass man einen guten Film nicht einfach herbeirechnen kann: Anstatt der im Animationsfilmbereich üblichen Handvoll Drehbuchautoren ist für die Welt von „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ vorwiegend ein Mann verantwortlich: Dean DeBlois. Es liegt an seinem Talent und seiner kreativen Freiheit, dass „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ vieles hat, wovon andere Animationsfilme nur träumen können: starke Charaktere, knackige Dialoge und vor allem eine behutsam entworfene, täuschend einfache Geschichte mit komplexen Themen im Unterboden. Es geht darum, sich treu zu bleiben und sich seine Moral inmitten einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht korrumpieren zu lassen.

Durchaus wichtig und richtig, all das. Man kann sich aber auch einfach nur an der Schönheit der animierten Drachen erfreuen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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