Lauren Bacall: Sie war „The Look“

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L actrice americaine Lauren Bacall dans les annees 40 American actress Lauren Bacall IN THE 40 S(c) imago/AD (imago stock&people)
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Nachruf. Einer der letzten Stars des „goldenen“ Hollywood ist tot: Lauren Bacall wurde an der Seite Humphrey Bogarts berühmt, ihr legendärer Blick war zum Teil – Zufall.

"The Look", hat man die über Nacht berühmt Gewordene nach ihrem ersten Film genannt. Ihr Blick wurde ihr Markenzeichen, dabei war er mehr oder weniger ein Zufall! Lauren Bacall war 19 Jahre alt, als sie 1944 ihre Debütrolle in „Haben oder Nichthaben" bekam, mit dem damals längst „Großen" Humphrey Bogart. Kein Wunder angesichts dieses schwindelerregenden Falls nach oben, dass sie bei den Dreharbeiten schrecklich nervös war. Wie ihr zum Mythos gewordener Blick einer „Femme fatale", dieser verführerische Blick von unten, zustande kam, hat Lauren Bacall Jahrzehnte später aus ihrer preisgekrönten Autobiografie „By Myself" so erklärt: Als sie zur Tür von Bogarts Zimmer gehen und nach Feuer fragen sollte, zitterte ihre Hand, zitterte ihr Kopf . . . „Es war grauenhaft. Die einzige Möglichkeit, meinen Kopf still zu halten, war ihn zu senken, das Kinn fast bis auf die Brust, und mit den Augen zu Bogart aufzublicken."

Siebzig Jahre später ist Lauren Bacall im Alter von 89 Jahren gestorben. Sie war einer der letzten überlebenden Stars des „Goldenen Hollywood" und war berühmt nicht nur für ihren Leinwandblick, sondern auch für ihre unverwechselbare heisere Stimme. „Stahl mit Kurven", nannte sie ihr Ehemann Humphrey Bogart.

Liebe, gar nicht auf den ersten Blick

Ihren kometenhaften Start verdankte Bacall dem großen Regisseur Howard Hawks, Lauren Bacalls „Entdecker, wenn nicht sogar Schöpfer. Er hatte die junge Frau seinerzeit auf der Titelseite der Modezeitschrift „Harper's Bazaar" entdeckt und in ihr ein geeignetes Material erkannt, um seine perfekte Filmfrau zu kreieren. „Ich war sein Besitz", so Lauren Bacall. Hawks war es auch, der ihr den Vornamen Lauren verordnete (Bacall hatte sich die als Betty Joan Perske und Tochter rumänischer jüdischer Einwanderer Geborene selbst genannt). Seinen amourösen Avancen widerstand sie, und als Hawks bei den Dreharbeiten zur Hemingway-Verfilmung „Haben und Nichthaben" von der verheimlichten Liebesbeziehung seiner Protagonisten erfuhr, war er so klug, seine persönlichen Gefühle hintanzustellen und die seiner Schauspieler auszunutzen: Er erweiterte Bacalls Rolle zu Ungunsten der zweiten weiblichen Hauptrolle. „Haben und Nichthaben" wurde nach Meinung vieler Kritiker auch deswegen so erfolgreich, weil man den zwei Schauspielern die reale Verliebtheit so stark anmerkt. (Dabei hatte sich Lauren Bacall anfangs als Filmpartner so sehr Cary Grant gewünscht und war enttäuscht, dass es stattdessen Bogart wurde, den sie anfangs gar nicht attraktiv fand!)

Schon kurz nach ihrer Heirat war Lauren Bacall an Bogarts Seite in zwei weiteren Filmen zu sehen, Hawks „Tote schlafen fest" und John Hustons „Gangster in Key Largo". Die zwölfjährige Ehe mit dem 25 Jahre älteren „Bogie", der sie in eine Welt von Berühmtheiten einführte und sie „alles über das Leben lehrte", sah Bacall als die glücklichste Zeit ihres Lebens, aber das Glück hatte seinen Preis: Ihre Karriere stagnierte. Zwar spielte sie an der Seite berühmter Männer wie Kirk Douglas („Der Mann ihrer Träume"), Gary Cooper („Zwischen zwei Frauen"), John Wayne („Der gelbe Strom") und Gregory Peck („Warum hab' ich ja gesagt?"), aber die strahlenden Erfolge blieben aus. Und als Bogart 1957 starb, stand die 32-Jährige mit zwei Kindern alleine da.

Die Flucht nach New York

Die Ehe mit Bogart scheint der Segen ihres Lebens gewesen zu sein, aber auch ein bisschen ihr Fluch. Als seine Ehefrau stellte sie ihre Karriere zurück, um die Kinder aufzuziehen und jede Menge Parties für Bogarts illustre Bekanntschaften in ihrem Haus in Los Angeles auszurichten. Schon damals sahen viele Regisseure - etwa Billy Wilder - sie nur als Gattin des berühmten Schauspielers.

Nach dessen Tod übersiedelte Bacall nach New York, auch um nicht immer nur als Ehefrau einer Legende wahrgenommen zu werden. Sie spielte am Broadway, heiratete den Schauspieler Jason Bogards und drehte weitere Filme. Wichtige Rollen hatte sie unter anderem in „Mord im Orientexpress" (1974), mit John Wayne in seinem letzten Film „Der letzte Scharfschütze" (1976, Bacalls letzte große weibliche Hauptrolle) oder Robert Altmans „Prêt-à-Porter" (1994). An ihren anfänglichen Erfolg konnte sie freilich nie wieder anschließen.

Lauren Bacall wusste, wie sich das Vergessenwerden anfühlt, auch deshalb spielte sie fast bis zu ihrem Tod. 1996 wurde sie endlich für einen Oscar nominiert, als Mutter in Barbra Streisands Komödie „Liebe hat zwei Gesichter"; dann wurde es doch Juliette Binoche in „Der englische Patient", und schon vergaß die Welt die alternde Schauspielerin wieder. 2009 erhielt sie schließlich den Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk. Bacall versteckte ihn im Schlafzimmer; sie hasse diesen Oscar, sagte sie in Interviews, würde ihn am liebsten aus dem Fenster werfen. Warum? Weil sie in ihrer Dankesrede gedankenlos nur von Bogart geredet habe und nicht von ihrem gegenwärtigen Ehemann und ihrem gemeinsamen Sohn; „was einer der schönsten Tage meines Lebens werden hätte sollen, wurde einer meiner schlimmsten."

Im persönlichen Umgang galt Lauren Bacall als kantig, was ihr offenbar nichts ausmachte: Sie sage nun einmal gern die Wahrheit und sei nicht auf der Welt, um gemocht zu werden. „Das Einzige, was zählt, ist der Charakter", sagte sie gern. Das habe ihre Mutter sie gelehrt - und ihr „Bogie".

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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