In Österreich legte der Erotik-Thriller einen Traumstart hin. Weltweit spielte die Roman-Verfilmung am ersten Wochenende knapp 210 Millionen Euro ein.
Man konnte davon ausgehen, dass das Interesse am Erotik-Thriller "Fifty Shades of Grey" groß sein wird. Allein in Österreich wurden mehr als 45.000 Kinokarten im Vorverkauf abgesetzt. Wie die Cineplexx-Kette am Montag in einer Aussendung bekannt gab, sahen in den ersten vier Tagen 202.984 Menschen die Roman-Verfilmung. In Deutschland wurde gar ein neuer Bestwert aufgestellt: 1,35 Millionen Besucher strömten in den ersten vier Tagen in die Kinos, um einen Blick in das Schlafzimmer von Anastasia Steele und Christian Grey zu erhaschen.
Filme über (die Grenzen der) Sexualität sorgen seit jeher für Gesprächsstoff. Die eher harmlose Romanverfilmung "Fifty Shades of Grey" schockierte in Buchform, auf der Leinwand aber nicht wirklich. DiePresse.com blickt zurück auf 80 Jahre Sexaufreger im Kinofilm: (c) Universal 1933 sorgte "Ekstase" ("Ecstasy") für den ersten Aufreger. Die Ko-Produktion aus der Tschechoslowakei und Österreich schockierte - für die damalige Zeit. In anderen Worten: Die nackte Hedy Kiesler (später Hedy Lamarr) und eine Großaufnahme ihres Gesichts während des Akts. Deutschland zeigte den Film zunächst nicht, erst 1935. (c) imago/AD (imago stock&people) Die Tennessee Williams-Verfilmung "Baby Doll" (auf Deutsch: "Baby Doll - Begehre nicht des anderen Weib") von Elia Kazan wurde 1956 in einigen Ländern verboten. In den USA gab es gar Bombendrohungen gegen diverse Kinos. Katholiken gingen auf die Barrikaden. Was war hier der Stein des Anstroßes: Eine Dreiecksgeschichte in den Südstaaten um eine minderjährige Lolita. Nacktszenen oder Sexszenen? Fehlanzeige. (c) imago/AGD (imago stock&people) Deutlich expliziter war Gerard Damianos "Deep Throat" (1972), der mitverantwortlich für den Porno-Chic-Boom der frühen 70er Jahre war. Der Billigstreifen über das Sexleben einer jungen Frau wurde mit Geldern einer Mafia-Familie finanziert und soll laut Schätzungen mehrere hundert Millionen Dollar eingespielt haben. Nach Angaben von Kritiker Roger Ebert ist der Film damit der lukrativste Film überhaupt. Er wurde Gesprächsthema und Gegenstand feministischer Kritik.Linda Boreman, die Hauptdarstellerin in "Deep Throat", äußerte sich erst Jahre nach dem Kinostart darüber. So soll sie während der Dreharbeiten von ihrem Mann misshandelt und vergewaltigt worden sein. Er zwang sie im Film mitzuwirken und kassierte ihre komplette Gage. 2005 erschien die Doku "Inside Deep Throat". (c) imago stock&people (imago stock&people) Im selben Jahr, 1972, lief auch Bernardo Bertoluccis Spielfilm "Der letzte Tango in Paris" (Ultimo tango a Parigi) an. Für manche ist das Sexdrama mit Marlon Brando und Maria Schneider ein künstlerisches Meisterwerk, für andere ein ein obszöner, frauenverachtlicher Streifen. Brando spielt darin einen etwas älteren Amerikaner, der mit einer jungen Französin eine Affäre eingeht.Der Film fiel zunächst der Zensur zum Opfer, wurde letztendlich aber ein großer Kinokassenerfolg. Was erst später bekannt wurde: Die berühmte Vergewaltigungsszene mit der "Butter" entstand ohne Einverständnis von Schneider, sie sich dadurch missbraucht fühlte. (c) imago stock&people (imago stock&people) Eigentlich ist Nicolas Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ("Don't look now") eher im Horror-Thriller-Genre anzusiedeln. Dennoch sollte der Film hier erwähnt werden: Eine Sexzene zwischen Donald Sutherland und Julie Christie soll ursprünglich nicht im Drehbuch gestanden sein. Der sehr echt wirkende Geschlechtsverkehr wurde geschnitten, um das Jugendverbot zu umgehen - die Technik (Schnitt: Graeme Clifford), die dabei angewendet wurde, war innovativ: zeitlich vor und zurück. (c) imago/United Archives (imago stock&people) Pier Paolo Pasolinis radikale und schonungslose de Sade-Verfilmung "Die 120 Tage von Sodom" (1975; Salò o le 120 giornate di Sodoma) wurde Zensur-Streitfall. Christliche Organisationen in Österreich und Deutschland reichten eine Strafanzeige gegen ein Schweizer Kino ein. (c) imago stock&people (imago stock&people) Sado-Maso-Beziehungen gibt es selbstverständlich nicht erst bei E. L. James. Die Romanverfilmung "Die Geschichte der O" ("Histoire d’O") sorgte ob ihrer unterwürfigen Darstellung der weiblichen Hauptfigur für Kritik. Parallelen zu "Eyes Wide Shut" sind nicht zufällig. Kubrick ließ sich von dem französischen Film inspirieren. (c) imago stock&people (imago stock&people) Schmerzvoll ist das Ende des japanischen Films "Im Reich der Sinne" (Ai