Kate Hudson: „Wenig sprechen, viel lachen“

APA/AFP (LEON NEAL)
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Kate Hudson fand für ihre neueste Filmrolle den Panda in sich und hat ihre Karrierewünsche schon als Neugeborene deponiert.

Kate Hudson lächelt: Sogar an diesem Morgen in Berlin verbreitet die 36-jährige US-Schauspielerin beim Interviewtermin in einem Berliner Luxushotel sofort gute Laune. Dabei hat sie einen Langstreckenflug und eine lange Premierennacht hinter sich. Sollte es ein Schauspiel-Gen geben, hat Kate Hudson eine doppelte Portion davon abbekommen: sowohl von ihrer Mutter, Hollywood-Ikone Goldie Hawn, als auch von ihrem Vater, Bill Hudson – beide Schauspieler. Nach der Trennung ihrer Eltern wächst Kate bei ihrer Mutter und deren Partner Kurt Russell auf, der mit „Die Klapperschlange“ zum internationalen Leinwandstar wurde. Russel wird ihr Ziehvater, offiziell und auch emotional. Erste Erfolge feierte Hudson mit Filmen wie „Desert Blue“ (1998) und „Tödliche Gerüchte“ (2000). Der Durchbruch gelingt ihr mit „Almost Famous – Fast berühmt“ (2000), die anrührende Rolle des Groupies Penny Lane brachte ihr einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung ein. Im Animationsfilm „Kung Fu Panda 3“ hat die zweifache Mutter ihre Stimme nun der Pandadame Mei Mei geliehen.

Wie haben Sie Ihren inneren Panda gefunden?
Gute Frage! Letztendlich musste ich eher meine innere Mei Mei finden. So heißt ja die Pandadame, die ich spreche. Sie ist temperamentvoll, streitlustig, frech und selbstbewusst. Diese Eigenschaften musste ich in mir aktivieren. Aber es ist ja immer so: Wenn das Drehbuch gut geschrieben ist, fällt es mir nicht schwer. Ich laufe im Studio herum, mache meinen Job, das ist ein großer Spaß.


Und wie erleben Sie es, als Schauspielerin nur Ihre Stimme und nicht wie gewöhnlich ihren ganzen Körper einzusetzen?
Das ist ungewöhnlich. Denn ich stehe da allein, isoliert in meiner Sprecherkabine. Und an manchen Stellen soll mein Text groß und expressiv klingen. Denn ich muss der Computeranimation ja diesen zusätzlichen Schuss Energie verpassen, um sie ganz zum Leben zu erwecken. Ich musste erst einmal lernen, allein zu spielen, ohne einen Partner, auf den ich reagiere. Aber es hat eindeutig auch
Vorteile, nur zu sprechen und nicht gesehen zu werden.


Welche Vorteile sind das?
Ich kann einfach so kommen, wie ich bin. Und ich brauche weder Make-up noch einen Friseur, der mir die Haare macht. Ich spreche ein paar Sätze, lache viel und kann wieder nach Hause fahren.


Welche Eigenschaften eines Pandas hätten Sie gern?
Wäre es nicht fantastisch, immer so faul sein zu dürfen? Was machen sie den ganzen Tag? Sie essen, schlafen und sind die ganze Zeit mit ihrer Familie zusammen. Ich weiß ja nicht, ob sie immer gut gelaunt sind. Aber mir gefällt die Vorstellung eines einfachen Lebens, das auf die existentiellen Dinge reduziert ist.


Eine der Botschaften des Films lautet: „Finde heraus, wer du bist!“ Wie haben Sie das herausgefunden?
Ich bin immer noch ständig damit beschäftigt. Das ist ein Prozess, der sich konstant durch mein Leben zieht. Wer bin ich? Das verändert sich, verschiebt sich in andere Richtungen. Und je älter ich werde, desto mehr entdecke ich, was alles in mir drinsteckt. Manchmal entdecke ich auch Dinge an mir, die mir nicht mehr gefallen, sie versuche ich dann zu ändern. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch. Aber ich versuche, ein besserer Mensch zu werden, für all jene, die mir wichtig sind. Wissen Sie, was mir an dem Film gefällt?


Erzählen Sie es mir.
Mein Sohn Ryder ist jetzt zwölf Jahre alt. In diesem Alter fängt man damit an herauszufinden, wer man ist. Gerade für Jungs ist das eine wichtige Zeit. Und für viele Kinder ist es schwer, gerade wenn sie adoptiert wurden, wie der Panda im Film – der gute Unterhaltung bietet, aber er hat er auch dieses sehr profunde Thema, das mich sehr anspricht.
Wann entdeckten Sie die Liebe zur Schauspielerei?
Meine große Leidenschaft waren Musik, Tanz und wenig später kam Schauspielen dazu. Meine Mutter hat mir erzählt, ich hätte schon während der Geburt die Beine nach oben geworfen. Ich habe meinem Vater einmal gesagt: „Ich habe kein Problem damit, mein Geld in einer Boutique zu verdienen, wenn ich gleichzeitig im kommunalen Theater oder in einer Band spielen kann.“ Es ging mir immer um die Kreativität und um nichts anderes. Und dann hatte ich einfach Glück. Jetzt kann ich sogar vom Spielen leben.


