Cannes: Lars von Trier zeigt brutalen "Antichrist"

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Der dänische Regisseur zeigt im Wettbewerb einen Psychothriller über eine Ehe am Abgrund - mit expliziten Sex- und grausamen Gewaltszenen.

Lars von Trier ist ein Regisseur, der den Zuseher nie kalt lässt. In Cannes stellte der Mitbegründer der Dogma-Bewegung seinen neuen Streifen vor: "Antichrist" läuft im Wettbewerb um die Goldene Palme. Der Film verfolgt die Theorie, dass nicht Gott, sondern Satan die Welt erschaffen hat. Nicht nur der Titel zielt auf eine Kontroverse ab, auch der Inhalt. Inklusive expliziter Sex- und brutaler Gewaltszenen.

Ein Ehepaar, dargestellt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe, trauert um das gemeinsame Kind. Der Mann, ein Therapeut, versucht seiner Frau in ihrer Trauer zu helfen. Sie setzt die Medikamente ab und zieht sich mit dem Gatten in eine Berghütte zurück. In ihrem "Eden" verliert sie jedoch sämtlichen Bezug zur Realität. Gegenseitige Züchtigung und Qualen machen die Ehe zur Hölle. Beide geraten in einen Machtkampf der besonders brutalen Art.

"Antichrist" sorgt in Cannes für Gesprächsstoff und Emotionen, so viele Buhrufe gab es in diesem Jahr in einer Pressevorführung noch nicht. "Ich denke nicht, dass ich mich für meinen Film entschuldigen muss", meinte Lars von Trier und setzte mit Sarkasmus nach: "Ich bin doch der beste Filmemacher der Welt."

Für den Filmemacher war der Film eine Therapie nach Depressionen, sagte der 53-Jährige, der 2000 mit "Dancer in The Dark" die Goldene Palme in Cannes gewinnen konnte. "Die Gewalt nicht zu zeigen, wäre eine Lüge gewesen", so der Filmemacher.

Selbstverstümmelungen

Für "Antichrist" hat er seine Schauspieler nicht lange vorbereitet. "Wir haben nicht viel besprochen. Wir haben einfach gemacht", sagte die französische Schauspielerin Charlotte Gainsbourg. Angesprochen auf die brutalen Selbstverstümmelungsszenen sagte Trier, er habe seine Darstellerin einfach nicht stoppen können. Für Willem Defoe war es, "ein Traum" mit von Trier zu arbeiten. "Er erlaubt keine Vorbereitung, das ist sehr radikal", so der Schauspieler.

Der dänische Filmemacher widmet sein neues Werk dem russischen Filmemacher Andrej Tarkowski (1932-1986). Die Widmung ist für Trier logisch: "Für mich ist er ein Gott", sagte von Trier.

Montag, Abend feiert der "Antichrist" seine Weltpremiere und eröffnet an der Cote d'Azur den Reigen der "Regiealtmeister".

(APA/Red.)

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