Österreichischer Filmpreis: "Das finstere Tal" als Favorit

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Der Alpenwestern von Andreas Prochaska wurde zehn Mal nominiert. Auch Jessica Hausners Kleist-Kammerspiel "Amour fou" hat gute Chancen auf den Preis.

Der Alpenwestern "Das finstere Tal" von Andreas Prochaska und Jessica Hausners Kleist-Kammerspiel "Amour fou" gehen als Favoriten in die Vergabe der Österreichischen Filmpreise. "Das finstere Tal" wurde am Donnerstag in zehn von insgesamt 13 Kategorien nominiert, "Amour fou" in acht Kategorien. Fünf Preischancen hat auch Sudabeh Mortezais "Macondo". Die Österreichischen Filmpreise werden am 28. Jänner im Wiener Rathaus vergeben.

Die drei meistnominierten Filme konkurrieren sowohl um die Auszeichnung für den besten Film als auch für jene um die beste Regie. Einzig in der Drehbuchkategorie bekam Johanna Moders Skript für "High Performance" den Vortritt gegenüber Prochaskas Film.

Der beste Dokumentarfilm wird zwischen "Das große Museum" von Johannes Rosenberger, "We Come as Friends" von Hubert Sauper und "Und in der Mitte, da sind wir" von Sebastian Brameshuber ermittelt.

Als beste Darsteller sind Tobias Moretti ("Das finstere Tal"), Murathan Muslu ("Risse im Beton") und Daniel Sträßer ("Der letzte Tanz") nominiert, auf den Preis für die beste Darstellerin dürfen Paula Beer ("Das finstere Tal"), Birte Schnöink ("Amour fou") und Erni Mangold ("Der letzte Tanz") hoffen.

Die Nominierten im Überblick

Bester Spielfilm:

  • Amour Fou
  • Das Finstere Tal
  • Macondo

Bester Dokumentarfilm:

  • Das große Museum
  • Und in der Mitte, da sind wir
  • We Come As Friends

Bester Kurzfilm:

  • "Das Begräbnis des Harald Kramer" von Marc Schlegel
  • "MeTube: August sings Carmen Habanera"' von Daniel Moshel
  • "Requiem for a Robot" von Christoph Rainer
  • "Rote Flecken" von Magdalena Lauritsch

Beste weibliche Darstellerin:

  • Paula Beer - Das Finstere Tal
  • Erni Mangold - Der letzte Tanz
  • Birte Schnöink - Amour Fou

Bester männlicher Darsteller:

  • Tobias Moretti - Das Finstere Tal
  • Murathan Muslu - Risse im Beton
  • Daniel Sträßer - Der letzte Tanz

Beste Regie:

  • Jessica Hausner - Amour Fou
  • Sudabeh Mortezai - Macondo
  • Andreas Prochaska - Das Finstere Tal

Bestes Drehbuch:

  • Jessica Hausner - Amour Fou
  • Johanna Moder - High Performance
  • Sudabeh Mortezai - Macondo

Beste Kamera:

  • Georg Geutebrück - Risse im Beton
  • Klemens Hufnagl - Macondo
  • Thomas W. Kiennast - Das Finstere Tal

Bestes Kostümbild:

  • Natascha Curtius-Noss - Das Finstere Tal
  • Tanja Hausner - Amour Fou
  • Birgit Hutter - Der Teufelsgeiger

Beste Maske:

  • Monika Fischer-Vorauer, Karoline Strobl - Die Mamba
  • Helene Lang, Roman Braunhofer - Das Finstere Tal
  • Heiko Schmidt, Kerstin Gaecklein - Amour Fou

Beste Musik:

  • Anna Müller - Attention – A Life in Extremes
  • Marcus Nigsch - Die Mamba
  • Matthias Weber - Das Finstere Tal

Bester Schnitt:

  • Karin Hammer - High Performance
  • Claudia Linzer - Risse im Beton
  • Karina Ressler - Amour Fou

