Elizabeth Banks: „Ich bin eine kämpferische Frau“

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Schon als Kind war sie nicht schüchtern, heute ist sie als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin erfolgreich: Elizabeth Banks spricht über Etappen ihrer Karriere.

Welch extravagante Schuhe! Elizabeth Banks trägt schwarze Overknee-Stiefel mit atemberaubend hohen Absätzen, auf denen sie erstaunlich sicher und elegant die Suite des Berliner Luxushotels durchquert, in der unser Interview stattfindet. Ähnlich sicher verlief Banks’ Lebensweg vor dem Beginn ihrer Schauspiel-Karriere: 1996 schloss sie ihr Universitätsstudium „magna cum laude“ ab. Nach ihrer Schauspielausbildung in San Francisco ging sie nach New York, wo sie auf der Bühne stand und erste TV-Rollen übernahm. In Sam Raimi’s Kinofilm „Spider-Man“ gewann sie erste Aufmerksamkeit. Es folgten Produktionen wie Oliver Stones Biopic „W.“, in dem sie Laura, die Ehefrau des früheren US-Präsidenten George W. Bush spielte, oder die „Tribute von Panem“-Filme. Als Regisseurin hat sich die 41-jährige Amerikanerin aus Massachusetts zuletzt ebenfalls einen Namen gemacht: Mit der Komödie „Pitch Perfect 2“, in der Banks auch mitspielte. Der Film führte im Mai mehrere Wochen die Kinocharts in den USA und Europa an. Banks hat „Pitch Perfect“ mit ihrem Mann Max Handelman produziert. Seit 2003 sind die beiden verheiratet, das Paar hat zwei Söhne, die, wie sie erzählt, eine Leihmutter ausgetragen hat. Im Biopic „Love & Mercy“ spielt Banks nun Melinda, die zweite Ehefrau des legendären Gründers der Beach Boys, Brian Wilson: Er war jahrelang drogen- und alkoholabhängig und in psychiatrischer Behandlung. Erst Melinda befreite ihn aus diesem Teufelskreis.


Um sich auf Ihre Rolle vorzubereiten, haben Sie Melinda Wilson getroffen. Wie war das?
Melinda und ich haben uns in einem Diner verabredet, das sich in der Nähe ihres Hauses in Beverly Hills befindet. Ich habe sie von der ersten Sekunde an gemocht. Und sie hat mir Selbstvertrauen gegeben, dass ich diese Rolle spielen kann.


Worüber haben Sie mit ihr gesprochen?
Ich habe sie viel gefragt, auch über ihre Ehe mit Brian Wilson. Zum Beispiel: Was siehst du in ihm? Wir haben uns sofort verstanden, vielleicht auch, weil wir beide Mütter sind. Melinda und Brian verbindet eine große Liebe. Die beiden sind seit zwanzig Jahren verheiratet. Ich finde ihre Beziehung sehr inspirierend. Auch ich bin sehr lange mit meinem Mann zusammen, seit mittlerweile zweiundzwanzig Jahren. 


Welche Beach-Boys-Songs mögen Sie?
Meine Mutter war ein großer Beach-Boys-Fan, deswegen bin ich mit ihrer Musik groß geworden. Und diese Lieder erinnern mich an meine glückliche und unbekümmerte Kindheit. Ich glaube, einer der ersten Beach-Boys-Songs, den ich gehört habe, war „In my Room“. Ich kenne noch fast alle Texte der Songs. Für uns Amerikaner repräsentieren die Songs der Beach Boys in gewisser Weise Amerika. Musik ist in meinem Leben sehr wichtig. Wenn ich traurig bin, höre ich melancholische Musik, wenn ich froh bin, mag ich fröhliche Songs. 


Melinda muss für ihre Liebe kämpfen. Wofür haben Sie in Ihrem Leben gekämpft?
So einen großen Kampf musste ich in meinem Leben Gott sei Dank noch nie ausfechten. Aber ich habe für andere Menschen gekämpft. Zum Beispiel habe ich mich für die Organisation Advokids eingesetzt und mich ehrenamtlich für Kinder im Krankenhaus engagiert. Für meinen Mann und meine Kinder würde ich alles tun, da könnte der Kampf noch so gewaltig sein. 