no korīda) aus dem Jahr 1976. Die völlig Tabu-freie Lust endet mit dem Tod des männlichen Protagonisten Kichizo, der von seiner Geliebten beim Akt getötet und von seinem Penis "befreit" wird. Der Film von Nagisa Oshima löste einen Eklat aus, als er bei der Berlinale 1976 gezeigt werden sollte. Die Staatsanwaltschaft zog ihn ein. 1978 wurde er freigegeben. (c) imago/AGD (imago stock&people) Für "Caligula" (1979) wurden zahlreiche Hollywoodstars gecastet: Malcolm McDowell, Helen Mirren und Peter O'Toole. Ob sie wussten, worauf sie sich einlassen? Dass Regisseur Tinto Brass auch auf nackte Haut setzen sollte, war wenig überraschend. Das Resultat war hingegen ein pornografischer Schinken. Bob Guccione, der den Film finanzierte, baute explizite Sexszenen ein. Kritiker zerrissen den Film. Regisseur und Schauspieler distanzierten sich vom Endprodukt. (c) imago/AGD (imago stock&people) Philip Kaufmans Biopic "Henry & June" (1990) erzählt die Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen Schriftsteller Henry Miller, seiner Frau June und Anais Nin. Eher ein "Skandälchen". In Südafrika wurde der Film, der beim Oscar für die beste Kamera nominiert wurde, verboten. (c) imago stock&people (imago stock&people) Sharon Stone trug in einer Szene in Paul Verhoevens "Basic Instinct" also keine Unterhose. Das genügte bereits für Aufsehen. Die "Bild"-Zeitung titelte übertrieben: "Der schweinischste Film aller Zeiten". (c) imago stock&people (imago stock&people) Die deprimierende mit Laiendarstellern gespielte Jugendstudie "Kids" von Larry Clark polarisierte. Der Film wurde in Cannes für die Goldene Palme nominiert. Er war nicht unumstritten, da die Schauspieler, die mehrere, ungeschützte Sexszenen hatten, Minderjährige darstellten. (c) imago/United Archives (imago stock&people) Bereits der Titel "Baise moi! (Fick mich!)" verrät einiges. Der Film von Regisseurin Virginie Despentes, eine extreme Version des "Thelma & Louise"-Stoffes, wurde aufgrund von pornografischen Szenen in Porno-Kinos verbannt. (c) EPA (-) Das freizügige Drama "Intimacy" (2001) war der Abräumer bei den Filmfestspielen von Berlin. So gewann der Streifen über eine verhängnisvolle Sexfreundschaft auch den Goldenen Bären für den besten Film. (c) imago stock&people (imago stock&people) Die Filme von Gaspar Noé sind keine leichte Kost. "Irreversibel" (Irréversible) war keine Ausnahme. Bei der Premiere sollen 200 Zuschauer den Saal vorzeitig verlassen haben. Vergewaltigung, Voyeurismus, Gewalt und Exzess. (c) imago stock&people (imago stock&people) Selbstdarsteller Vincent Gallo war 2003 wegen genau einer Filmszene im Gespräch. In "The Brown Bunny", bei dem er auch für Regie und Produktion verantwortlich war, wird er in der abschließenden Szene von Filmpartnerin Chloe Sevigny oral befriedigt. In Cannes war die Vorführung ein Fiasko, was auch am nicht simulierten Akt lag. Der Film ging nicht als Klassiker in die Geschichte ein (c) imago stock&people (imago stock&people) Lars von Trier darf in dieser Zusammstellung nicht fehlen. In seinen beiden hochkarätig besetzten "Nymph()maniac"-Filmen stellt er das Leben von sexbesessenen Marionetten zur Schau. Das "Sex Sells"-Konzept ging auf. Die Aufregung um "echte" Sexszenen war groß, in einigen Ländern wurde von Triers Film verboten. Die Schauspieler selbst hatten keinen Geschlechtsverkehr vor der Kamera, sie hatten Doubles. (c) filmverleih Abdellatif Kechiche gewann 2013 bei den Filmfestspielen von Cannes für "Blau ist eine warme Farbe" (La vie d’Adèle) die Goldene Palme. Die Adaption eines Comics zeigt die junge Lieben zwischen zwei Frauen. Skandalös war nicht der Film, sondern die Dreharbeiten. Beide Hauptdarstellerinnen wollen nie mehr mit dem Regisseur Kechiche drehen. Sie waren tagelang nackt. Lea Seydoux sagte in einem Interview, dass sie sich bei den Dreharbeiten als "Prostituierte gefühlt" hatte. Skandale und Skandälchen des Sexfilms USA: Zweitbestes Februar-Ergebnis Wenig überraschend setzte sich "Fifty Shades of Grey" auch in den USA an die Spitze der Kinocharts und verdrängte Vorwochensieger "The Spongebob Movie". 81,7 Millionen Einnahmen (rund 71,8 Millionen Euro) bedeuten das zweitbeste Februarstart der Geschichte.
210 Millionen Euro weltweit eingespielt Weltweit hat "Fifty Shades of Grey" (Produktionskosten: 35 Millionen Euro; ohne Marketing-Ausgaben) rund 210 Millionen Euro eingenommen. Bereits vor dem Kinostart war vor der Premiere angekündigt worden, dass auch der zweite und dritte Band von E. L. James verfilmt werden.
(Red./APA)
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