Teufelsroller für die ORF-Cops

Cop Stories Claudia Kottal
Cop Stories Claudia Kottal(c) ORF
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Ab Dienstag macht Claudia Kottal wieder Dienst auf der Wache: Die „Cop Stories“ gehen in die zweite Staffel. Eine chaotische Truppe zwischen Sexpannen und Drogenmafia.

Es soll bitte keiner sagen: So viel passiert doch nie und nimmer in einem Polizistenleben. Stimmt! Aber auch Krankenhausserien wie „Grey's Anatomy“ oder Krimireihen à la „CSI“ leben von der Übersteigerung. In den „Cop Stories“ wird also das Leben in einer Ottakringer Polizeistation überzeichnet. Etwa, wenn Nachbarn aus einer Garage Schmerzensschreie hören. Statt einer misshandelten Ehefrau finden die Polizisten dort eine untreue vor, deren Gspusi sich beim Quickie mit dem Intimpiercing an einer neuralgischen Stelle verhakt hat. Da geht's nicht vor, nicht zurück – und weil der Ehemann als Notarzt Dienst tut, kann auch die Rettung nicht gerufen werden. Da hilft nur das gute Verhältnis von Bezirksinspektor Greber (Martin Leutgeb) zu Chantal – sie ist Profi in Intimangelegenheiten und löst das Problem mit der Beißzange.

Handschellen anlegen will gelernt sein

Nicht gerade ein üblicher Vorgang – selbst für die Polizei. Dabei bemüht man sich beim ORF, die Darstellung so authentisch wie möglich zu gestalten. „Wir waren auf dem Kommissariat, haben an einem Selbstverteidigungstraining teilgenommen und gelernt, Handschellen anzulegen“, erzählt Claudia Kottal, die nach komischen Rollen (sie lieferte in „Wir Staatskünstler“ eine gelungene Parodie auf Laura Rudas ab) den Part als emotionsbefreite Bezirksinspektorin Leila genießt. „Die kann ihre Gefühle gar nicht zeigen, aber hat dann doch einen weichen Kern.“ Der kommt in Staffel zwei erstmals zur Geltung – als Leilas Kollege und Freund Altan Uslu (dargestellt von Til Schweigers „Tatort“-Kollegen Fahri Yardim) durch die Drogengeschäfte seines Bruders in Lebensgefahr gerät.

„Ich könnte nicht als Polizistin arbeiten, weil nie so klar ist, wer gut und wer böse ist“, sagt Kottal. Dass Altan durch Familienbande und Beschützerinstinkt in die Bredouille gerät, kann sie nachvollziehen. „Das könnte wirklich passieren. Die Kripo-Beamten, mit denen wir gesprochen haben, sagen: Privat muss auch privat sein können – und wenn die außer Dienst sehen, wie jemand Drogen konsumiert, nehmen sie den auch nicht gleich fest.“ Nur dass Altans Bruder in weit mehr verstrickt ist als ins Kiffen. Und Cousin Dogan (Hakan Yavas) sorgt als Drogenboss (die Ware steckt pikanterweise in Rollmops-Gläsern) für die diabolischen Momente in der zwischen Heiterkeit, Dramatik und Chaos (im Kommissariat hat auch jeder so seine Probleme) pendelnden Geschichte.

Die Idee zur Serie stammt aus den Niederlanden. Der ORF hat daraus so etwas wie ein Wiener Original gemacht – mit Ottakring im Fokus, Figuren mit Migrationshintergrund bzw. dem ewigen Thema Ausländerfeindlichkeit. Kottal kennt das. Ihre Mutter stammt aus Polen. „Ich bin in Fischamend aufgewachsen. Als ich in die Schule ging, war es von der Gesinnung der Wähler her das rechteste Dorf in Niederösterreich.“ Ihre Volksschullehrerin habe die Schüler oft „zur Strafe“ neben die türkische Mitschülerin gesetzt, erzählt sie, auch ihre Mutter habe es nicht leicht gehabt, in der Dorfgemeinschaft akzeptiert zu werden. Und sie selbst? „Ich bin hier geboren. Dann ist es okay.“

„Cop Stories“: zehn neue Folgen ab 30.9., jeweils dienstags um 21.05Uhr, ORF eins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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