Gale Anne Hurd: „Gefahren so real wie möglich zeigen“

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the walking dead(c) Gene Page/AMC
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Die Produzentin des TV-Hits „The Walking Dead“ schuf in den 80er Jahren zwei Sci-Fi-Klassiker. Im „Presse“-Interview spricht sie über Frauenfiguren, Hollywood und Arnold Schwarzenegger.

Die Presse: Die fünfte Staffel der Zombie-Dramserie „The Walking Dead“ ist vor Kurzem angelaufen. Sie ist weltweit sehr populär, muss sich aber aufgrund ihrer Brutalität auch Kritik gefallen lassen.


Gale Anne Hurd: Wir zeigen die Gefahren, denen die Figuren in neuen Lebensumständen ausgesetzt sind. Wenn du es nicht so real wie möglich zeigst, würde es wie ein Fake wirken.


Vielleicht ist es zu realistisch: Gleich zum Auftakt werden Menschen von Kannibalen auf grausame Art ermordet. Man fühlt sich an die jüngsten IS-Gräueltaten erinnert. Wieso zeigen Sie solche Szenen?


Wir haben jene Episode bereits lange vor den fürchterlichen Ereignissen gedreht und die Handlung findet man auch in der Comicvorlage. Kannibalen töten dabei Menschen auf dieselbe Art wie Menschen ansonsten Schlachtvieh töten. Ich glaube nicht, dass wir es verherrlicht haben.

Die Quote gibt Ihnen recht. 17,3 Millionen Zuschauer sahen den Staffelstart allein in in Nordamerika – eine Rekord-Quote. In Deutschland werden die höchsten Zahlen der Pay-TV-Geschichte eingefahren. Dabei wurde „The Walking Dead“ vor vielen Jahren von einigen Sendern abgelehnt.

Von fast allen.


Fühlen Sie eine gewisse Genugtuung?

Es reicht, dass eine Fernsehgesellschaft „Ja“ gesagt hat. Es macht mich glücklich, dass der Sender AMC dieselbe Geschichte erzählen wollte wie unser Kreativteam.


In der Serie gibt es viele Charaktere. Faszinierend ist vor allem die Metamorphose von Carol (Melissa McBride), einer Frau in den späten Vierzigern, die nach dem Tod ihrer Tochter und ihres Manns zur furcht- und skrupellosen Kämpferin wird.

Carol liebe ich besonders. Vor allem, wenn man sie mit den stereotypen Erwartungen an Serien-Figuren im US-Fernsehen vergleicht: Sie muss wunderschön, jung sein und stets das Richtige tun.


Sehen Sie Parallelen zu Ellen Ripley, der Heldin des famosen Science-Fiction-Klassikers „Aliens“, den sie produziert haben?

Absolut. Nach dem Trauma in „Alien“ musste sich Ripley sich wieder ihren Ängsten stellen und wurde zu einer der wohl ungewöhnlichsten Kämpferinnen, genauso wie Carol.


Ripley ist wohl ein Role Model für weibliche Figuren in diesem Genre.

Ja. Unabhängig vom Geschlecht ist es mir wichtig, dass die Figuren auf eine interessante Reise gehen. Als ich mit Jim (Anm.: James Cameron) „Terminator“ schrieb, sprachen wir auch über den Titel. Der Film heißt eben so, aber die Protagonistin war Sarah Connor. Sie ist diejenige, die sich während des Films verändert und die den Terminator letzten Endes zerstört. Wir hatten uns eine Figur überlegt, die wohl am unwahrscheinlichsten eine solche Situation überlebt hätte.


„Terminator“ feiert heuer sein 30. Jubiläum. Die Rolle des Antagonisten machte Arnold Schwarzenegger endgültig weltberühmt. Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Er war die Idealbesetzung. Arnold war bereits damals selbstbewusst. Am Set sagte er, dass er in die Politik gehen und Gouverneur von Kalifornien werden wird.


Derzeit wird am fünften „Terminator“-Film gearbeitet. Wir werden seit einiger Zeit von einer Lawine an Sequels und Neuverfilmungen überrollt.

Wenn Sie mich fragen, gibt es zu viele davon. Für Studios sind diese Filme natürlich wie eine sichere Wette. Die Menschen werden sich irgendwann daran satt sehen, wenn man ständig Batman oder Spider-Man dreht. Erfrischend fand ich dagegen heuer „Guardians of the Galaxy“ von James Gunn.


Arbeiten Sie derzeit an neuen Projekten?

„Hunters“, meine neue Serie hat gerade grünes Licht vom Sender Syfy erhalten. Sie basiert auf dem Buch „Alien Hunter“.


Also wieder Übernatürliches. Was fasziniert Sie an Science Fiction und Horror?

Es geht mir um gewöhnliche Menschen, die mit ungewöhnlichen Lebensumständen fertig werden müssen. Diese Settings erzeugen zusätzliche Spannung. Und das liebe ich.

Das Interview fand in München statt. Die Kosten für Anreise und Unterkunft übernahm der TV-Sender Sky.

Gale Anne Hurd

Die amerikanische Produzentin wurde 1955 geboren. Gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann James Cameron schrieb sie das Drehbuch zu „Terminator“ (1984). Sie produzierte unter anderem „Aliens“, „Tremors“ und die beiden „Hulk“-Filme.

Die von ihr mitentwickelte apokalyptische Serie „The Walking Dead“ startete 2010. Die neuen Folgen laufen in den USA sonntags auf AMC, bei uns montags um 21 Uhr auf Fox bei Sky und auf Abruf bei Sky Go und Sky Anytime. Die vierte Staffel erlebt Mitte November ihre Free-TV-Premiere auf RTL 2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2014)

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