"Der rosarote Panther 2": Eine närrische Naturgewalt

(c) AP (Markus Schreiber)
  • Drucken

Schön blöd, aber nur hin und wieder lustig: Steve Martin als Inspektor Clouseau – kein Vergleich mit Peter Sellers. Die Geschichte einer Kino-Ikone.

Der das Unglück magisch anziehende Inspektor Clouseau wurde 1963 durch die Komödie Der rosarote Panther weltbekannt. Kaum bekannt ist aber, dass Regisseur Blake Edwards und sein begnadeter Clouseau-Darsteller Peter Sellers schon davor ihren ersten Film um den unfähigen Polizisten abgedreht hatten: Ein Schuss im Dunkeln wurde vom Studio als desaströs eingestuft und nicht veröffentlicht. Bis Der rosarote Panther – in dem Clouseau nur Nebenfigur ist – zum Überraschungserfolg wurde: Erst danach kam auch der vermeintliche Flop gleich ins Kino.

Denn es war Sellers' Clouseau, der für Furore gesorgt hatte (knapp gefolgt vom rosaroten Panther aus dem hübschen Zeichentrickvorspann, der bald eine eigene TV-Serie bekam). In Clouseau schuf Sellers eine Ikone der Fehlleistungsfähigkeit: Natürlich erheiterten sein lächerlicher französischer Akzent und die superben Slapstick-Choreografien, aber dahinter steckte tiefere komische Kraft. Clouseau war eine Art ahnungsloser Anarchist: Stets zuvorkommend und leicht geistesabwesend, produzierte er unwillentlich katastrophale Kettenreaktionen. Es war die perfekte Figur für den exzentrischen Komiker Sellers und den existenzialistischen Komödienregisseur Blake Edwards.

Dieses in Hassliebe aneinandergekettete Duo feierte in den 1970ern mit Clouseau-Filmen seine größten kommerziellen Erfolge, doch hinter den Kulissen ging es rund: Der Fluch des rosaroten Panthers war treffend als Titel. Edwards kam auch nach Sellers' frühem Tod 1980 nicht von der Serie los, machte mithilfe alten Materials zwei posthume Hommagen. Diese irritierend brüchigen Komödien zeigten, welch eigenartiges Eigenleben der Clouseau-Mythos angenommen hatte. Im Verlauf von acht Filmen war Clouseau unverwechselbar geworden – und paradoxerweise zusehends ungreifbar: Am Ende war er buchstäblich verschwunden.

Balkonsturz in Papstverkleidung

Damit wurde dieser „flic fou“ auch zur unzerstörbaren Ikone, der Edwards' unseliger Der Sohn des rosaroten Panthers mit Roberto Benigni ebenso wenig anhaben konnte wie die laue Neuauflage der Serie mit Steve Martin vor zwei Jahren. Auch in deren Fortsetzung Der rosarote Panther 2 verantwortet Martin manch Malheur, das schmunzeln lässt (Balkonsturz in Papstverkleidung, Feuersbrunst wegen Weinwahl oder Torerotanz). Aber Martins Clouseau ist keine anarchische Naturgewalt mehr, sondern nur ein armer Narr. Schön blöd also, aber nur hin und wieder lustig, auch weil Regisseur Harald Zwart keinen Sinn für Timing hat.

Und für die vielen Gaststars (von John Cleese bis Jeremy Irons) gibt es wenig gute Gags. So führt Clouseau seine Truppe internationaler Detektive durch eine schleppende Nummernrevue zum beruhigenden Finale. Denn man weiß: So wie der Schurke daran scheitern muss, den Pink-Panther-Diamanten zu zerstören, so muss dieser belanglose Film daran scheitern, den Mythos der Pink-Panther-Filme anzukratzen.

Der wahre Pink Panther

„Der rosarote Panther“ ist im Lauf der Zeit zum Synonym für die Filmserie um Inspektor Clouseau geworden, eigentlich ist „Pink Panther“ aber der Name eines Diamanten, dessen Diebstahl den unfähigen französischen Flic wiederholt beschäftigte.

„Der rosarote Panther 2“ ist der zweite Clouseau-Film mit Steve Martin, insgesamt aber der schon elfte Film über den Inspektor, den Peter Sellers berühmt machte. Der Brite stand fünfmal als Clouseau vor der Kamera.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.