Zensur-Vorwurf: Filmfestival Istanbul sagt Wettbewerb ab

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Photo taken on April 3 2015 shows the logo at the opening ceremony of 34th Istanbul International F(c) imago/Xinhua (imago stock&people)
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23 Regisseure zogen ihre Beiträge aus dem Filmfestival zurück, weil dort eine Dokumentation über kurdische Rebellen nicht gezeigt werden darf.

Der Wettbewerb des Istanbul Film Festivals ist nach dem Boykott mehrerer Regisseure wegen staatlicher "Zensur" abgesagt worden. Die Veranstalter sagten bei einer Pressekonferenz am Montag, sie unterstützten die Entscheidung der Filmemacher. Nachdem mehrere Regisseure ihre Beiträge zurückgezogen hatten, sagte die Festivalleitung alle Wettbewerbe sowie die Abschlusszeremonie des Festivals ab. Die restlichen Filme würden allerdings noch gezeigt.

Mehr als hundert türkische Filmemacher hatten zuvor in einem offenen Brief erklärt, das Filmfest aus Protest zu boykottieren. In dem Schreiben warfen sie der türkischen Regierung "Unterdrückung und Zensur" vor und forderten eine Absage des restlichen Festivals. Ankara hatte zuvor angeordnet, dass ein von kurdischen Rebellen handelnder Film nicht auf dem Festival gezeigt werden darf. Insgesamt 23 Regisseure zogen ihre Beiträge daraufhin aus Solidarität zurück.

Kein Zertifikat des türkischen Kultusministeriums

Die Dokumentation "Bakur" (Norden) sollte eigentlich am vergangenen Sonntag gezeigt werden. Die Vorstellung wurde jedoch in letzter Minute abgesagt, nachdem die Veranstalter einen Brief des türkischen Kultusministeriums erhielten, wonach dem Film ein Zertifikat für die Registrierung fehlte.

"Wir, die unterzeichnenden Filmemacher, stellen uns gegen die Auferlegung dieser der Zensur dienenden Regel", hieß es in dem Brief der Regisseure. Die Tatsache, dass nur einheimische Beiträge ein derartiges Zertifikat bräuchten, zeige, dass es sich dabei um eine "politische Agenda" handle.

"Angriff auf die Meinungsfreiheit"

"Die Entscheidung, den Film zu verbieten, wurde vor langer Zeit getroffen", sagte Regisseur Zeki Demirkubuz. Der niederländisch-australische Regisseur Rolf de Heer, in diesem Jahr Vorsitzender der Jury für den internationalen Wettbewerb, sagte, die Jurymitglieder hätten sich von ihrem Posten zurückgezogen, da sie in der Anordnung der Regierung "einen Angriff auf die Meinungsfreiheit" sähen.

Das Kulturministerium wies den Vorwurf der Zensur als "haltlos" zurück und nannte die Entscheidung der Festivalleitung zur Absage des Wettbewerbs "verantwortungslos".

"Die Behauptungen, unser Ministerium sei ein Zensur ausübendes Organ, sind 'voll und ganz erlogen', um es vorsichtig auszudrücken", hieß es in einer Stellungnahme der Behörde, aus der türkische Medien zitierten.

"Bakur" zeigt den Alltag von Kämpfern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und lässt auch ranghohe PKK-Mitglieder zu Wort kommen. Der Friedensprozess zwischen Ankara und der PKK wird derzeit durch neue Kämpfe im Südosten der Türkei bedroht.

(APA/AFP)

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