Mit skurrilen Rollen wurde Johnny Depp berühmt. Seine jüngsten Filme floppten allesamt. Trägt sich der Charme von Depps Extravaganz nach fast drei Jahrzehnten im Filmgeschäft langsam ab?
30.12.2016 um 16:04
In "Mortdecai" spielt Johnny Depp den gleichnamigen versnobbten Kunsthändler und Teilzeitgauner. Weniger die Handlung, als Depps übertriebenes Mimenspiel und sein Bartfetisch sollen den Zuseher bei Laune halten. Alles steht und fällt mit seiner Kunstfigur, die er seit "Edward mit den Scherenhänden" und "Fluch der Karibik" stetig weiterentwickelte. Dabei pendelte er immer zwischen Sexsymbol und Kautzigkeit. In jüngster Zeit schlug sein Spiel jedoch zusehend ins Absurde aus. "Mortdecai" spielte trotz seines berühmten Zugpferds am ersten US-Wochenende nur 4,1 Millionen Dollar ein - bei einem geschätzten Produktionsaufwand von 60 Millionen Dollar.Text: loan
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Ähnlich erfolglos liefen seine jüngsten Filme "The Lone Ranger" (2013) und "Transcendence" (2014) über die internationalen Leinwände. Im schrägen, von Kritikern zerrissenen Reboot der Fernsehserie spielt er den Sidekick Tonto, einen Indianer mit totem Vogel auf dem Kopf. Seine Darstellung erinnerte aber mehr an seine einstige Paraderolle, die des Piraten Jack Sparrow. Einspielergebnis in den USA: 89 Millionen Dollar bei einem Budget von 219 Millionen. Auch der Science-Fiction-Film "Transcendence" schwemmte mit einem Einspielergebnis von 23 Millionen Dollar in den USA nicht einmal ein Viertel der Produktionskosten in die Kinokassen.
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Wann hat man Johnny Depp das letzte Mal in einer alltagstauglichen Rolle gesehen? Definitiv nicht in einem Film seines Lieblingsregisseurs Tim Burton. In "Alice im Wunderland" gab er 2010 in gewohnt exzentrischer Manier den verrückten Hutmacher. 2016 darf er Kindern wieder Alpträume bereiten - dann soll der zweite Teil des Kinderbuchs "Alice hinter den Spiegeln" in die Kinos kommen.
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Johnny Depp ganz ohne Schnurrbart, Schminke oder schräge Hüte: in "The Tourist" (2010) kann man den Mann hinter den tausend Masken einmal ungeschminkt betrachten. Hübsch anzusehen. Das half dem stargespickten Film - Depp lässt sich mit der undurchsichtigen Angelina Jolie auf ein doppeltes Spiel in Venedig ein - trotzdem nicht. Auch "The Tourist" konnte in den USA bei weitem nicht sein Budget hereinspielen.
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In der "Fluch der Karibik"-Reihe gibt Johnny Depp den Keith Richards unter den karibischen Seeräubern. Was 2003 als kleine Disney-Produktion begann, entwickelte sich zum Welterfolg und geht 2017 bereits in die fünfte Runde. Wie immer mit dabei: Johnny mit Kajal, Goldzähnen und affektierter Attitüde. Natürlich ist er auch hier wieder reichlich maskiert - doch das sei ihm in dieser Paraderolle verziehen.
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2007 sah man Johnny Depp als Barbier in "Sweeney Todd" singend und mordend durch Tim Burtons düsteres London wandern. Der Film war ein weltweiter Erfolg, alleine mit den US-Einnahmen wurde das vergleichsweise niedrig geschätzte Filmbudget von 50 Millionen Dollar hereingespielt. Global nahm er das rund Dreifache der Produktionskosten ein.
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2005 verfilmte Tim Burton Roald Dahls fantastisches Kult-Kinderbuch rund um den exzentrischen Schokoladenfabrikanten Willy Wonka, dessen süße Kreationen und einen kleinen, armen Jungen. "Charlie und die Schokoladenfabrik" war bereits die vierte Zusammenarbeit zwischen Burton und Johnny Depp. Welchem anderen hätte er auch die Rolle des Kinder liebenden, schrulligen Schokoladezauberers anvertrauen sollen?
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Zur Jahrtausendwende brachte Johnny Depp an der Seite von Juliette Binoche Frauenherzen und Schokolade zum Schmelzen. In der romantischen Komödie "Chocolat" spielt er zur Ausnahme keinen extravaganten Snob, Piraten oder Indianer, sondern einen charmanten (ungeschminkten!) Vagabunden.
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Fünf Jahre nach ihrer Zusammenarbeit bei "Ed Wood" holte Regisseur Tim Burton Johnny Depp für den Horrorfilm "Sleepy Hollow" (1999) wieder vor die Kamera. Als ermittelnder Polizist Ichabod Crane sieht Depp sich mit kopflosen Reitern, Hexen und viel schwarzer Magie konfrontiert - und fragt sich recht bald, wieso er nicht im beschaulichen New York geblieben ist. Der Film war ein weltweiter Erfolg - zwei Jahre später knüpfte Depp in diesem Genre mit dem ebenso düsteren Jack-The-Ripper-Thriller "From Hell" an.
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Ein Kultbuch verpackt in einen Kultfilm - was kann da schief gehen? Johnny Depp und Benicio del Torro erleben in "Fear and Loathing in Las Vegas" mit einem Kofferraum voller Speed, Mescalin und Co einen kunstvollen Drogentrip der Extraklasse. Der Film basiert auf der berühmten Romanvorlage des Schriftstellers und Journalisten Hunter S. Thompson. Die Verfilmung von dessen lange unveröffentlichtem Frühwerk "The Rum Diary" brachte Depp 2011 weniger Glück. Die Einspielergebnisse konnten weltweit gerade einmal die Hälfte der geschätzten Produktionskosten von 45 Millionen Dollar stemmen.
1993 war Johnny Depp an der Seite von Leonardo DiCaprio und Juliette Lewis als Gilbert Grape im gleichnamigen "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" zu sehen. Auch dort spielte er keinen ganz glatten Titelhelden. Das fiel jedoch bei der Dichte an absurden Charakteren in dem Film nicht sonderlich auf.
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Seine breitenwirksame Leinwandkarriere startete Johnny Depp - wie wäre es anders möglich - mit einer skurrilen Rolle. In "Edward mit den Scherenhänden" (1990) spielt er in der Parabel von Toleranz den mitleiderregend-tollpatschigen Edward, der durch seine Scherenhände im gesellschaftlichen Umgang gehandicapt ist. Der Film ist die erste Zusammenarbeit zwischen Depp und seinem späteren Freund und Lieblingsregisseur für's Morbide Tim Burton.
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Die Flop-Serie des Johnny Depp
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