Pasolinis rauer Schauspielstar

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Portrait of Franco Citti AUFNAHMEDATUM GESCH�TZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY Copyright Le(c) imago/Leemage (imago stock&people)
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Nachruf. Franco Citti, eine der großen Entdeckungen des italienischen Neorealismus, ist am Donnerstagabend im Alter von 80 Jahren in Rom gestorben.

Die meisten kennen ihn wohl als Al Pacinos Leibwächter Calò aus „Der Pate“, wo er die kultige Sentenz „In Sizilien sind Frauen gefährlicher als Schießeisen“ zum Besten gab. Seine größten Leistungen lieferte er allerdings zehn Jahre früher unter der Regie von Pier Paolo Pasolini, den er über seinen älteren, ebenfalls im Filmgeschäft tätigen Bruder, Sergio, kennengelernt hatte. Pasolini besetzte den aus einfachen Verhältnissen stammenden Citti in seinem Regiedebüt „Accattone“ (Deutsch: „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“). Der junge Römer ohne Schauspielerfahrung fand damit auf Anhieb die Rolle seines Lebens. Seine Darstellung des titelgebenden Schmarotzers Vittorio Cataldi, der sich in der römischen Peripherie mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, wurde zum Emblem einer neuen, authentischen Rauheit im Kino. Seine Stimme wurde nachsynchronisiert, aber in seinem ausdrucksstarken Antlitz und dringlichen Habitus bündelten sich die Schönheit, der Stolz und die Verzweiflung einer verlorenen Generation.

In Pasolinis zweitem Film, „Mamma Roma“, konsolidierte Citti dieses Image und arbeitete in den 1960ern und 1970ern noch etliche Male mit seinem Entdecker zusammen, besonders markant in dessen Interpretation der Sophokles-Tragödie: „Ödipus Rex“. Weiters spielte er in Filmen anderer renommierter Regisseure wie Valerio Zurlini, Elio Petri und Marcel Carné, war sich aber auch für Genretitel nicht zu gut. Darunter finden sich einige Komödien seines Bruders („Ostia“, „Il Minestrone“); 1997 beteiligte er sich sogar an der Regie von Sergios „Cartoni animati“. In der aktuellen Rom-Reihe des Österreichischen Filmmuseums, die bis 11. Februar läuft, kann man Citti, der am Donnerstag nach langer Krankheit gestorben ist, in drei Klassikern („Accattone“, „Mamma Roma“, „Roma“ von Federico Fellini) bewundern und betrauern. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2016)

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