Emma Watson: »Hypnose ist mir unheimlich«

Emma Watson hat englische Literatur studiert und lässt sich zur Yogalehrerin ausbilden. Und solange es gute Angebote gibt, will sie als Schauspielerin arbeiten.
Emma Watson hat englische Literatur studiert und lässt sich zur Yogalehrerin ausbilden. Und solange es gute Angebote gibt, will sie als Schauspielerin arbeiten.(c) APA/EPA/PACO CAMPOS (PACO CAMPOS)
  • Drucken

Schauspielerin Emma Watson spricht im Interview über ihren neuen Film »Regression«, ihre »ziemlich normale Kindheit« und ihre Arbeit als UN-Botschafterin. Außerdem verrät sie ihre effektivsten Strategien, um mit dem Trubel um ihre Person umzugehen.

Ex-Kinderstar, UN-Botschafterin für Frauenrechte, Schauspieltalent: Emma Watson erfüllt viele Rollen. In Alejandro Amenábars Thriller „Regression“ (seit Freitag im Kino) spielt sie ein Mädchen, das offenbar Opfer einer satanistischen Sekte wurde, und sich in die Arme der katholischen Kirche flüchtet.


Alejandro Amenábar hat uns erzählt, dass Sie sich innerhalb von 24 Stunden für diese Rolle entschieden haben. Wissen Sie immer so schnell, was Sie wollen?

Emma Watson: Ja, ich treffe Entscheidungen meist aus dem Bauch heraus. Wenn ich zu lange grüble, ist das immer ein schlechtes Zeichen. Das kann manchmal recht frustrierend sein für andere, wenn sie mich umstimmen wollen. Das ist nämlich nicht einfach.


Das Mädchen, das Sie in „Regression“ spielen, ist eine Rolle mit doppeltem Boden.

Ja, sie war auch nicht einfach zu spielen, aber sobald ich Alejandro traf, war mir klar, dass ich sie hinbekommen würde. Er half mir, sie so zu formen, dass sie glaubwürdig bleibt – sogar, wenn sie es eigentlich nicht ist.


In „Regression“ lebt eine Kleinstadt in Angst vor einer satanistischen Sekte, und eine Hypnosetherapie soll helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Würden Sie so etwas ausprobieren?

Oh nein, mir ist Hypnose unheimlich. Unser Verstand ist eine sehr mächtige Maschine, und wir müssen vorsichtig sein, wen wir darin herumstochern lassen. Ich würde niemand anderem die Kontrolle über mein psychisches Wohlbefinden überlassen. Wenn ich eine Therapie mache, dann muss das eine sein, die mir erlaubt, mir selbst zu helfen.


Was hilft Ihnen, im Gleichgewicht zu bleiben?

Ich bin dabei, mich zur Yogalehrerin ausbilden zu lassen. Ich war letztes Jahr bei einem Meditationstraining, bei dem ich mich einem Schweigegebot unterzogen habe. Mir hilft das, ich interessiere mich schon lange für Buddhismus. Und es tut mir gut.


Die Regressionstherapie scheint ja auch die Grenze zwischen realen und falschen Erinnerungen zu verwischen. Ist Ihnen das Gefühl vertraut?

Ja, vieles verschwimmt im Rückblick. Ich bin schlecht darin, mich zu erinnern, welche Dinge wann genau passiert sind, bei welchem Film – alles wird zu einem Matsch. Ich traue meinem Gedächtnis nicht.


Liegt das daran, dass Sie durch Ihre Arbeit an den „Harry-Potter“-Filmen keine richtige Kindheit hatten?

Eine normale Kindheit hatte ich bestimmt nicht, das ist richtig. Aber je mehr Leute mir von ihrer Kindheit erzählen, desto klarer ist mir: Eigentlich hat doch niemand das, was wir als normale, idyllische, perfekte Kindheit verstehen. In Anbetracht der ungewöhnlichen Umstände, unter denen ich aufgewachsen bin, waren die meisten Dinge, die ich durchgemacht habe, doch ziemlich normal – vielleicht in einem anderen Maßstab.


Sie haben jetzt Ihr Studium abgeschlossen, und dann ist da ja auch noch die Arbeit als UN-Botschafterin für Frauenrechte – wie soll es jetzt weitergehen?

Eines der guten Dinge an meinem Abschluss ist, dass ich jetzt wieder zwei Hauptrollen annehmen konnte, und solange ich gewollt werde, möchte ich damit auch weitermachen. Und die Arbeit für die UNO ist wirklich beglückend, ich lerne dabei so viel.


Sie haben einmal erzählt, dass Ihnen das Tagebuchschreiben wichtig ist. Hat Ihnen das auch für Ihre Rede vor den Vereinten Nationen geholfen, die ja sehr persönlich war?

Absolut. Denn bei allem Respekt, Interviewsituationen wie diese hier sind nicht geeignet, um was fürs Leben zu lernen. Also schreibe ich, um meine Gedanken zu sortieren. Für mich war das immer wichtig, weil ich durch meine Arbeit schon als Kind nie viele Gelegenheiten hatte, wo ich Fehler machen, richtig alberne Dinge sagen durfte.


Haben Sie Menschen, die Sie in solchen Fällen beraten?

Ja, ich bin von Menschen umgeben, denen ich vertraue. Es hat lange gedauert, bis ich wusste, wer mir wirklich die Wahrheit sagt, und wer mir nur sagt, was ich vielleicht hören will. Zum Glück waren meine Eltern nie auf meine Schauspielkarriere konzentriert, sie haben nie auf meinen Erfolg hingearbeitet. Im Grunde ist es ihnen immer egal gewesen, solange ich nur glücklich bin.

Steckbrief

1990 wurde Emma Watson in Paris geboren.

2000 setzte sie sich bei einem Casting gegen 4000 Bewerberinnen durch und erhielt die Rolle der Hermine Granger in den Harry-Potter-Filmen. Nach dem Ende der Potter-Reihe folgten Erfolgsfilme wie „The Bling Ring“ und „Noah“.

2014 machte sie an der US-amerikanischen Brown University ihren Bachelor in englischer Literatur.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.