Scream! Der Meister blutigen Kinos ist tot

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Regisseur Wes Craven ist 76-jährig in seinem Haus in Los Angeles an einem Gehirntumor gestorben.

Wes Craven wollte nicht zum Horrorkino, doch das Horrorkino wollte ihn. Dass sein Debüt „The Last House on the Left“ ein kontroverser Schocker wurde, lag laut ihm selbst auch an seinen Geldgebern, die sagten: „Holen Sie einfach ihre ganzen Leichen aus dem Keller!“ Fortan war der Regisseur (nicht immer zu seiner Freude) auf Blut und Beuschl abonniert, was man als filmhistorischen Glücksfall betrachten kann: Nur wenige haben das moderne Leinwandgrauen so geprägt wie er.

Craven wuchs in Cleveland auf. Nach einer kurzen Zeit als Akademiker arbeitete er anonym für die Pornoindustrie, 1972 bot ihm sein Freund Sean S. Cunningham einen regulären Regiejob an. Sein Erstling, ein lose an Ingmar Bergmans „Jungfrauenquelle“ angelehnter Mord- und Rachethriller, überrumpelte das Publikum der Vietnam-Krieg-Ära mit ungewohnt roher Inszenierung von Gewalt – in Deutschland steht er immer noch auf dem Index. Mit „The Hills Have Eyes“ folgte ein ruppiges Terrorstück über Atomversuch-Mutanten, seinen ersten großen Kassenerfolg landete Craven 1984 mit „A Nightmare on Elm Street“, in dem Robert Englund als ikonischer Albtraum-Killer Freddy Krueger (mit entstelltem Gesicht und Klingenhand) einer Gruppe von Teenagern schlaflose Blutnächte beschert. Das nach wie vor unheimliche Schauerwerk erlangte rasch Kultstatus und gebar fünf (von anderen inszenierte) Sequels.

In den Neunzigern war Craven dann einer der Ersten, die die Kommerzialisierung des Horrorgenres sowie dessen obsessive Fankultur reflektierten: In der selbstironischen Metafiktion „New Nightmare“ (1994) ließ er Freddy die Darsteller aus „A Nightmare on Elm Street“ verfolgen. In der Eröffnungssequenz der Slasher-Dekonstruktion „Scream“ (1996) malträtiert der „Ghostface Killer“ sein Opfer mit einem Horrorkino-Quiz. Bis zu seinem Tod drehte Craven zwischen weiteren „Scream“-Ablegern (zuletzt Teil vier) und kleineren Genrebeiträgen auch ein Musikdrama mit Meryl Streep.

Viele seiner Arbeiten wurden mit (meist schwächeren) Remakes bedacht, MTV adaptierte „Scream“ kürzlich als Serienformat für das Fernsehen. Ein Beleg für die Beständigkeit von Cravens oft visionärem Schaffen, das drei Kinogenerationen in Angst und Schrecken versetzte – seine Albträume sind für die Ewigkeit. (arn)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2015)

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