Rambo trifft Governator

Die Actionstars der 80er-Jahre sind wieder da, und Sylvester Stallone macht nun den ultimativen Comebackfilm: mit Mickey Rourke, Dolph Lundgren – und Arnold Schwarzenegger!

„Gerüchtekontrolle hier! Sly hat sich den Arm nicht gebrochen. Er hat nur Schrammen und Blutergüsse von seinem Rollen-Schlagen-Stechen-Stunt.“ So eine der letzten Meldungen der Filmpublizistin Shirley Main, die beim Onlinedienst Twitter die Fans über den Fortschritt von The Expendables auf dem laufenden hält (Adresse: http:// twitter.com/marialascala).

Das Comeback der Actionstars der 80er-Jahre wird von modernen Marketingmethoden begleitet, The Expendables („Die Ersetzbaren“) ist in der Hinsicht der ultimative Coup von Schauspieler und Regisseur Sylvester Stallone: Nachdem er in den letzten Jahren durch die erfolgreiche Wiederbelebung seiner Paraderollen in Rocky Balboa und John Rambo aus der relativen Obskurität zurückkehrt ist, arrangiert er nun das Gipfeltreffen der einstigen Actionkino-Superstars (und ein paar jüngerer Genrehelden wie Jet Li und Jason Statham).

Die Sensation dabei ist zweifellos die späte Leinwandunion von Stallone und seinem größten Konkurrenten Arnold Schwarzenegger als Gaststar. Der absolviert zwar noch seine zweite (und per Gesetz damit letzte) Amtszeit als Gouverneur von Kalifornien, hat sich aber für einen Drehtag frei genommen. Der „Governator“ aus der Steiermark dementierte unlängst auch Gerüchte, dass er seine Politikerkarriere ab 2010 im US-Senat fortsetzen möchte, aber er könnte sicher ins Filmbusiness zurückkehren, denn die Renaissance der 80er-Actionhelden ist in vollem Gange.


Körpereinsatz und „Seagalogy“. So feiert die Kritik Jean-Claude Van Damme für die verblüffende, quasi autobiografische Tragikomödie JCVD; seinem Zeitgenossen Steven Seagal, der auch schon längst nur mehr direkt für die Videothek produziert, wurde nun gar eine Studie gewidmet. Der nachnamenlose Vern, selbst ernannter „Outlaw Critic“, pflegt im exzellent betitelten Buch „Seagalogy“ zwar eher Konversationstonfall als analytische Tiefe, aber es ist bezeichnend für das aktuelle Interesse, dem besonderen Reiz der alten Actionhelden nachzuspüren.

Denn sie durften sich in proletarischen Multiplex-Materialschlachten als letzte einigermaßen menschliche Superhelden bewähren, bevor Hollywood endgültig Wichtel und Merchandising zu seinen axiomatischen Größenerhob. Bei aller Übertreibung besaßen Schwarzenegger, Stallone und Konsorten eine Körperlichkeit, die im digitalen Kino zusehends verschwunden ist. Kein Wunder, dass ein anderer gefallener 80er-Held unlängst also sein (auch quasi biografisch angehauchtes)Comeback mit einem Film feierte, in dem es um körperlichen Verschleiß ging: Mickey Rourke in The Wrestler.

Insofern geradezu zwingend, dass Stallone auch Rourke für seine Söldnersaga The Expendables geholt hat, der einstige Rocky-Gegner (und Doktor der Chemie), Dolph Lundgren, kehrt nach Jahren als Darsteller-Regisseur billiger Videothekenware ebenfalls auf die Leinwand zurück. Nur Van Damme lehnte ab, weil er seine eigenen Pläne verfolgt. Stallone lässt sich davon nicht beirren. Gelegentlich steuert er selbst Twitter-Nachrichten bei, die von seinem vollen (Körper-)Einsatz künden: „Sly hier – ich musste ein Wasserflugzeug jagen und von einem Pier kopfüber in den Hurrikan Katrina springen!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2009)

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