Bestes Szenenbild:

  • Claus Rudolf Amler - Das Finstere Tal
  • Christoph Kanter - Der Teufelsgeiger
  • Katharina Wöppermann - Amour Fou

Beste Tongestaltung:

  • Bad Fucking (Walter Amann, Philipp Mosser,
    Reinhard Schweiger, Bernhard Maisch)
  • Macondo (Atanas Tcholakov, Bernhard Maisch)
  • Das Finstere Tal (Dietmar Zuson, Christof Ebhardt,
    Tschangis Chahrokh)

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) erinnerte bei der Vorstellung der Nominierten daran, dass das Filmfördergesetz novelliert und das Film/Fernsehabkommen gesetzlich verankert wurde. Das neue Urheberrechtsgesetz komme im Frühjahr, auch wenn "noch nicht alle restlos überzeugt sind", so Ostermayer zuversichtlich.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) erteilte unterdessen den kürzlich aufgekommenen Plänen, die Mehrwertsteuer auf Theater- und Kinotickets zu erhöhen, eine klare Absage. "Das wäre eine Katastrophe."

Regisseur Stefan Ruzowitzky, aktuell Präsident der Akademie des österreichischen Films, freute sich über diese Aussagen und ergänzte die filmpolitische Forderung, dass die Wirtschaftsfilmförderung FISA aufgrund ihres Erfolgs aufgestockt werden soll - wofür die Chancen offenbar auch nicht schlecht stehen: "Das hat mir Minister (Reinhold, Anm.) Mittlerlehner (ÖVP) letztens bei einem Punsch versprochen."

Gedenken an Michael Glawogger und Florian Flicker 

Bei all den Erfolgen des vergangenen Jahres verwies Ruzowitzky allerdings auch auf zwei große Verluste, die die heimische Filmszene zu verkraften hatte. Die Gala im Rathaus werde auch im Zeichen des Gedenkens an die verstorbenen Regisseure Michael Glawogger und Florian Flicker stehen, kündigte er an. Nach der vergangenen Filmpreisverleihung im niederösterreichischen Grafenegg wird der fünfte Geburtstag der Festivität neuerlich in Wien zelebriert.

Botschafter Martin Eichtinger, zuständig für die Auslandskultur im Außenministerium, berichtete von der erfolgreichen Tour der für den Filmpreis qualifizierten Kurzfilme durch Kulturforen und Festivals weltweit. "Die Kurzfilme waren bereits in 18 Ländern zu sehen, für das kommende Jahr gibt es bereits jetzt zehn Anmeldungen." In diesem Jahr sind mit "Das Begräbnis des Harald Kramer", "MeTube: August sings Carmen 'Habanera'", "Requiem for a Robot" und "Rote Flecken" gleich vier Filme nominiert.

Freude herrschte bei der Geschäftsführerin der Akademie, Marlene Ropac, dass zahlreiche Nominierungen in den Hauptkategorien in diesem Jahr an Frauen gingen - und etwa in der Drehbuchsparte mit Hausner, Mortezai und Moder gleich alle Nennungen an Autorinnen gingen. Einige Kategorien - wie Beste Kamera oder Beste Tongestaltung - sind dagegen ebenso seit Jahren Männerdomänen, wie Schnitt, Kostümbild und Maske meist in Frauenhand bleiben.

Regisseur Harald Sicheritz und ORF-Programmchefin Kathrin Zechner blieb es schließlich vorbehalten, deutliches Lob auszusprechen. "Film ist österreichische DNA", sagte Zechner und formulierte wie Akademie-Obmann Josef Aichholzer den Wunsch, dass man künftig international bei Österreich automatisch an den heimischen Film denken solle. Und Sicheritz fühlte sich angesichts der aktuellen Entwicklungen überhaupt von einer "mentalitätsfremden Regung" befallen: "Ich bin nämlich stolz."

(APA)

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