John Cook: „Mehr Unsterblichkeit als ich je gehofft habe“

John Cook
John Cook(c) Filmmuseum
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Die prägenden Filme des Austro-Kanadiers John Cook werden in der Edition Filmmuseum verlegt.

Bei all den schicken Neuveröffentlichungen österreichischer Filme auf DVD ist ein Regisseur im Dunklen geblieben, dessen Werk nur fünf Arbeiten umfasst, die in ihrer Klarheit, Konzentration und Experimentierfreudigkeit eine heimische Filmkunst beweisen, die gleichzeitig anheimelnd und fremd wirkt, die von einem Mann stammt, der seine Heimat im Exil gefunden hat. Der Kanadier John Cook, im früheren Leben renommierter Fotograf und nach eigenen Angaben Fertiger von Gebrauchsfilmen für die Industrie, hat in knappen zehn Jahren, zwischen 1972 und 1982, das österreichische Kino entscheidend mitgeprägt.

Cooks Werk ist physisch, in dem wie es die Stadt abbildet – nicht als codierten Hintergrund, nicht als Symbol, sondern als Lebensraum, als konkrete Wirklichkeit. Es ist auch physisch in seinen Bildern, wie es sich erlaubt auf den Körper des Betrachters auszustrahlen und überzugreifen, wie es sich nicht an zeitgenössische Erzählhaltungen und Genres anlehnt, wie es so ganz und gar auf Cooks Wahrnehmung zu ruhen scheint. Und es ist physisch im wörtlichen Sinn, weil man ihm die Anstrengungen ansieht, weil man fühlt, dass der Produktionsprozess kein einfacher und gelackter gewesen ist, sondern viel geschwitzt und gelitten worden ist. „Susi (Susanne Schett; damalige Lebensgefährtin von Cook) und ich waren froh, den Film körperlich und finanziell überlebt zu haben“, schreibt er in seiner Autobiografie „The Life“ zu Langsamer Sommer.

Die ersten drei Filme von Cook wurden uraufgeführt in jener Institution, die bereits 2006 ein Buch zu ihm herausgegeben hat und die jetzt eine DVD-Edition mit den restaurierten Fassungen von Ich schaff'seinfach nimmer (1972/73), Langsamer Sommer (1974/76) und Schwitzkasten (1978) veröffentlicht: Zum Österreichischen Filmmuseum hatte der Regisseur immer ein gutes Verhältnis, mit dessen Mitbegründer Peter Konlechner „aß er gelegentlich zu Abend“, erinnert er sich. Konlechner war es auch, der ihn immer wieder zum Filmemachen ermutigt hat.

John Cook, der „Viennese by Choice“, der Wahlwiener hat Österreich verlassen, nachdem er hier an der Finanzierung seines Projekts Brömmer gescheitert war. „Es war Zeit aus den Ruinen auszuziehen, bevor die Depression einsetzt.“ Der reisende Krieger zieht weiter nach Frankreich, 2001 stirbt er vollkommen überraschend an einem Gehirnschlag. Kurz davor schreibt er zu den (gelegentlichen) Wiederaufführungen seiner Filme: „Dass die Arbeit so lange in den Gedanken der Leute weiterlebt, ist mehr Unsterblichkeit als ich jemals gehofft habe.“

DVD-Präsentation: Am 26.9. um 19 Uhr im Filmmuseum, vor Cooks „Schwitzkasten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2008)

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