Vorschau: Killerhasen und Kampffrösche beim Slash-Filmfestival

(c) Slash
  • Drucken

Was uns im Alltag zu nahe geht, findet beim Slash-Filmfestival auf die Leinwand. Rund 40 Genrearbeiten werden in den nächsten Tagen im Filmcasino präsentiert, die meisten sind Österreich-Premieren. Schwerpunkte liegen auf US- und asiatischen Produktionen.

Bereits zum sechsten Mal lädt das Wiener Slash-Filmfestival dazu ein, sich in die Welt des fantastischen Films vorzuwagen, wo das Unheimliche, Monströse und Zügellose sein lustvolles Leinwandunwesen treibt. Eröffnet wurde gestern im Gartenbaukino mit Karyn Kusamas düsterem Sektenthriller „The Invitation“. Bis 27. September werden rund 40 Genrearbeiten im Filmcasino präsentiert. Die meisten sind Österreich-Premieren, einige finden in Anwesenheit der Filmemacher statt.

„Genre“ ist hierbei nicht als Einschränkung zu verstehen, sondern als Entgrenzung – wo sonst in der österreichischen Festivallandschaft findet man die Skurrilität eines hasenartigen Ungetüms mit Riesengemächt („Bunny the Killer Thing“) neben Psychodramödien („Nasty Baby“), deren hintersinniger Spannungsplot es schafft, etwas über Kinderlosigkeit und Klassendifferenzen zu erzählen? Man kann den Genrefilm als das Unbewusste des Kinos denken, den Ort, an den all das gedrängt wurde, was uns zu nahe geht und daher im Alltag einer diskreten Schweigepflicht unterliegt: Sexualität, Tod, Gewalt, Angst, Hass und Trauer.

Der Schwerpunkt der zehntägigen Veranstaltung liegt auf US-Independent-Produktionen (darunter die Kinderzombie-Komödie „Cooties“ mit Elijah Wood), aber auch Asien ist heuer stark vertreten: So sind gleich drei grundverschiedene Werke des japanischen Kinopunks und Vielfilmers Sion Sono zu sehen, das irrwitzige Gangsta-Rap-Musical „Tokyo Tribe“ ist von diesen noch das gewöhnlichste. Auch den diesjährigen Abschlussfilm liefert ein Tausendsassa aus Nippon. Sein „Yakuza Apocalypse“ mit Vampirmafiosi und einem unbesiegbaren Kampfkünstler im Froschkostüm war schon in Cannes einer der unterhaltsamsten Beiträge.

Als Ehrengast hat sich der Brite Bernard Rose angekündigt: Gezeigt wird neben dem Gruselklassiker „Candyman“ auch eine moderne Frankenstein-Adaption des Regieveteranen. Ein weiteres Retroschmankerl bietet die 35-mm-Sonderprojektion des kultigen Fantasyabenteuers „Masters of the Universe“ mit Hörspieltheater-Vorprogramm. Auch nicht ohne: Noel Marshalls bizarres Langzeit-Tierfilmprojekt „Roar“ (1981), in den Hauptrollen Hitchcock-Mimin Tippi Hedren und ein Rudel angriffslustiger Löwen.

Wer stirbt am schönsten?

Das Slash versteht sich seit seiner Gründung als Publikumsfestival, geschätzt für seine offene, kollegiale Atmosphäre – auch dieses Jahr stammt ein nicht unwesentlicher Teil des Budgets aus einer Crowdfunding-Kampagne. Dementsprechend zelebriert ein vielfältiges Rahmenprogramm die Horror- und Fantasykultur auch außerhalb des Kinosaal: Der traditionelle Zombie-Walk vom Museumsquartier ins Filmcasino darf nicht fehlen, darüber hinaus gibt es Konzerte, Diskussionen und Partynächte.

Veronika Franz und Severin Fiala, deren abgründiges Psychoterrorspiel „Ich seh, ich seh“ am 11. September als „Goodnight Mommy“ in den USA angelaufen ist, veranstalten am Sonntag ein Casting der besonderen Art: Gesucht werden nämlich Opfer für ihren kommenden Slasher „Screen Death“. Interessierte sind aufgefordert, nach Voranmeldung ihren schönsten sterbenden Schwan hinzulegen – die Todesmutigsten dürfen dann auch vor der Kamera das Zeitliche segnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.