Angeblich haben Sie schon als Kind mit ihren Brüdern und der Videokamera Ihrer Eltern Horrorfilme gedreht. Stimmt das?
Wir haben versucht, Filme in allen möglichen Genres zu machen. Aber meine Brüder liebten Horrorfilme: „Nightmare on Elm Street“ und „Freitag der 13.“. Wir hatten eine Nanny, die ein völlig ver-
rückter Horrorfan war. Mit ihr haben wir all diese Filme gesehen, für die wir definitiv viel zu jung waren. Sie sagte immer: „Erzählt das auf keinen Fall euren Eltern!“ Wir haben dann versucht, solche Geschichten nachzuspielen. Als einziges Mädchen musste ich fast immer das Opfer spielen. Sehr selten bin ich mit dem Leben davongekommen. Das Kunstblut haben wir aus Kurts (Russells, Anm. d. Red.) Make-up-Wagen organisiert, wenn niemand da war.


Wie haben Sie es erlebt, als einziges Mädchen mit lauter Buben aufzuwachsen?
Ich fand es großartig! Aber ich kannte es ja auch nicht anders. Und wissen Sie was? Ich kann sofort erkennen, ob eine andere Frau auch nur mit
Brüdern aufgewachsen ist. Diese sind anders.


Woran merkt man das?
Sie haben eine dickere Haut. Und sie gehen die Dinge mit einer etwas maskulineren Haltung an. Irgendwie sind wir Frauen, die mit Brüdern aufgewachsen sind, sportlicher und fühlen uns in einer Runde von Männern wohler. Ich sehe das sofort. Wenn du mit Brüdern aufwächst, versuchst du immer, mit ihnen mitzuhalten und nicht nur mit ihnen, sondern auch noch mit ihren Freunden. Du bist ständig von einer Truppe müffelnder Burschen umgeben. Das hat mich geprägt. In dieser Welt kennt man sich irgendwann aus, wenn man drei Brüder hat. Meine Freundinnen wurden so zu einer Art Ersatzschwestern. Das wurde eine sehr enge Verbindung. Und die meisten von ihnen sehe ich deswegen heute noch.


Von außen betrachtet hatten Sie eine sehr ungewöhnliche Kindheit. Haben Sie das auch so empfunden?
Für mich war es normal. Als Kind kannte ich ja nichts anderes, ich habe den Beruf meiner Eltern als nichts Besonderes empfunden. Wenn mir andere Kinder erzählt haben, dass ihre Eltern als Lehrer oder Ärzte arbeiten, war das eine fremde Welt für mich. Außerdem sind meine Eltern sehr bodenständige Menschen.


Was ist Ihnen bei der Erziehung Ihrer beiden Kinder wichtig?
Meine beiden Söhne sind der Mittelpunkt meines Lebens. Ich möchte, dass sie glücklich sind, ein starkes Selbstwertgefühl entwickeln und furchtlos durch das Leben gehen. Aber ich weiß, ich kann sie nicht davor bewahren, ihre eigenen Fehler zu machen.
Wie bewahren Sie Ihre positive Lebenseinstellung?
Ich mache mir immer wieder deutlich, dass ich nur dieses eine Leben habe. Das hört sich jetzt hoffentlich nicht wie ein Klischee an. Ich glaube, meine positive Grundeinstellung hängt vor allem damit zusammen, dass ich mein Leben mit Leidenschaft lebe. Es geht nicht darum, immer glücklich zu sein. Das funktioniert nicht. Kreativität und Glück lassen sich nicht immer vereinbaren. Aber ich möchte mein Leben so weit wie möglich kreativ gestalten und so bewusst wie möglich erleben – die Höhen und die Tiefen.


In wenigen Wochen beginnt die Fußball-Europa-Meisterschaft. Ist es wahr, dass Sie ein Fußballfan sind?
Ich bin nicht nur Fan. Ich bin ein sehr großer Fußballfan. Als ich jung war, habe ich selbst gespielt. Und das war eine ganz große Sache für mich. Weil ich in Los Angeles lebe, unterstütze ich natürlich Galaxy. Das ist unser Team. Bei der Weltmeisterschaft drücke ich unserer US-Nationalmannschaft die Daumen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich manchmal auch für die Briten bin. Schließlich ist mein zweiter Sohn ein halber Brite.


Welches ist Ihr europäisches Lieblingsteam?
Das ist schwierig. Es tut mir wirklich leid, aber es ist keine deutsche Mannschaft, obwohl ich Ihnen gern diesen Gefallen tun würde. Man hat mir übrigens sogar ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft geschenkt. Aber es ist der FC Chelsea. Und wenn ich gerade da bin, gehe ich sogar zu den Spielen.

Tipp

„Kung Fu Panda 3“ mit den deutschen Stimmen von Hape Kerkeling, Gottfried John, Cosima Shiva Hagen ist ab 17.  März im Kino zu sehen. Englische Fassung mit den Stimmen von Kate Hudson, Jack Black und Dustin Hoffmann.

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