„Ouija –: Per Brettspiel ins Jenseits

Ouija
Ouija(c) Universal Pictures
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Teenager auf der Suche nach Geistern: „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“, produziert vom sonst zuverlässigen Jason Blum, ist ein erschreckend durchschnittlicher Horrorfilm.

Jason Blum ist ein Name, den man kennen muss. Jedenfalls, wenn man sich für die US-Horrorfilmproduktion interessiert oder verstehen will, weshalb ein schockierend durchschnittlicher Grusler wie Stiles Whites „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“ in den USA überdurchschnittlich viele Leute ins Kino gelockt hat. Blum, der jahrelang für Hollywood-Schwergewichte wie die Weinstein-Brüder und Warner Bros. tätig war, gab 2007 seiner Karriere den entscheidenden Stoß: Mit dem viral vermarkteten Wackelkamera-Schocker „Paranormal Activity“ produzierte er einen der profitabelsten Filme des Jahrzehnts. Seitdem ist sein Unternehmen Blumhouse federführend, wenn es darum geht, Menschen mit kostengünstig produzierten Horrorfilmen einen großen Schrecken einzujagen.

„Vom Produzenten von ,Insidious‘“: Das steht auf dem sonst sehr minimalistisch gehaltenen US-Poster. Die Referenz kommt nicht von ungefähr, denn James Wans technisch außergewöhnlicher Seelenreise-Thriller aus dem Jahr 2010 hat mehr als das Sechzigfache seines Budgets eingespielt, gilt dem Publikum und der Kritik zudem als Musterbeispiel eines hyperkreativen Kleinfilms, der seiner finanziellen Beschränktheit mit gewitzten inszenatorischen Einfällen begegnet. Es sind also vor allem die hohen Erwartungen an den Produzenten Jason Blum, die das Publikum ins Kino gelockt hat. Gemessen an der (wie immer stark zu hinterfragenden) Durchschnittswertung auf der Filmdatenbank IMDb.com (4,4 von 10) dürften dann doch einige enttäuscht worden sein.

„Ouija“ ist ein Film, der, wäre er wie so viele andere Genreproduktionen nur auf Heimmedien veröffentlicht worden, niemandem sonderlich aufgefallen wäre, weder positiv noch negativ. Die Kinoleinwand verlangt im Jahr 2015 allerdings nach deutlich stärkeren, eigenständigeren, innovativeren Inhalten, selbst im konservativen Horrorgenre. Die Handlung umkreist eine recht charakterlose Gruppe von Jugendlichen, die nach dem überraschenden Selbstmord einer Bekannten den einen Schritt zu weit in Richtung Danse Macabre gehen. Als Tür zum Jenseits fungiert das titelgebende, vor allem in den USA weitverbreitete Spiel, bei dem ein herzförmiges Holzstück von den Spielern berührt werden muss, woraufhin es scheinbar von Geisterhand über das Brett wandert und über Buchstaben zu liegen kommt, aus denen man dann Botschaften aus dem Jenseits liest. Der Poet William Butler Yeats, der ehemalige italienische Premier Romano Prodi sowie – weniger überraschend – der Okkultist Aleister Crowley wollen so mit diversen Geistwesen in Kontakt gekommen sein.

Spielzeugkonzern als Ko-Produzent

Wer genau auf der „anderen Seite“ kommuniziert, das kann man naturgemäß nicht wissen: Insofern sind auch die junge Laine (schon mit viel Horrorerfahrung ausgestattet: Olivia Cooke) und ihre Freunde eher blauäugig, als sie gleich davon ausgehen, es müsse sich dabei um die verstorbene Debby handeln. Eine gute Stunde und einige Schreckmomente später weiß man dann nicht nur, welcher Geist es wirklich war, sondern auch, dass „Ouija“ ein ziemlich gewöhnliches Trumm von einem Horrorfilm ist.

Vielleicht muss man aber gar nicht dem sonst so verlässlichen Jason Blum die Schuld geben: Immerhin hat Michael „Bumbum“ Bay, Feind der Finesse und wüster Hollywood-Technokrat, eifrig mitproduziert und wohl die Dekolletés der ansehnlichen Hauptdarstellerinnen als zielgruppenrelevanter eingestuft als ein ordentliches Drehbuch oder eine ambitionierte Regie. Besser als sich den Film anzusehen ist es wohl, selbst eine kleine Séance abzuhalten. Die Rechte für sämtliche Ouija-Editionen liegen übrigens beim Spielzeugkonzern Hasbro, der auch als Ko-Produzent des Films firmiert. Ziemlich unheimlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2015)

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