"Maze Runner 2": Durch die Wüste mit den Zombies

Maze Runner
Maze Runner(c) Twentieth Century Fox
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Der zweite „Maze Runner“-Film mit dem Subtitel „Die Auserwählten in der Brandwüste“ entwirft ein tristes Bild der Zukunft. Die Handlung dreht sich im Kreis.

Der Heilsbringer dieser fiktiven Welt heißt Thomas. Im ersten „Maze Runner“-Film brach eine Gruppe von mehreren Buben und einem Mädchen unter seiner Führung aus einem gigantischen Labyrinth aus – nur um im zweiten Teil mit dem ergänzenden Titel „Die Auserwählten in der Brandwüste“ in einer Art militärischer Einrichtung zu landen. Auch hier hallt ständig „Thomas!“ durch die Gänge, denn der Jugendliche will sich partout nicht anpassen. Vielmehr ist er misstrauisch, geht auf Wanderschaft, um den Fehler in diesem System zu entdecken. Er wird schnell fündig.

Denn dem diabolischen Unternehmen WCKD (man spricht es „wicked“ aus, das bedeutet böse) ist er keineswegs entkommen, er gelangt lediglich in eine andere Abteilung. In einem geheimen Raum hängen dort Jugendliche herum – im wörtlichen Sinn, mittels Kabel von der Decke. Durch Schläuche wird ihnen Lebenssaft abgezapft. Die solcherart dort versammelten, aus mehreren Labyrinthen befreiten Teenager sind immun gegen eine grassierende Epidemie, die einen Großteil der Menschen in Zombies verwandelt hat. Ehe er zum komatösen Blutspender gemacht wird, kann Thomas fliehen – mit ihm seine Freunde, etwa der loyale Minho (Ki Hong Lee), der stets kritische Newt (Thomas Brodie-Sangster) und Teresa (Kaya Scodelario), das einzige Mädchen der Gruppe.

„Thomas, sag uns, was du gesehen hast“, fragen sie ihn. Und: „Thomas, wohin gehen wir?“ Er hat keine Ahnung, geht aber trotzdem los. Keine fünf Minuten würde er in der feindlichen Welt, die das Labor umgibt, überleben, prognostiziert der zwielichtige Janson (Aidan Gillen spielt ihn, schleimig wie in „Game of Thrones“). Tatsächlich ist die imposante Wüste, durch die Zombies streunen, nicht die erhoffte freie Welt. Später kommt die Gruppe in eine Art anarchische Stadt, die ein wenig an futuristische Filme wie „Mad Max“ erinnert.

Bei Thomas erwacht die Sexualität

Besonders erhellend ist das aber nicht. Zwar rennen Thomas und seine Freunde die meiste Zeit, voran kommen sie dabei kaum. Vielmehr dreht sich die Handlung im Kreis. Dabei sollte der zweite Teil der geplanten Trilogie, ebenfalls unter der Regie Wes Balls, erklären, wieso die Jugendlichen ins Labyrinth gesperrt wurden – zu Forschungszwecken nämlich. Genauer erläutert wird das nicht, vielleicht ergäbe es auch gar keinen Sinn.

„Maze Runner“ ist nicht die einzige Filmreihe, die eine düstere Zukunft entwirft, Jugendliche zu Helden kürt, und sie ist nicht die spannendste. In den thematisch ähnlich gelagerten „Hunger Games“-Filmen (Teenager gegen scheinbar übermächtiges System) täuscht Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence mit ihrer wunderbaren Darstellung der zugleich harten und sensiblen Katniss über Handlungsfehler hinweg. Ähnlich eindrucksvoll ist Shailene Woodley im Film „Divergent“, dessen zweiter Teil auf der Handlungsebene geschwächelt hat. Der Cast um Hauptdarsteller Dylan O'Brien in „Maze Runner“ fesselt weniger. Als männlicher Gegenentwurf zu den beiden zuvor genannten Reihen, in denen junge Frauen die Hauptrolle spielen, taugt „Maze Runner“ kaum: Thomas bleibt als Figur zu flach.

Alle drei Buch- und Filmreihen lassen sich als Metaphern für die Adoleszenz lesen. Thomas stellt die Ordnung infrage, so wie Jugendliche ihre Rollen überprüfen, neu definieren und dabei lernen müssen, selbst zu entscheiden, um erwachsen zu werden. Nachdem ein zweites Mädchen zur Gruppe stößt, erwacht bei Thomas die Sexualität. Zugleich versucht er, sich von WCKD-Chefin und Mutterfigur Ava Paige (Patricia Clarkson) zu emanzipieren. Diese kontrollierende „Helikopter-Mutter“ versucht tatsächlich, ihn mittels eines Fluggeräts einzufangen.

Argwohn gegen Mächtige und Mädchen

Bei Thomas geht es nicht um für Jugendliche übliche Entscheidungen wie für oder gegen ein Studium, er muss ein extremes Dilemma lösen: Soll man skrupellosen Forschern helfen, wenn damit die Zukunft der Menschheit gesichert werden kann? Er bleibt skeptisch. Dieses Misstrauensmotiv ist freilich auch sehr amerikanisch. „Trust no one“, vertraue niemandem, hieß es schon in „Akte X“, das sich vom Argwohn gegen die Regierung nährte. In „Maze Runner“ sind es nicht nur die Mächtigen, denen man nicht vertrauen kann, sondern auch die Mädchen, die ständig etwas verbergen. Einem 16-jährigen Buben mag das vertraut vorkommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2015)

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