Wie haben Sie Ihren Platz beim Film erobert?
Ich bin eine kämpferische Frau, die sagt, was sie denkt. Auch für meine Überzeugungen trete ich ein. Ich mache meinem Gegenüber klar, was ich will. Vor Konflikten habe ich keine Angst. Ich glaube an Gerechtigkeit. Die Rechte der Frauen liegen mir sehr am Herzen. Ich stamme aus einer politisch aktiven Familie, die sich in der örtlichen Schulpolitik engagiert hat. Das hat mich geprägt.


Waren Sie bereits als Kind so selbstbewusst?
Meine Mutter würde diese Frage wohl mit Ja beantworten. Ich bin nie ein schüchternes Kind gewesen.


Welche Frauen waren Ihre Vorbilder?

Ich habe mich in meinem Leben vor allem an männlichen Vorbildern orientiert. Mein Patenonkel steht bei mir an erster Stelle. Er hat meine Schauspielambitionen unterstützt und mir geholfen, wo er konnte. Aber auch meine Eltern haben mir immer den Rücken gestärkt. Das weiß ich besonders zu schätzen, seit ich selbst Mutter bin. Meine beiden Eltern stammen aus großen Familien, mein Vater hat vier Schwestern und meine Mutter fünf. Alle diese Frauen stehen mit beiden Beinen im Leben.


Fühlen Sie sich manchmal auch schwach?
Ich fühle mich sehr schwach, wenn meine Kinder krank sind und ich nichts für sie tun kann. Dieses Gefühl von Hilflosigkeit hasse ich. Aber sonst fühle ich mich selten schwach, ich bin auch nicht der Typ, der darin badet.
Was möchten Sie an Ihre beiden Söhne weitergeben?
Meine Eltern haben mich die Liebe zum Leben gelehrt. Sie haben mir immer gesagt, du darfst es nicht zu ernst nehmen, und vergiss nicht zu lachen. Und sie haben mir eine gute Einstellung zur Arbeit vermittelt. Das alles möchte ich an meine Kinder weitergeben. 


Sie sind im Februar 41 Jahre alt geworden. Wie hat sich das angefühlt?
Es fühlt sich gut an. Ich habe viel um die Ohren. Es macht mir Spaß, Mutter meiner beiden Buben zu sein. Und ich liebe es, zusammen mit meinem Mann Filme wie „Pitch Perfect“ zu produzieren. Ich bin in meinem Leben an einem wirklich guten Platz angekommen. Und ich fühle mich heute mehr geerdet als früher, auch beruflich. Ich habe den Eindruck, endlich zu wissen, was ich tue. Früher habe ich mich viel mehr infrage gestellt, heute bin ich in Bezug auf meine Arbeit viel selbstbewusster.


Sie stehen vor der Kamera, Sie führen Regie. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit als Schauspielerin?
Wir Schauspieler sind ja eigentlich sehr selbstsüchtig und egozentrisch, deshalb brauchen wir immer viel Aufmerksamkeit. Doch als Schauspielerin habe ich nun viel mehr Geduld mit einem Regisseur, der nicht sofort Zeit für mich hat, wenn ich ihn etwas fragen will. Denn ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie viel Arbeit und Verantwortung es bedeutet, Regie zu führen.


Wie gehen Sie mit der Konkurrenz in Hollywood um?
Natürlich gibt es in Hollywood Konkurrenz. Aber ich würde das gar nicht so negativ sehen. Im Filmgeschäft gibt es auch viele Freiheiten. Denn ich habe auch viel mehr Kontrolle über meine Arbeit als andere Berufstätige. Das ist eine Freiheit, mit der ich versuche, weise umzugehen.


Der Druck in der Filmbranche macht Ihnen also gar nichts aus?
Ich bin nicht der verletzliche Typ. Es gibt überall so viel Pessimismus und negative Einflüsse, ich versuche immer, mich auf das Positive im Leben zu konzentrieren. Das ist mein Motto. Und ich achte darauf, dass es mir gut geht und meine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Das bedeutet, dass ich vor allem meine Beziehungen zu anderen Menschen pflege.

Tipp

„Love & Mercy“. Der Film handelt von den Beach Boys, die eine der erfolgreichsten Rockbands der 1960er- und frühen 1970er-Jahre waren. Regisseur Bill Pohlad hat „Brokeback Mountain“ und „12 Years a Slave“ mitproduziert. „Love & Mercy“ ist ab 12. Juni im Kino.

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