"The Interview"-Rückruf dürfte 75 Millionen Dollar kosten

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USA CINEMA THE INTERVIEW(c) APA/EPA/JUSTIN LANE (JUSTIN LANE)
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Der Hacker-Angriff auf Sony betreffe die nationale Sicherheit, sagt die US-Regierung. Man erwäge eine "angemessene Reaktion".

Die US-Regierung hat Sony Pictures, der der Filmtochter des japanischen Sony-Konzerns, nach dem Hackerangriff ihre Unterstützung zugesagt. Die Cyberattacke auf das Hollywood-Studio sei eine Frage der nationalen Sicherheit, sagte ein Sprecher von Präsident Barack Obama am Donnerstag. Demnach erwägt die Regierung eine "angemessene Reaktion".

Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der Sprecher machte auch nicht Nordkorea für den Angriff verantwortlich. In Regierungskreisen hatte es zuvor allerdings geheißen, das Land stehe hinter der Attacke. Pjöngjang bestreitet die Vorwürfe.

Der Rückzug könnte Sony Pictures 75 Millionen Dollar kostet, berichtet der "Hollywood Reporter". Die Produktion von "The Inverview" kostete 44 Millionen Dollar, dazu kommen 30 Millionen Dollar Marketingkosten. Ein Teil des Verlustes dürfte durch Versicherungen kompensiert werden.

Der Hackerangriff dürfte für Studio insgesamt aber noch weit teurer werden, denn die Kosten für den Wiederaufbau der Cyberabwehr dürften nochmal in die zweistellige Millionenhöhe gehen.

Hintergrund des Angriffs, bei dem geheime Firmenunterlagen sowie unveröffentlichte Filme erbeutet wurden, ist die Nordkorea-Satire "The Interview". Seth Rogen und James Franco spielen darin zwei US-Journalisten, die den Auftrag bekommen, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu ermorden. Nach Drohungen von Hackern gegen Kinobetreiber und -besucher stoppte Sony den Film, der am 25. Dezember in die US-Kinos (am 5. Februar in Österreich) kommen sollte.

Wird "The Interview" online veröffentlicht?

Ob und wann "The Interview" zu sehen sein wird, ist noch offen. Möglicherweise wird die Komödie über eine Online-Videothek wie Netflix veröffentlicht. Noch will aber niemand zugreifen, aus Angst vor weiteren Cyber-Attacken.

Das Filmstudio hat die Satire vor ihrer Veröffentlichung sogar von der US-Regierung überprüfen lassen. Das Weiße Haus habe den Film auf Bitten von Sony gesichtet, sagte Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest am Donnerstag. Die Regierung habe dann ihre Einschätzung den Machern mitgeteilt, aber keine Änderungen vorgeschrieben oder gar "diktiert".

Clooney will Sony Pictures unterstützen

Harte Kritik an den Medien übt Hollywood-Star George Clooney. Teile der Presse seien ihrer Pflicht nicht nachgekommen, meint der 53-Jährige. Nachdem die Hackerattacke gegen Sony Pictures bekannt geworden sei, hätten sie die Brisanz der Geschichte nicht erkannt, sagte Clooney am Donnerstag (Ortszeit) dem Branchenportal "Deadline.com".

"Das betrifft nicht nur Filme, das betrifft alle Angelegenheiten", sagte Clooney. "Wir sind in der Verantwortung, dagegen aufzustehen." Das Geschehene sei für alle neu - "jetzt sind wir hoffentlich darauf vorbereitet."

Er selbst habe bereits vor Wochen versucht, Sony Pictures mit einer Petition zu unterstützen, erzählte Clooney. Er und sein Agent hätten ein Schreiben an zahlreiche Manager aus dem Filmbusiness geschickt - doch niemand habe unterschrieben. Darin habe gestanden, man werde sich den Forderungen der Hacker nicht unterwerfen und zusammenhalten.

(APA/AFP/Red.)

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